mit einem Concert, in welchem sie selbst die Sängerinnen und
Musiker bildeten. Da der Prinz häufig in Verlegenheit war,
die vielfach gestellten Fragen, wenn sie nicht das medicinische
Gebiet betrafen, zu beantworten, so liess er einen zu seinen
Vasallen gehörigen Edelmann rufen, Khun Sara-Prasöt, den er
mir als einen in allen Fächern wohlbewanderten Gelehrten empfahl,
mit dem ich mich in zweifelhaften Punkten berathen
könne. Ich besuchte ihn seitdem mehrfach in einem kleinen
Gartenhause, das er in einer abgelegenen Vorstadt bewohnte,
und fand in seinem Besitz einige seltene Bücher, die manches
Licht auf die ältere Literatur des Landes warfen.
Bei einem meiner Besuche bemerkte mir der Prinz Krom-
luang, dass der König bei seinem letzten Besuche in Pathom-
machedi von einem Pratithan gehört habe, einer wunderbaren
Erscheinung, die sich als helles Licht auf einem nahegelegenen
Berge zeige, aber nicht jede Nacht, sondern unregelmässig. Er
liess mich fragen, ob ich nicht geneigt sei, dorthin zu gehen,
um der Ursache auf den Grund zu kommen. Da meine Abreise
damals schon bevorstand, musste ich solchen, auf längere
und unbestimmte Zeit ausgedehnten Auftrag ablehnen. Auch
andere Mirakel schienen in jener Gegend zu geschehen, denn
wenige Tage darauf hörte ich im Hause eines chinesischen
Kaufmanns gerade ankommende Reisende von einem unheimlichen
Boot übernatürlicher Form und Gestalt erzählen, das
sich kürzlich in Nakhon Xaisi gezeigt habe, und worüber auch
schon an den König Bericht erstattet sei.
Die Seele des Ministeriums war der Phra Kalahom, *)
gefürchtet als Intriguant und selbst als Conspirator, aber wegen
seiner Thatkraft und Fachkenntniss dem Könige unentbehrlich.
Er liebte die Fremden nicht, deren zunehmender Einfluss so'
manche alte Sitte mit dem Untergang bedrohte, machte aber
gute Miene zum bösen Spiel, da er verständig genug war, die
*) Bowring sagt von ihm : His sagacity, his activity, his boldness, his directness
of purpose and consistency of action, excited my admiration from my
first intercourse and that feeling was only strenghthened by more intimate acquaintance.
Unmöglichkeit des Widerstandes einzusehen. Doch war er
auch gegen die einheimischen Missbräuche nicht blind. Als ich
eines Tages im Palaste auf eine Audienz wartete, gerade an
einem Feste, wo der König, wie es häufig geschah, einige
Hunderte oder auch Tausende der Mönche fetirte, sass er neben
mir und bemerkte, auf die Schaaren der mit gefülltem Ränzel
heimziehenden Kapuziner deutend: „Statt diese Bettler und
Tagediebe zu füttern, sollte man sie unter die Soldaten stecken
oder arbeiten lassen; dann wären sie doch noch etwas nütze;
aber so liegen sie dem Lande nur zur Last.“ Erst auf eine
Einwendung meinerseits, statuirte er eine Ausnahme für die
zum Studium Geneigten, - die den Volksunterricht leiteten. Bei
einem späteren Privatbesuche erwiederte er mir auf einige
Fragen, dass ich über solche geschichtliche oder religiöse Streitpunkte
bessere Auskunft von dem Könige erhalten würde, er
selbst verstehe nichts davon »¿hörte aber mit Interesse zu, als
sich das Gespräch auf Technologie und Maschinenbau wandte,
und begleitete sein Nachfragen mit Bemerkungen, die von Sach-
kenntniss zeugten.
Tief befangen in der priesterlichen Gelehrsamkeit seines
Landes ist dagegen der Phra-Klang (der als Minister des Auswärtigen
fungirende Schatzmeister) ■, der aber dennoch offene
Hinneigung zu europäischer Civilisation zeigt. Eines Abends,
wo mich Herr Alabaster auf seine Einladung dorthin begleitete,
wandte sich das Gespräch auf die neue Secte des Buddhismus,
die der König zu stiften suchte, als reforma torisch er Versuch,
alles Fabelhafte und Unglaubwürdige aus'den Palischriften auszuscheiden
und nur die moralische Essenz derselben beizubehalten.
Der Geist, hiess es, würde nach dem Tode des Körpers
unsterblich fortleben, obwohl nicht in der Weise, wie dasNeibban
im Abhidhamma dargestellt würde. Alle Religionen auf der
Erde, bemerkte der Phra-Klang, könnten in zwei Klassen ge-
theilt werden, einmal diejenigen, die andere Mächte zur Hülfe
rufen, wie Kinder nach ihren Eltern schreien, und dann solche,
die die Hülfe in ihrem eigenen Geist finden. Der Unterschied
zwischen Religion und Philosophie ist für den Buddhismus im
Sinne der westlichen Civilisation nicht vorhanden.