Siam folgten. Unter der Beziehung Trai Yet oder Vetang
(drei Vedas) verstehen die Siamesen den Inbegriff der Wissenschaften.
DasKamphi Saiajasat (das Textbuch der Shastras)*)
wurde mir erklärt als die Trai Phet (Vet) enthaltend, nämlich
die Jru-Phet, die über die Sterne rede, die Sama-Phet, die
über Medicinen und die Yanju-Phet, die Uber das Anzünden
des Feuers handle. Zu den Kamphi-Sai, die die Bewegungen der
Gestirne erklären, gehören die Suriyat und Chakkrithipani betitelten
Bücher. In Sayavet oder Sayasatr sollte Satta den Text
(Kamphi) meinen und Saia wurde im Siamesischen durch Eng
(selbst) erklärt, da das Buch durch ein wohnende Kenntniss verfasst
sei. Als mit dem Vedas vertraut heissen die Brahmanen
Vethasatr.
In einer abgelegenen Vorstadt Bangkoks ist eine Colonie
der Kha angesietlelt, und ich benutzte einen Vormittag, um
mich auf den Kanälen dorthin rudern zu lassen und mit den
besser Unterrichteten und durch ihr Alter Erfahrenen derselben
eine Unterhaltung zu pflegen. Ihre nach Osten gelegene Hei-
math wurde als sehr bergig beschrieben, von einem breiten
Strome durchflossen. Nach der angestellten Bechnung schienen
16 bis 17 Jahre verflossen, seit sie durch die Siamesen, auf
deren Jagden sie gefangen worden, zu Lande herabgebracht
wurden, und erinnerten sie sich, damals viele Monate unterwegs
gewesen zu sein. Sie bewohnen jetzt niedrige Hütten, in deren
Nähe die siamesischen Edelleuten gehörigen Aecker liegen, die
sie als deren Sklaven bebauen müssen. Ehe sie die Feldarbeit
beginnen, beobachten sie eine, dem Tham-Kvan der Siamesen
ähnliche Ceremonie, die kvan-ngo kvan-ma genannt wird. Das
kvan-ngo besteht darin, der Meh-Posoph (der Mutter des Reiskorns)
Kuchen darzubringen. Wenn eine Wohnung sich als
nicht günstig erweist und Unglücksfällen ausgesetzt bleibt, so
wird sie je nach den Umständen verändert oder durch eine
*) Nach dem ceplonischen Buche Mooranamaka ist die erste Kaste die der
Sastria-Brahmas, die zweite die der Paisa-Brahmas, die dritte die der Wysva, die
■vierte die der Grahapatties oder Vellalas, und in den Malabar-Büchern wird jene
gefeiert.
neue ersetzt. Im Tham-Kvan werden Bai-Sri (Glücksblätter)
dargebracht in Körben, die aus dem jungen Laub der Bananenbüsche
geflochten sind. Es giebt zauberkräftige Gathas oder
Mantras, und wer solche kennt, mag sich ungescheut in den
Wald begeben, um dort zu arbeiten.
Das Gesicht der Kha ist länglich und nach oben ausgezogen,
die Nase abgeplattet und aufgestülpt. Die Glieder sind
an sich nicht schlecht gebildet, aber von ungeschlachtem Aussehen,
als nicht im Ganzen symmetrisch zusammenpassend. Die
Haut zeigt verschiedene Schattirungen von brauner und schwärzlicher
Färbung, doch sind die Kha im Allgemeinen dunkler als
die unteren Lao, gleich den meisten Stämmen, die schattenlose
Berge auf den Plateau-Höhen bewohnen. Die Pigment-Ablagerung
findet statt sowohl bei solchen Völkern, die die sauerstoffarme
Luft heisser Tropenländer athmen, wie bei den in den
verdünnten Schichten bedeutender Elevation Lebenden. Seligmann
macht darauf aufmerksam, dass auch in der Schwangerschaft,
wo die zusammengedrückte Brusthöhle nicht frei athmen,
kann, der überschüssige Kohlenstoff schwarze Färbungen erzeugt.
Die rasche Circulation des arteriellen Blutes beim Ath-
men in dichter Atmosphäre regt durch die Fülle des Sauerstoffs
eine lebendige Thätigkeit an , wie sie nur selten mit der
Prognatie im brachycephalischen Typus verbunden ist.
Gleich den Laos spielen die Kha auf der grossen Rohrorgel,
Khen genannt. Ihr Land wird zum Austausch von Messern
gegen Silber durch die weissen Laos aus Viengchan besucht,,
die das Haar hoch aufgebunden tragen und zum Einstecken
von Schmuck die verlängerten Ohren durchbohren, besonders
das linke. Ausserdem kommen die Jay-Ho, Kaufleute
von der chinesischen Grenze, die das Haar ä la chinois frisirt
haben und ihre Güter auf dem Rücken tragen. Sie bringen
besonders Salz, um es gegen Bienenwachs zu vertauschen oder
für Silber zu verkaufen. Das im Lande der Kha gefundene
Silber wird in kleinen Barren von Fingersdicke (ngön liem) in
den Handel gebracht. Die Ankunft dieser chinesischen Kaufleute
wird durch fröhliche Lieder gefeiert, deren erster Vers
beginnt: