eines Ministers fünften Ranges erzählt Finlayson: „Die Weise,
in welcher die Bedienten sich ihm nahten, empörte das menschliche
G-efühl noch mehr, als die demüthigen Geherden beim
Sprechen; denn auf den Befehl, Erfrischungen herumzugeben,
krochen sie auf allen Vieren vorwärts. Auf diese Weise sties-
sen sie zeitweis an die Tische (wie es bei dieser thierischen
Stellung nicht anders möglich war), ehe sie ihren vorigen
Platz wieder erreichten, indem sie rückwärts in derselben Stellung
sich wieder zurückzogen.“ Ein Untergeordneter wird als
Tua oder Chao angeredet, verächtlicher Weise als Müng oder
Eng, ein Gleichgestellter als Thao, ein Höherer als Phra-Kun
(der gütige Meister), als Phra Phutthischaoka (Sie, der Gott
des Sklaven). In der dritten Person ist Man verächtlich (wie
iste), Khao indifferent. In der Rede mit Vornehmen pflegt am
Ende jedes Satzes Khorab (die Befehle sind empfangen), oder
auch Chao Kha (des Herrn Sklave) beigefügt zu werden. Mönche
nennen sich Rub (rupa) oder Form, während im Sanscrit atman
(Seele) in den obliquen Casus oft die Stelle der persönlichen
Pronomina vertritt, wie im Arabischen nafsa-hu, animam sui
(v. Bopp).
Bei den Lao entspricht der Titel Thao dem Phaya der Kha-
men, und wird das im Siamesischen von ihnen für König entlehnte
Wort Chao als persönliches Pronomen (wie auch in Siam)
gebraucht. Der jetzige König erliess einen Befehl, dass das
Wort, um Mitglieder der königlichen Familie zu bezeichnen,
• Chav geschrieben werden sollte, sonst ' wie gewöhnlich Chao,
doch ist die Aussprache in beiden Fällen dieselbe.
Chao bildete früher die höchste Anrede, wie es auch immer
einen Edelherrn *) fürstlichen Geblütes bezeichnet, ist aber jetzt
in den Gesprächswendungen zu der niedrigsten Form der zweiten
Person geworden, wie sie nur an Untergebene gerichtet
wird. Demnach wird die Gottheit mit Chao angerufen, wie im
Englischen mit Thou. In Deutschland kann man, um hohen
Respect auszudrücken, in der dritten Person sprechen, die sonst
nur von Tiefstehenden ohne Beleidigung ertragen wurde. Im
*) Wie das lithauische Patis (selbst) mit Patis (Herr) in Beziehung steht.
Birmanischen bildet die erhabenste Verbindung von Taking und
Paya in Kimbia eine Anrede zweifelhafter Höflichkeit oder doch
nur mässig verbindliche, während Phaya-Taking die Gottheit
ausdrückt. Im Siamesischen -bezeichnet Phra-Chao Gott, Chao-
Phaya die Adligen. In Cochinchina ist Chaü-phe für den König
charakteristisch, als seine rothe Unterschrift andeutend. Phra )
ist siamesisch höchster Titel in den an den König gerichteten
Worten (wie auch das Epithet der Gottheit) und kann nur in
b e s o n d e r e n Fällen durch Phaya ersetzt werden. Ming, das eigentliche
Wort für König oder Fürst, ist in der Anrede als Pronomen
jetzt sogar bis zu einer verächtlichen Nebenbedeutung herabgestiegen.
. . . i
Dem ersten Könige wird als ihm besonders zugehörig der
Titel Phra-Chom-Klao (der Herr des Scheitels auf dem Haupte)
beigelegt,' dem zweiten der Titel Phra-Pin-Klao (der Herr der
Kopfspitze). Wenn die Regierung Gesandte schickt, so heisst
der des ersten Königs Raxa-thut, der des zweiten Upa-thut. Der
erste König führt das Wort Borom, der zweite das Wort Bo-
von in seinen Beinamen. So wird das Wort Boromma (odei
der Höchste) in der Benennung des Palastes (Boromma-Raxa-
vang) und anderer Besitzthümer des ersten Königs verwandt;
das Wort Bovora (ausgezeichnet) bezieht sich auf den Palast
des zweiten Königs (Bovora-Raxavang) und das übrige Eigenthum
desselben. In rascher Aussprache werden indess beide
Worte oft verwechselt oder mit einander vermischt. Der Vat
Bovoranivet wird eben so oft Borommanivat g enannt, der Vat
(Kloster) Borommanivet wie Bovoranivet prononcirt. Der Titel
des zweiten Königs, als Vang-na (des Vorpalastes) entspricht
dem, den der Eimschwemin (der Herr des östlichen Hauses)
in Birma führt.
*) The word Phra now adopted into the Burmese language is, according to
Prof. Wilson, a corruption of the Sanscrit Prabhu, Lord or Master. This appears
to he the mort probable origin of the word. It certainly is not a pure Burmese
word. The orthography of it in ancient stone-inscriptions at Pugan is Bu-rha or
Pu-rha. The Burmese have used the original much, as the Pali-word Dagoba.
The modern word is written Pu-rha (Phayre).