Reliquien der grössten Sorte sind bohnengross. und goldfarbig.
Die Mittelsorte, etwa wie ein durchgebrochenes Reiskorn, ist in
der Farbe grüner Juwelen. Die kleinste Sorte ist senfkorn-
gross und an Farbe wie eine vertrocknete Phikunblume. Die
Reliquien (Borromma-that) der Plira-Chedi werden in der glockenähnlichen
Structur (Krah Khang) niedergelegt, die sich gerade
unter der Spitze (jot) über der lotusgestaltigen Thanbat oder
Pariehet erhebt. Industrie-Ritter verfertigen falsche Reliquien
und lassen sie ausgraben, wie in Italien griechische Statuen.
Im Norden Siams behauptete ein Priester, eine Offenbarung
gehabt zu haben, dass die Beichte strenger einzuführen sei, und
forderte das Volk auf, einen Baum niederzuhauen, wann sich
seine Sendung bestätigen würde. Man fand im Innern des
Stammes eine Schachtel mit einer Rolle, die gleichfalls die
Beichte anbefahl, doch gelang es den Behörden, den Priester
zu dem Geständniss zu bringen, dass er selbst dieses Docu-
ment vor mehreren Jahren dort verborgen und gewartet
habe, bis der Baum herumgewachsen sei. Wenn der König
eine Pagode zu bauen beabsichtigt, so sendet er einen Brah-
manen, um die Reliquien auszumessen. In Ermangelung von
Reliquien werden bei Erbauung von Chedi heilige Schriften eingeschlossen
oder Buddhäbilder in die Xan-bua (Lotus-Reihen)
genannten Terrassenköpfe des Gebäudes gelegt. Die Gestalt
des Phra-Sathub repräsentirt emblematisch Buddha. Im Che-
tiya sind Phra-That oder Phra-Tham eingeschlossen, und der
Phra-Phrang enthält meistens kleine Figuren Buddha’s. Die
Eisenstangen auf den Pagoden heissen Jot-Nokum. Die den
Both umgebenden Sema deuten den Platz an, 'wo die runden
Steine der Luk-nimit begraben liegen. Wie die Buddhisten die
Reliquien Buddha’s in den Pagoden verehren, zeigten die
Aegypter viele Theken oder Gräber des Osiris. In Buddha’s
Reliquien theilten sich die streitenden Fürsten und die bekehrten
Städte Indiens (nach Abdias) in die Reliquien des Bartholomäus,
vor dessen Gebeten der Götze Vualdath (Baldad) in Stücke zerbrochen.
Chedi ist eine Stelle, die durch Umkreisen verehrt
wird, oder, wie die Redensart geht, eine Stelle der Verehrung.
Cheti wird als die zu verehrende Spur (Roi) erklärt. Bei den
Laos heisst der Phra-Chedi (Pagode) That. Die ursprüngliche
Form der Pagode war ein steiniger Erdhaufen zur Verehrung
des Heiligen. Die Chedi oder Pagoden des Mon sind rund wie
die Sathub. Die Pagode heisst Phayä, und dieser verwandelt *)
sich bei anhaltender Contemplation in jene. Von den in den
Pagoden niederzulegenden Reliquien sind die Zähne am Meisten
geschätzt und deshalb auch nachgemacht. In Emeldorfs Naturaliensammlung
fand sich (nach Pontanus) ein Zahn Starkadder’s,
eben so riesig, wie der heilige Affenzahn auf Ceylon. Auch
wurden früher die von Siegfried ausgeschlagenen Zähne desselben
in der Kirche zu Lund auf Schonen gezeigt. Als der (310 p.
d.) von Kalinga nach Ceylon gebrachte Zahn mit der Erlaubniss
des englischen Statthalters in der Pagode Maligaouri öffentlich
zur Verehrung ausgestellt wurde (1858 p. d.), schickte der König
Birmas einen Gesandten, um ihn mit der in seinem Besitze befindlichen
Reliquie zu vergleichen. Unter Kalikala (XIIL Jah rhundert)
wurde einer der Zähne Kasyapa’s [ auf Ceylon gefunden
und vom Könige verehrt. Jedes kirchliche Gebäude der Pagoden^
muss auf Reliquien stehen, und im Mittelalter trieben die Vene-”
tianer einen einträglichen Handel mit den in Aegypten leicht
zu erhaltenden Knochen. Während der Cholera in Neapel im
Jahre 1866 p. d. erbrachen Weiber den Kirchhof, um den Leichnam
des Pater Bäcker auszugraben und ihn als Reliquien unter
sich zu vertheilen. Wihida (von wid oder heiligen) sind (nach
Schilter) die Reliquien **) (wie sie auch im Wihän eingeschlossen
werden).
*) Le dieu des Siamois est exempt des passions et il ne ressert aucun mouvement
qui puisse altérer sa tranquillité, mais ils assurent, qu’avant que d’arriver
a cet état, il s’est fait par l’extrême application à vaincre ses passions un changement
si prodigieux dans son corps, que son sang en est devenu hianc (Tachard).
Buddha gab den Reishanfen als Modell der Pagode, und die ägyptischen Pyramiden
hiessen Königsgräber sowohl als Kornkammern. Ans Korn und Brod
bestanden die ältesten Todtenopfer. Den Thraziern und Hellenen waren die Namen
für Korn und Todtenbehältet sprachlich synonym. Den Etruskern galt die
Pforte der Unterwelt für einen Kornbehälter (Rocholz).
**) „Sie werden Knochdhgebäude (eduka) verehren und die Gottheiten aus-
schliessen,“ wird im Mahabharata ^pn den Buddhisten gesagt, wie hei der Aus