baues) gefeiert, in einem Felde der Vorstadt, wo für diesen
Zweck*} ein Zelt errichtet war. In einer kleinen Capelle am
Wege, die unter einem alten Baume stand, sah ich im Vorbeigehen
verschiedene Holzlingams aufgesteckt, wie sie Dikäo-
polis beim Dionysosfeste gebrauchte. In dem viereckig eingehegten
Felde standen Bambupfähle, die mit brennenden Kerzen
umklebte Opfergaben von Früchten und gesottenen Schweinsköpfen
trugen zu Ehren der Santa-Thevada. Dazwischen waren
Bai-Sri oder mit Kränzen von Betelblättern umwundene Stäbe
angebracht (Thyrsos-ähnlich). In dem Empfangshause standen
auf einer Plattform die Figuren des Phra-Insuen in tanzender
Stellung, des elephantenköpfigen Ganesa und des vierhändigen
Phra-Naray (Vishnu) mit ihren Begleitern. Vor ihnen waren
Blumen gestreut, dampfte Räucherwerk, brannten Kerzen. Die
Pfeiler waren mit Guirlanden umkränzt, und die laubigen Windungen
hingen nieder auf einen Tisch, der Muschel und Opferschale
trug. Die beiden Seiten des Zeltes waren von den in
ihren gelben Gewändern gespreizten Mönchen eingenommen, in
einer Ecke des Hintergrundes aber sassen die weissen Brah-
manen mit ihren in Charakteren des Devanagari verfassten
Festesbüchern. Die Schriften der Astrologen (Hon oder Hora}
dagegen, die noch hinzukamen, waren siamesisch,geschrieben,
wie auch sie selbst in Kleidung und Haartracht keine Abweichung
von der Landessitte zeigten.
Zur Eröffnung der Festlichkeit wurde auf einer Sänfte ein
junger Prinz herbeigetragen, ein Sohn des ersten Königs, dessen
zarte Glieder sich unter der Last des Goldes und der Juwelen,
womit man sie überhäuft hatte, kaum aufrecht erhalten konnten.
Dann erschien der Scheinkönig, der bei dieser Gelegenheit die
Majestät repräsentirt und gewöhnlich durch den kromana (MiIndiens,
wenn sie auf die Erde herabkommen, berühren dieselbe nnr mit einem
Fnsse, weil sie sie sonst in den Abgrund hinabdrücken würden, wie jener Vogel
der Fabel.
*) Da früher mit einem Elephanten gepflügt wurde, heisst das Fest auch
Sakhanang-xang oder die Befreundung des Elephanten. Ein anderer Name ist
Kham-tak (zum Trocknen ansgesetzt).
nister des Ackerbaues}, aber diesmal durch den Chao-Phaya
Jommarath (den Präsidenten des Obergerichts} vertreten*) wurde.
Er trug ein dick mit Gold besetztes Obergewand und eine hohe
Spiralkrone, die ihn noch grösser aussehen liess, wie er in dem
Armsessel auf den Schultern seiner Träger sass. Eine lärmende
Musik verkündete seine Ankunft, und ausser den roth uniformir-
ten Soldaten mit aufgeschlagenen Kappen umgaben ihn viele
Schwertbewaffnete aus dem Laoslande sowie die Träger der
Flaggen, der Büsche, der Ehrenspeere. Nachdem er von seinem
erhabenen Sitze herabgestiegen war, tra t der König an den
vergoldeten und mit Blumen umwundenen Pflug heran, der
voran die Figur des Garuda trug. Zwei Buckelochsen waren
angespannt, die neunmal zwischen zwei (in Nachahmung eines
Xatr oder Schirmes mit fünf Papierkreisen umgebenen) Pfeilern
die Furche zogen, den Brahminen folgend, die ihnen unter dem
Blasen der rechtsgewundenen Muscheln vöranschritten. Ueber
den erlauchten Ackersmann wurde ein goldener Sonnenschirm
gehalten, und eine lange Procession schloss sich an unter rauschender
Musikbegleitung. Einige greisesalte Palastdamen, die
sich ohne die Unterstützung ihrer jungen Begleiterinnen kaum
auf den Füssen zu halten vermöchten, wankten hinter dem
Pfluge her, die ersten Körner der neuen Saat ausstreuend, die
sie den auf ihren Rücken gehängten Reiskörbchen entnahmen.
Kaum war die Ceremonie in neunmaliger Wiederholung vollendet,
als der Andrang des zuschauenden Volkes die Barrieren
niederbrach, da Jeder herbeistürzte, um sich einiger der zuerst
ausgeworfenen Samen zu versichern, d ie, mit seiner Aussaat
gemischt, ihm eine reiche Ernte versprechen würden. Der kleine
Prinz liess sich dann zurücktragen, indem er, so laut es seine
feine Knabenstimme erlaubte, ausrief: „Das Fest des Feldanfangs
ist über, das Fest des Feldanfangs ist über, und nun
kommt Regen.“ Einzelne Schauer waren schon währenddem
*) Loübere nennt diesen Beamten den Ok-ya-kaou oder den Beiskönig und
lässt ihn auf einem Ochsen herbeireiten. Die zum Pflügen benutzten Ochsen werden
mit dem schönklingenden Pali - Namen Usupharat als Ochsenkönige bezeichnet.