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 lässt  man  die  Schaar  der  Brahmanen  herzutreten,  um  aus  ihren  rechtshin  
 gewundenen  Muscheln  (Sang  thakkhinavat)  den  Chao  Fa  mit  heiligem  
 Weihwasser  (Nam-Phra-Phuttha-Mon)  zu  besprengen,  unter  dem  Blasen  
 der  Museheltrompeten,  dem  Klange  der  Hörner  und  dem  dröhnenden  
 Schalle  malayischer  Gong.  Nach  dem  Sprengen  mit  Weihwasser  wird  
 der  Chao Fa  eingeladen,  den Palast  zu  betreten.  Dann  werden  die  geistlichen  
 Würdenträger  (Phra-Söng  Raxakhana)  fetirt,  alle  mit  einander,  
 gross  und  klein.  Die  Brahmanen  vollenden  unterdessen  das  Somphot,  
 indem  sie  in  Kreisen  umherschreiten,  die  heiligen  Segnungen  spenden  
 (thavai  Phrä Phon)  und  sühnen  (tham  kvan),  wie  es  nach den Gebräuchen  
 und  Usancen  des  Königsgeschlechts  (Xatiya-Raxa);  durch  Generationen  
 hindurch  traditionell  überliefert  ist.  Handelt  es  sich  nun  ferner um  einen  
 Phra-Ong-Chao  oder  um  die Kinder  eines  Chao  mit  oder  ohne  Krom,  so  
 sind  die  Festlichkeiten  des  Sokan  weniger  glänzend  als  beim  Chao  Fa.  
 Der Fürstensohn  wird  mit  reichem  Schmuck  geziert  und nach  dem Palaste  
 gebracht,  um  während  7  Tagen  den  buddhistischen  Gebeten  zuzuhören.  
 Während  7  Tagen  werden  den Mönchen  Mahle  bereitet.  Nach  dem  Ab-  
 rasiren  sprengen  die  Brahmanen  aus  ihren  Muscheln  Weihwasser  über  
 den  Chao.  Dann  umkreisen  sie  ihn,  salben  und  räuchern,  nach  dem  vererbten  
 Herkommen  des  königlichen  Stammes  (Raxa-Krakun).  Dies  habe  
 ich  erfahren. 
 F r a g e :   Wie  steht  es  mit  den  Satisfactionsgeldern,  die  dem  Chao  
 thi  Sokan  oder  seinen  Eltern  gebracht  werden? 
 Antwor t :   Bei  dem  Hauptscheeren  eines  Chao  Fa  bringen  die  Chao  
 mit  oder  ohne  Krom  Geschenke  an  Geld  und  anderen  Dingen,  da  der  
 König  ihnen  Erlaubniss  zu  geben  gnädigst  geruht  hat.  Für  den  Sohn  
 eines  Chao  dagegen,  mit  oder  ohne  Krom.  brauchen  die  Chao  Nai  Khun-  
 nang  den  Tham-Kuan  nicht  zu  beobachten.  Ueber die Höhe  des Werthes  
 ist  nichts  festgestellt,  doch  wird  die  dargebrachte  Summe  meistens  ungefähr  
 in  dem  Betrage  von  1  {Pfunde  (Xang)  sein  (80  Tikal),  mag  sich  
 aber  auch  auf  5  Pfund  belaufen. 
 F r a g e :   Was  ist  denn  überhaupt  dieses  Tham-Khuan  Genannte? 
 Antwort :   Hierauf  kann  ich  keine genaue  zutreffende Antwort geben,  
 da  es  ein  in  sich  eigenthümlicher  Brauch  der Siamesen  (Thai)  ist.  Indess  
 scheint  es,  dass,  was man Tham-Khuan nennt,  etwas Blühendes, .Freudiges,  
 Glückliches  und  Ruhmvolles  (Chamrön-sukh-savadi-mongkhon)  bedeutet,  
 und  in  diesem  Sinne,  glaube  ich,  muss  es  erklärt  werden. 
 F r a g e :   Wie  lange  pflegt  man  die  Leichen  der Chao  aufzubewahren,  
 und  was  ist  überhaupt  der  Grund,  den  Körper  des  dahingesehiedenen  
 Königs  (Phra-Soph)  für  die  Festlichkeit  zu  präparireu? 
 *)  Bei  der  orphischen  Inthronisation  wurden  &QOViO[ioi  gesungen. 
 An two r t :   Die  Leichen  werden verschiedentlich,  je nach dem Range,  
 für  2,  3,  4,  6  Monate,  oder  selbst  ein  Jahr  aufbewahrt.  Dies  geschieht,  
 um  genügende  Zeit  für  die  festlichen  Vorbereitungen  des  Leichenbegängnisses  
 zu  haben.  Um  die  Verwesung  zu  hindern,  wickeln  die  Aerzte  die  
 abgewaschene  Leiche  in  Tücher  ein,  dann  giessen  sie  Quecksilber  durch  
 die  Kehle  in  den  Magen,  um  der  Zersetzung  vorzubeugen.  Nachdem  
 mehrere  Löcher gebohrt  sind,  durch  welche die Jauche  und Feuchtigkeit*)  
 abfliessen  kann,  wird  die Leiche vor dem Feuer  gedörrt,  bis  sie vollständig  
 aufgetrocknet  ist,  nur  ein  von  Haut  bedecktes  Skelett.  Die Phanakngan,  
 die  die  Einbalsamirung  verstehen,  sind  nicht  die  gewöhnlichen  Aerzte  
 (Mo),  sondern  die  Concubinen  und  Hausbedienten. 
 Fr a g e :   Wie  verhält  es  sich  mit  den  Festlichkeiten  des  Leichenbegängnisses? 
 Antwo r t :   Man  beginnt  mit  der  Errichtung  von  Bühnen  für  die  
 Khon  (Masken),  Hum  (Marionetten),  Ngui  (chinesische  Lustspiele)  und  die  
 Apparate  für  die  Feuerwerke.  Dann  werden  die  Pfeiler  für  die  Gaukler  
 und  Seiltänzer  aufgestellt,  die  Carroussel  und  die  Zauberlaternen.  Nachdem  
 die  Terrassenschirme  aufgesteckt  sind,  werden  die  Pfade  mit  Sand  
 bestreut,  und  dann,  an  dem  vorausbestimmten  Tage,  bringt  man  die  
 erhabene  Leiche  nach  dem  Verbrennungsplatze.  Alle  Sklaven  im Staube  
 des'Fusses  werden  zusammenberufen,  um  in  langer  Procession das Geleite  
 zuN geben.  Nachdem  verschiedenartige  Thierbilder  gefertigt  sind,  werden  
 die  königlichen  Carrossen  vorgeführt,  meistens  vier  an  Zahl.  In  der  
 ersten  sitzen  die  das  heilige  Gesetz  lesenden  Mönche,  in  der  zweiten  
 junge  Fürs^enkinder,  von  ungefähr  14  Jahren,  die  Blumen  streuen,  die  
 dritte  trägt  die  erhabene  Leiche  und  die  vierte  ist  mit  dem  Sandelholz  
 des  Scheiterhaufens  beladen.  Dann  folgt  die Begleitung,  die verschiedenartigen  
 Thierfiguren  tragend,  unter  der  klagenden Musik  eines  Trauermarsches. 
   Nachdem  die  erhabene  Leiche  eingeladen  ist,  den  Scheiterhaufen  
 zu  besteigen,  sprechen  die  Mönche  die  Gebete  des  Leichentuches  
 (xak  bangSakun),  indem  sie  die Vergänglichkeit des Körperlichen  in  seiner  
 trügerischen  Existenz  des  Scheins  betrachten,  die  den  Keim  der  Zerstörung  
 in  sieh  selbst  trägt.  Und  dann  richten  sie  das  Nachdenken  auf  
 jene  in  geheimnissvolles  Schweigen  verhüllten  Dinge,  auf  das  heilige  
 Nibphanwo   das  selige  Glück  zur  Wirklichkeit  wird  (suk  doeh  theh).  
 Nach  solch  frommer  Andacht  werden  den  Priestern  die  vier  Arten  der  
 Opfergaben  (Chattu-Pacchei),  wiq Kleider u.  s.  w.,  dargebracht.  Währenddem  
 spielen  die  Masken,  Marionetten  und  Theater  (lakhon).  Da  sind  
 peguanische  Tänzer  und  Tänzer  von  Tavoy,  die  Possen  der  Ngui  und  
 transparente  Lichtbilder  siamesischer  und  chinesischer  Art,  oder  auch 
 *)  Nach  Finlayson  wird  aus  der  von  königlicher  Leiche  abgeflossenen  Feuchtigkeit  ein  
 Oel  gekocht,  um  damit  das  im  Tempel  aufgestellte  Bild,  Sema  genannt,  zu  bestreichen.  
 B a s t i a n ,   R eise   in   Siam.  II I.  3 3