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 zubringen  zu  können.  Der  Beamte,  ein  etwas  mürrischer  alter  
 Graukopf,  wollte  sich  durch  keine  bestimmte  Antwort  binden  
 und  bot  mir  ein  Haus  in  der  Stadt  an ,  um  dort  zu  schlafen  
 ;  das schlug ich ab,  um  nicht das vorige Beförderungsmittel  zu  
 verlieren,  ehe  ich  des  neuen  sicher  sei.  Mit  Sonnenuntergang  
 kam  der  Richter,  der  auf  der  ändern  Seite  des  Flusses  wohnte  
 herüber,  mich  im  Boote  zu  besuchen.  Er  bot  mir  unter  grossen  
 Höflichkeitsbezeigungen  seine  Dienste  an  und  versicherte, dass  
 er  mir  in Allem,  so weit  es  in  seiner Macht  stände,  gefällig sein  
 würde.  Auch  kam  in  der  That  noch  vor  Einbruch  der  Nacht  
 ein wohlbedecktes Boot  an  die Seite  des  meinigen,  und  liess  ich  
 meine  Betten  dorthin  tiberbringen.  Da  das  zweite  Boot,  das  
 ausserdem  nöthig  war,  am  ändern Morgen  noch  fehlte,  ging  ich  
 schon  in  der  Frühe  zum  Gouverneur  und  bestand  darauf,  ihn  
 zu  sehen,  obwohl  man  mich  mit  dem  Bescheid  hatte  abfertigen  
 wollen,  dass  er noch  schliefe.  Ich  erhielt zwar das Versprechen,  
 dass  das  Boot  geschickt  werden  solle,  aber  das  Versprechen  
 war  damit  noch  nicht  verwirklicht,  der  Vormittag  ging  mit  ungeduldigem  
 Warten  verloren.  Die  mitgebrachten Bootsleute,  die  
 hier  zur  Ablösung  berechtigt  waren,  murrten,  dass  man  sie  so  
 lange  über  ihre  Zeit  hinaus  hinhalte,  und  machten  Miene,  
 meine Sachen  aus  ihrem  Schiffe  auszupacken  und  zurückzukehren, 
   so  dass  ich  sie  nur  durch  ernste  Drohungen  daran  verhindern  
 konnte.  Wie  ich  hörte,  lag  es  mit  der  Administration  
 dieses  Districtes  im  Argen.  Der  Gouverneur,  durch  sein  hohes  
 Alter  schwachsinnig  und  halb  kindisch,  überliess  die  ganze  
 Verwaltung  den  Händen  einiger  jungen  Leute,  die  sich  unge-  
 scheut  Alles  erlaubten,  da  schlimmsten  Falles  die  Verantwortung  
 nur  ihren  Herrn  treffen  würde,  in  dessen  Namen  sie  handelten. 
   Ich  liess  die  einflussreichsten  darunter  nach  dem  Boot  
 rufen  und  redete  ihnen  dort  stark  in  das  Gewissen  unter  Vorzeigung  
 meiner  Pässe  und  sonstigen  Papiere.  Auch  erreichte  
 ich  dadurch  in  der  That  das  Boot;  doch  tra t  ein  neuer  Aufenthalt  
 durch  Ausbleiben  der  Mannschaft  ein,  bis  ich  mich  mit  
 dem  nach  der  Stadt  gekommenen  Richter  zum  Gouverneur  begab  
 und  meine  Beschwerden  in  Bangkok,  nach  meiner  Ankunft 
 ■ J t 
 ■dort,  in Aussicht  stellte.  Als  sich  in  Folge  dessen  die  Boots.  
 ■mannschaft  einzustellen  anfing,  blieb  noch  die  Ausstellung  des  
 »Passagescheines,  der  nach  allen  möglichen  Behörden  umher-  
 B e s a n d t  werden  musste,  um  unterschrieben  und  besiegelt  zu  
 ■werden.  Der  Gouverneur  oder  seine  Creaturen  schickten  mir, 
 ■  wahrscheinlich  zur  Unterhaltung  in  der  Zwischenzeit,  ein  Mit-  
 »tagsmahl  aus  verschiedenen  Gängen,  doch  wies  ich Alles zurück 
 ■  und  verlangte  nur  prompte  Abfertigung,  die  dann  endlich  am  
 ■Nachmittage  durchgesetzt  war. 
 Die  Stadt  liegt  auf  einer  vorspringenden  Landzunge  von  
 ■zwei  Armen  des  Menam  gebildet.  In  einem  Dämonentempel  
 B a n d   ich  unten  bekleidete Holzfiguren und hohe  Haufen  hölzerne  
 ■Ungarn. 
 R .  Wir  fuhren  zwischen  wohlangebauten  Ufern  hin,  und  auch 
 ■  der  Fluss war  von  vielen  Booten  belebt.  Eines  derselben,  das 
 ■  mit  seiner Waare von Bangkok  heraufgekommen  war,  bot  insei-  
 ■nem schwimmenden  Laden  Zeuge,  Kleider,  Töpfergeschirre  und  
 ■Aehnliches  feil,  indem  es  die  Bedürfnisse  der  Dörfer  am  Ufer  
 ■versorgte  oder  auch  zum  Handel  längs  den  herabkommenden  
 ■Schiffen  anlegfe.  In  Myang  Pan  stand  eine  Pagode  am  Fluss-  
 ■ufer, und Mönche,  die  an  dem  daneben  stehenden Dzayat  sassen,  
 ■wurden  von  den  vorüberfahrenden Bootsleuten  mit aufgehobenen  
 »Händen  verehrt.  Eine  Menge  Kanäle  und  Flussverzweigungen 
 ■  durchschnitten  die wohlbewässerten Felder,  auf denen  die Bauern  
 pm it  der  Ernte  beschäftigt  waren.  Abends  legten  wir  neben  den ÍÏj Dzayat  eines  Klosters  an,  in  dem  mein  Diener  und die meisten  
 [der  Bootsleute  ihr  Schlafquartier  aufschlugen,  da  die  lecken  
 rBöte  halb  voll  Wasser  standen.  Der  Matrose  erinnerte  mich  
 daran,  dass  es Weihnächten  sei,  und  schlug  ich  ihm  vor,  sich  
 lein  Plumpudding  zu  machen,  wenn  er  es  aus  den  vorhandenen  
 I Materialien  zu  Stande  bringen  könne.  Doch  hatte  er  bei  der  
 1 Ungemtithlichkeit  der  Umgebung  keinen  rechten  Muth  dazu. 
 ■ Die  Nacht  war rabenschwarz,  und der in Strömen herabgiessende 
 ■  Regen hatte bald das Dach unserer  Kajüte  durchdrungen,  so  dass  
 I  wir  auch von oben  eingeweicht  wurden;  der Koch machte gleich-  
 I  zeitig  die  Entdeckung,  dass  ihm  sein  Kleiderbündel  abhanden  
 I   gekommen  war,  und  schickte  ich  eine  Botschaft  nach  der  vo