seinen eigenen Weg zu finden. Ich hielt das Ganze damals
nur für einen jener Ausbrüche der Morosität, denen die meisten
der braven Seeleute unterworfen sind, die, wie Capitäne genugsam
wissen, gewöhnlich dann am Meisten murren und stöhnen,
wenn es ihnen am Besten geht. Erst später, aus anderen Entdeckungen
wurde mir klar, dass ich während der ganzen Reise
einen Galgenvogel um mich gehabt h a tte , der anfangs mein
Vertrauen nur deshalb zu gewinnen gesucht hatte, um später
desto sicherer seine Gelegenheit zu erspähen, und der deshalb
desto eifriger nach Zwist und Streit aussah, je mehr die Reise
ihrem Ende entgegenging.:
Am nächsten Morgen machte ich dem Gouverneur meine
Aufwartung, ein weissbärtiger Alter, der mich freundlich empfing,
aber schlechte Nachrichten güb. Passende Regierungsboote
seien augenblicklich nicht da, und es würde wohl längere
Zeit darüber hingehen, bis sie angeschafft werden könnten. Da
ich indess gegen jeden unnützen Aufenthalt protestirte, wurde
zuletzt ausgemacht, dass mich das von Rahein mitgebrachte
Boot bis zur nächsten Station weiterführen solle. Auch hatte
ich wohlweislich einen Theil meines Gepäckes darin belassen,
damit ich nicht etwa, wenn es zurückkehre, ehe das neue da
sei, mich unversehens auf dem Trocknen sitzen fände. Wir
lagerten während dieser Unterhaltung auf Teppichen mit hohen
dreieckigen Kissen zur Rückenlage und hatten eine zahlreiche
Versammlung als lautlose Zuhörer.
Ich hatte verschiedentlich das Gespräch auf die Ueberreste
des alten Kampeng pet und seine Befestigungen zu wenden gesucht,
der Gouverneur aber brach beständig von den Fragen
ab und bemerkte nur einmal kurz, dass sie auf mehrere Tage
Entfernung in einen unzugänglichen Jungle lägen. Wahrscheinlich
trug die Angst über meine Lust, dort einen Besuch abzustatten,
am Meisten dazu bei, dass die im Anfang der Verhandlung
als höchst schwierig dargestellte Frage der Weiterreise sich
nachher plötzlich so leicht löste. Für nachkommende Reisende
sei aber hier die mir später gewordene Nachricht eingeschaltet,
dass diese Ruinen ganz in der Nähe der jetzigen Stadt liegen
sollen, und also leicht zugänglich, was immer alte freundliehe
iMing gyis darüber oder dagegen sagen mögen. Im alten Kamp-
heng pet war der in goldene Wiege*) gelegte Uthong geboren,
¡dem ein Sageneyklus die Gründung Ayuthia’s zuschreibt, wähle
n d sie ein anderer mit dem am östlichen Arm des Menam
; herrschenden Phra Ruang verknüpft, der eben so gut wie der
Aechter (utilegumadhr) Eyvindr oder Fjalla-Eyvindr wasserd
ich te Körbe zu flechten verstand (Maurer).
Am Mittage des nächsten Tages begab ich mich wieder
an Bord des Kahns, den der Gouverneur mit frischen Kokos-
| missen, Zuckerrohren und anderen Erfrischungen hatte füllen
¡lassen. 'Die sandigen Ufer waren mit Wald bedekt, und konn-
jten wir am Abend wegen der seichten Bänke nur auf weite
i Entfernung anlegen, so dass ich mich auf dem Rücken der
' Bootsleute an’s Land tragen lassen musste. Noch vor der Dämmerung
aufbrechend, fuhren wir zwischen dichtem Wald hin,
bis wir um Mittag an das Dorf Bansu gelangten,-wo unsere
Leute sicli mit einem Vorrathe der Harzfackeln versahen, die
■ dort in der Umgegend verfertigt und exportirt werden. Die
| Häuser standen zwischen den Bäumen des nur halbgelichteten
¡Waldes, hie und da mit einer Bananen-Anpflanzung. Auf der
[Weiterfahrt zeigten sich einige offene Stellen zwischen dem
I Jungle, doch bestand das Dorf der Nachtrast nur aus einigen
I ärmlichen Hütten. Auch hier fand sich die unter den Xong ge-
I bräuchliche Fackelmanufactur. Der Dammer wird aus dem um-
Jgehauenen Baume durch darunter angezündetes Feuer zum Aus-
■ fliessen gebracht und in einer Höhlung angesammelt, um ent-
■ weder zum Verpichen der Boote zu dienen, oder mit Harz ver-
■mischt zur Anfertigung von Leuchtmaterial. Man schüttet ver-
■faultes Holz darauf und lässt es in einer Grube bis zum Ver-
^ ■ d ic k e n stehen, worauf die in Blätter aufgerollte Masse mit
■ Rinden umgeben und durch Rattan festgebunden wird.
Am folgenden Tage blickten mehrfach Häuser und Dörfer
■ zwischen dem Walde hervor. In dem Dorfe Tungan fand ich, in
*) Kitter Kuno (bei Boitzenburg) gelobte, falls ihm ein Sohn geboren würde,
¡so wolle er eine goldene Wiege verfertigen lassen, und das Knäblein solle in Windeln
von Purpur liegen wie ein junger Prinz (Niederhceffer),