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 werden)  ankommen  sehen  und  auf  seine  Fragen  von  
 ihm  erfahren,  dass  Gott  ihn  .angetrieben  h ab e ,  nach  Siam  zu  
 ziehen  und  dort  sein Wort  zu  predigen.  Einige Wochen  darauf  
 schlug  sein  Boot  auf  dem  Flusse  um  und  er  ertrank.  Sein  
 College,  als  er  ihm  dies  berichtet,  habe  hinzugefügt,  dass  Gott  
 ihn  aus  allzu  grösser Liebe  nach  dem Himmel  hinaufgenommen  
 habe.  Wenn  dem  aber  so  war,  warum  hat Gott  ihm  dann  nicht  
 alle  die  Beschwerden  und Mühseligkeiten  der  langen  Reise  gespart  
 und  ihn  lieber  vor  ihrem Anfänge,  als  an  ihrem Ende,  zu  
 sich  gerufen? 
 Eines Tages,  als  ich  in Gesellschaft  von  Capitän  Knox  den  
 Phra Klang  besuchte,  beklagte  sich  derselbe  über  die  protestantischen  
 Missionäre,  die  ihm  von  Gott  als  Schöpfer  aller  Dinge  
 vorsprächen,  aber  doch  auf  seine  Fragen,  woher  er  denn  gekommen, 
   keine  Antwort  geben  könnten.  Sie  geriethen  dann  in  
 Eifer  und  behaupteten,  dass  er  glauben  müsse.  Als  wir  einige  
 Systeme  durchsprachen,  die  in  ihrer  philosophischen  Entwickelung  
 der  buddhistischen  Auffassung  der  Dhamma  nahe  kamen,  
 stimmte  er  bald  der  Erklärung  bei,  dass-die  im  allgemeinen  
 Naturwalten  wirkende  Dhamma  des  Weltgesetzes  beim  Menschen  
 als  harmonisches Verstehen  zum Bewusstsein  durchbricht. 
 Eine  meiner  wichtigsten Bekanntschaften  war  die  des Phra-  
 Alak  (königlichen  Schreibers)  genannten  Edelmannes,  d.h.  des  
 Bibliothekars,  der  über  die  Archive  des  Palastes  gesetzt  war.  
 Er  hauste  mit  seinen  Secretären  in  einer  niedrigen  Kammer,  
 zu  der man  auf  einer  engen  und  verdeckten Bqdenstiege  emporklomm, 
   und  benutzte  ich  jede  Gelegenheit,  ihn  dort  heimzusuchen  
 und  ein  Stündchen  in  der  Atmosphäre  antiquarischen  
 Staubes  zu  verplaudern.  Die  Bücherschätze  wurden  dann  aus  
 ihrem  sichern Verschlüsse  hervorgenommen  und  zum  bequemen  
 Durchblättern  neben  uns  auf  die  Erde  gelegt.  Da  waren  die  
 dicken  Bände  der  Geschichte  Ayuthias  in  eleganten  und  reinlichen  
 Schriftzügen  hingemalt,  die  alten  Chroniken,  so  viele  
 ihrer noch  vorhanden,  die Uebersetzungen  von Epen und Dramen,  
 Romane,  Märchen  und  Fabeln.  Auch  Bildwerke  fehlten  nicht,  
 sowie  einige  Palischriften  mit  zugefügter  Erklärung  im Vernacular  
 für  welche  Zwecke  indess  gewöhnlich  die  Khom-Buch-  
 staben  an  die  Stelle  der  siamesischen  traten.  Schreiber  waren  
 mit  Copien  beschäftigt,  Aufträge  des  Königs  oder  der  Minister  
 liefen  ein,  Schriftstücke  auszufertigen,  junge  Prinzen  kamen  
 herein,  um  die  Hülfe  der  dortigen  Gelehrten  für  schwierige  
 Punkte  ihrer  Schularbeiten  zu  erbitten.  Jeder Sohn  des Königs  
 muss  für  einige  Zeit  das  Mönchsgewand  tragen  und  sich  im  
 Kloster  den  vorgeschriebenen  Pali-Examinationen  unterwerien.  
 Manche  der  englischen  Bücher,  die  der  König  theils  als  Geschenke, 
   theils  im  Aufträge  erhalten  hatte,  wurden  dort  ebenfalls  
 bewahrt,  und  oft  sah  ich  die  Abzüge  englisch  abgefasster  
 Actenstücke,  die  der  König  aus  seiner  Privätdruckerei  zm  Co  -  
 rectur  dahingeschickt hatte,  und  die  ich  dem Bibliothekar  durchsehen  
 half.  Derselbe  bewies  sich  in jeder Weise  zuvorkomme  ,  
 beantwortete meine Fragen,  so weit  er  selbst  dieselben  z u b s e n   
 vermochte,  und  erlaubte  mir  mit  grösser  Liberalität  die  gewünschten  
 Bücher  zu  leihen,  um  sie  zu  H a u s e   zu  übersetzen  
 oder  ausziehen  zu  lassen.  Nur  ging  leider  die  Zeit  meines  
 Aufenthaltes  zu  rasch  zu Ende,  um  die  so  reichlich  sprudelnden 
 Quellen  zu  erschöpfen.  r » „ w 
 Bei den  gelehrten Neigungen  des Königs  herrscht  im Palas 
 viel  literarische  Thätigkeit.  Jährlich  w i r d   e i n   Almanach heraus-  
 ffeeeben  der  das  ganze  Land  mit  den  wichtigsten  Ereignissen  
 bekannt'macht,  und  in  gewissen  Perioden  eine  “ 
 der  die  Leitartikel  von  höchsteigener  Hand  geschrieben  sei  
 sollen.  Häufig  bietet  sich  die  Gelegenheit,  den  Fremden  m  
 Bangkok  Nachricht, von  einem  freudigen  oder  traurigen  F am -  
 lienereigniss  zu  geben,-  und  Seine  Majestät  lässt  sich  dann  1  
 Mühe  nicht  verdriessen,  diese  Mittheilung  selbst  durchzusehen,  
 um  sie  mit  den  blumenreichen  Phrasen  orientalischen  Styles  
 zu  zieren.  Auch  gemeinnützige  Verordnungen  werden  olt  
 durch  Strassenanschlag  bekannt  gemacht.  An  dem  Palastthore  
 las  ich  eines  Tages  die  folgenden  die  neben  einander  aufgeklebt  
 waren.  In  der  ersten  wurden  die  Steuerleute  der  komg-  
 liehen  Böte  ermahnt,  künftighin  genaner  den  ihnen  ge,gebenen  
 Befehlen  en  folgen  nnd  nicht  ihre  «gene  Memung  geltend