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 alt  geworden  waren.  Sie  gingen  einmal  in  sieben  Tagen,  .später  
 gingen  sie  nur  einmal  im Jab re,  und  zuletzt  hörten  sie  ganz  
 auf.  Dann  verlor  sieb  unter  den  Söhnen  und Nachkommen  des  
 Königsgeschlechts  die  Kenntniss  von  einander  und  der  gemeinsamen  
 Bande, die sie in der Verwandtschaft des Sonnengeschlechts  
 verknüpften.  Die  verschiedenen  Völker  blieben  getrennt;  andere  
 Gebräuche,  andere  Nahrungsweise,  andere  Verfassung  und  
 Sprache  griffen  Platz  unter  den  101  Nationen,  und  so  bestehen  
 101  einander  unverständliche  Sprachen  bis  auf  den  heutigen  
 Tag.  Beim  Ursprung  des  in  Auszeichnung  grossen  Königsgeschlechtes  
 der  Sonne  (Maha-Sämmuti-Raxa-Suri-Vong)  währte  
 das  Menschenleben  eine  Asangkhai  (eine  Ziffer  mit  168 Nullen  
 zwischen  Quadrillion  und  Quintillion). 
 Damals  geschah  es,  dass  ein  Erhabener  unter  den  Maha-  
 Phrohm,  Phrohm-theva  genannt,  in  seiner  Transmigration  die  
 Welt  der  Phrohm  verliess  und,  herabsteigend,  als  die  Zeit  erfüllt  
 war,  in  der  Familie  eines  vornehmen  Edelmannes  geboren  
 wurde,  einem  der Beamten  des Königs Maha-Sammuti-Raxa.  Im  
 Alter  von  16  Jahren  erhielt  er  die  Stelle  seines  Vaters,  und  als  
 er  die  Leiden  und  Unvollkommenheiten  der  Wesen  betrachtete,  
 die  zu  steten  Streitigkeiten  führten,  obwohl  der  treffliche  König  
 Sammutiraxa  die  Vorschriften  aufrecht  zu  halten  wünschte,  so  
 bat  er  um  seinen  Abschied  und  liess  sich  priesterlich weihen,  
 um  in  der  Nähe  einer  Bergeshöhle*)  des  Himavan  als  Eremit  
 zu  leben  und  sich,  von  Früchten  genährt,  den  segensvollen  
 Freundschaftsgebeten,  den  fünf Apija  und  den  sieben  Somabat  
 zu  widmen.  Eine Schaar  von Devas,  Kinnari,  Khonthab,  Suban-  
 Vögel  hatte  sich  eingefunden,  seinen  Hofstaat  zu  bilden,  und 
 *)  Die  Rüsi  oder  Rischi  (Einsiedler)  unterrichten  nach  den  hinterindischen  
 Legenden  in  Waldeshöhlen  die  Fürstensöhne,  die  die  Sinlaprasat  zu  erlernen  
 wünschen,  wie,  nach  Pomponius,  Mela  die  Druiden:  Docent  mnlta  nohilissimos  
 gehtis  clam  et  diu,  vicenis  annis,  aut  in  specu  aut in  abditis  saltibus.  Das Waldlehen  
 der  schon  von  Antonius  znsammengeführten  Einsiedler  verwandelte  sich  
 nothwendig  in  das  coenohitische  Beieinanderleben  in  den  Klöstern,  als  Athanasius  
 die  Sitte  nach  den  wechselnden  Klimaten  des  Nordens  verpflanzte.  Der  Mönch  
 lebt  allein  (jiivos). 
 Vasukri,  der  König  der  Nagha,  hielt  den  Einsiedler  aufrecht  
 durch  Einflössung  himmlischer  Essenzen.  Eines  Tages  erhob  
 sich  ein  fürchterliches Unwetter,  der  Regen  goss  in  Eimern  herunter, 
   und  die  Söhne  und  Töchter  der  Devas,  die  Kinnara  und  
 Kinnari  liefen  eiligst  nach  allen  Seiten  aus  einander,  um  sich  
 vor  dem  Sturme  zu  schützen.  Und  ein  Fräulein  der Thevakhon-  
 thaph  unter  den  Kinnari  flüchtete  in  ihrer  Angst  nach  dem  
 Schlafgemache  des  würdigen  BVahmanen,  und  der  Einsiedler,  
 der  Brahmanen-Herr,  der  Einsiedlerkönig,  fühlte  Liebe  für  das  
 Mädchen  unter  den  Kinnari  der  Thevakhönthapb,  so  dass  nicht  
 lange  nachher  ein  Sohn *) geboren  wurde,  ein  talentvoller  schöner  
 Knabe  herrlichen  Aussehens.  Man  hiess  ihn  mit  Namen  
 Pathara-Kuman.  Einige  Zeit  später  zeugte  er  mit  einer  Baum-  
 Dryade  einen  zweiten  Sohn,  Manosan-Kuman  genannt.  Diese  
 Söhne  vereinigten  in  sich  die  Weisheit  und  Gelehrsamkeit  beider  
 ihrer  Eltern.  Priesterlich  geweiht,  träten  sie  in  den  Stand  
 der  Eremiten  und  wurden  mit  ekstatischen  Verzückungen  gesegnet, 
   die  fünf Apija  und  acht Somabat  beobachtend  und  ihren  
 Vater  und  ihre  Mutter  ehrend,  bis  beide  von  dieser  Welt  hinweggenommen  
 wurden. 
 Nun  ereignete  es  sich  eines  Tages,  dass  Phra-Päthara,  der  
 Einsiedler,  sich  in  die  Luft  erhob  und  sich  nach  dem  Khob-  
 Chakkravan  (dem  den  Erdkreis  umgebenden  ßergwall)  begab.  
 Dort  verfertigte  er  eine  Abschrift  von  der  einen  Art  der  Pe-  
 thangkha  und  den magischen Zauberformeln derVetha.  Dann auf  
 dem Rückwege seinen jUügeren Bruder ManoSan mit sich nehmend,  
 begab  er  sich  nach  der  Residenz  des  Königs  Mahä-Sammutirat  
 und  legte  den  heiligeü - Text  der  Pfethangkha  vor  ihm  nieder,  
 sowie  die  den  König  betreffenden  Zauberformeln.  Nicht  lange  
 nachher  gab  Pathara-Dabot  das  Einsiedlerleben  auf  und  wurde  
 zum  Raxa-Parohit  ernannt,  um  den  König Maha-Sammutirat  zu  
 unterrichten. -  Auch  Manosan  folgte  seines  Bruders Beispiel  und  
 trat  in  die Dienste  des Königs.  Und  der König  erhob Manosan  zu  
 hohen Würden,  mit  der Verwaltung  der  Angelegenheit  der Menschen  
 betraut.  Und  Manosan,  zum  Richter  ernannt,, entschied 
 *)  Eine  Erzählung,  die  ihr  genaues  Pendant  im  Schnee  des  Kazbek  findet.