erst in weiter Ferne erspähte | vor Nacht nicht mehr erreicht
werden konnte. Zwischen einem Felsgürtel, der uns den Rücken
schützte, und dem unter uns hinströmenden Bach liess ich von
den Karen die Schlafhütte errichten und dann das Abendessen
bereiten. Die Elephanten wurden für den Rest des Tageslichtes
im Walde losgelassen, mit Anbruch der Nacht aber, an
den Füssen gefesselt, in die Nähe des Lagers gebracht.
Mit der Dämmerung rüstend, hatten wir den Bach zu
durchwaten, was sich im Laufe des Vormittags verschiedentlich
wiederholte, bis uns das geöffnete Thal auf ein Flachland welliger
Hügellinien führte. Sie waren nur mit dü.inem Wald bedeckt,
so dass sich wieder eine frischere Luft athmen liess.
Noch einmal, als wir den zum Menam fliessenden Metong e rreichten,
sanken wir in düsterm dichten Jungle nieder, tauchten
aber dann auf einer freieren Ebene, die nur mit niedrigem
Gebüsch bedeckt war, daraus hervor. Nachdem wir nicht ohne
Mühe verirrte Nachzügler unserer Gesellschaft wieder aufgefunden
hatten, lagerten wir Nachts am Metong in einer schon
Spuren von Anbau zeigenden Gegend. Auch schien ein Haus
in der Nähe ; denn obwohl hohe und dichte Hecken-, die sieh
kaum von dem übrigen Pflanzenwuchs unterschieden, jede Spur
desselben dem Auge entzogen, hörten wir doch bei Nacht entferntes
Hahnengekrähe zu uns herübertönen. Die aufgehende
Sonne fand uns schon auf dem Wege und in neugekräftigter,
heiterster Stimmung. Die Luft war frisch und klar, Bäume und
Büsche beengten uns nicht durch die ungezügelte Naturwüchsigkeit
des Jungles, sondern bogen sich in zierlichen Lauben oder
standen geordnet in Alleen, und als der Weg sich eine Erhöhung
hinaufzog, blickten wir auf einen freien, reinen und
glänzenden Horizont, in dem in weiter Ferne eine mannichfaltig
gestaltete Gebirgskette aufstieg, eine Gebirgskette, die nach
der Mittheilung unserer Führer ¿chon jenseits des Menam lag,
so dass wir also hier über das fruchtbare Thal des siamesischen
Niles hinwegblickten. Als wir zu einer neuen Windung des
Metong hinabritten, fanden wir uns endlich wieder zwischen
Menschenwohnungen. Männer und Frauen gingen ihren Tagesgeschäften
nach oder standen an den Thtiren ihrer Häuser, die
ungewohnten Reisenden vorüberziehen zu sehen. Ein zufälliges
Geräusch erschreckte einen, wahrscheinlich nur an Stille und
Einsamkeit gewöhnten Elephanten so, dass er wild gemacht in
einen Garten einzubrechen suchte; doch gelang es dem Cornac,
seiner Meister zu werden, noch ehe ein Unheil angerichtet war.
Als wir der Einmündung des Metong in den breiten und theil-
weise das Land überfluthenden Menam erreichten, sahen wir
auf der ändern Seite die Häuser und Strassen der Stadt Rahein
oder Yahein (Lahaing) sich auf eine weite Ausdehnung am
Ufer hinstrecken. Ueber die Art und Mittel der Ueberfahrt bedurfte
es erst langer Erörterungen mit den Eingeborenen, bis
es uns gelang eines Bootes habhaft zu werden, mit dem meine
Diener und die übrigen Fussgänger Ubergesetzt werden konnten.
Wir wateten dann mit den Elephanten zu einer Sandbank hinüber,
auf der die Karen hin und her ritten, um eine passenden
Furth zu finden. An einer scheinbar günstigen Stelle wurde der
grösste der Gepäck-Elephauten vorausgeschickt, und ich folgte
auf dem meinigen beritten. Kaum waren aber die Thiere etwas
in die Mitte des Stromes hinaus, als sie grosse Mühe hatten
die'Strömung zu stemmen. Die Heftigkeit nahm zu, je weiter
wir uns dem abschüssigen Ufer der ändern Seite näherten.
Der Elephant vor mir war schon so tief im Wasser, dass alle
auf ihn gepaekten Sachen in’s Treiben geriethen, und plötzlich
sah ich, wie das Thier seinen Fuss verlor und selbst zu
treiben anfing. Der reissende Strom riss es mit unaufhaltsamer
Schnelligkeit abwärts, und nur durch die gewaltigsten Anstrengungen
gelang es dem Corac, in weiter Entfernung unterhalb an
einer dort vorspringenden Spitze des glücklicherweise schon nahen
Ufers anzulanden. Der Reit-Elephant war noch eben in
Zeit angehalten und wurde nicht ohne Mühe nach der Sandbank
zurückgebracht, wo ich warten musste, bis vom ändern Ufer
gesandte Boote mich mit den wichtigsten Theilen des Gepäckes
nach der Stadt übersetzten. Die Elephanten langten dort erst
viele Stunden später an , da sie einen weiten Umweg hatten
machen müssen, um eine passirbare Furth zu finden.
Als ich meine Dienerschaft wieder aufgefunden, verweilte
ich unter den schattigen Bäumen eines mitten in der Stadt ge