als Gegenstand der Verehrung für das Hausgesinde aufgestellt wurde
(wie der Gessler’s).
Fr a g e : Woher rührt der Brauch, das Haupt der königlichen Prinzen
und der Fürst.ensöhne zu scheeren?
Antwo r t : Hierüber habe ich gehört, dass die Sitte des Kopfschee-
rens aus dem Saiayasath entnommen ist, als ein brahmanischer Gebrauch.
Doeh behielten ihn die Siamesen auch nach ihrer Bekehrung zum Buddhismus
(Phra-Phuttha-Sasana) bei, weil sie erfuhren, dass sich im Tham-
mabot (Dhammapada) etwas darauf Bezügliches finde. Und wird dort
Folgendes erzählt: Ein Sohn hoher Abkunft, Ayusomavatana-Kuman genannt,
hatte sein siebentes Jahr erreicht, als er von einem Kakshasa (Jakh)
bedroht wurde und in grosse Gefahr gerieth. Dieser Jakh, dessen Name
nicht erwähnt wird, hatte nämlich die Absicht, besagten Prinzen zu ergreifen,
ihn zu Tode zu beissen und-dann für seine Speise aufzufressen.
Als den Eltern des Prinzen diese Sachlage klar wurde, luden sie einen
Phra-Ariya-Song (priesterlichen Heiligen) zu sich ein, die Phuttha-Mon
(Mantras Buddha’s) zu beten, um für-sieben Tage ein Schutz und Wehr
um ihren Sohn zu sein. Nachdem der Knabe mit Weihwasser besprengt
war, entkam er glücklich der drohenden Gefahr, und Jakh war nicht im
Stande, ihn zu verzehren. Bei dieser Gelegenheit wurde denn das Kopf-
scheeren eingesetzt1, eine Ceremonie, die von Geschlecht zu Geschlecht
überliefert und so auf uns herabgekommen ist. Doch wird diese Erklä-
lung nicht von Allen angenommen. Das Kopfscheeren wird indess nicht
für Mädchen und Knaben gleichmässig, sondern nur bei solchen Kindern
beobachtet, die den Haarknoten tragen. Für die Zeit wird das 7te, 9te,
llt e oder 13te Jahr, bisweilen auch das löte gewählt, nie aber ein grades,
wie das 8te oder lOte. Die Aussuchung des günstigen Auguriums unter
der richtigen Constellation geschieht, nach dem Thamniem Baxa khun.
Das habe, ich zu berichten.
Fr a g e : Wie werden die Festlichkeiten des Kopfscheerens in c(er
Königsfamilie angestellt?
An two r t : Diese Ceremonie, die von Einigen als Mongkhon (glückbringender
Buhm) auf die Thamniem Phrahm bezogen, von Anderen aus
dem Beispiel des Chao Ayuvatana-kuman hergeleitet wird, kann verschiedentlich
angestellt werden, je nachdem das Haupt eines Chao Fa (Kronprinzen)
oder Chao Luk Thö (legitimen Sohnes) oder eines Concubinen-
bastards zu scheeren ist. Ein anderer Gebrauch wieder herrscht für die
Nachkommen eines Chao mit oder ohne Krom, ein anderer für die Lan
luang (königlichen Enkel). Soll das Hauptseheeren (So kan) eines Chao
Fa gefeiert werden, so ergeht der Befehl, den Phu khao Trai lat (den
dreigipfeligen Berg Kailasa) aufzurichten und ihn mit den elf Figuren von
Thevada, Menschen und aller Arten Thiere zu schmücken. Und längs
der Seite des Weges, guf dem die Procession hinziehen wird, errichten
sie eine Allee von königlichen Terrassenschirmen. Wenn unter glückliehen
Augurium die günstige Constellation culminirt, so versammeln sich
die Gelehrten der Somana- Phrahm mit den Somana - Phrahmanacljariya,
d er ältesten der Hora - Phrükthamat und alle die Kha Baxakan der Vorhut
und des Centrums, sowie die Chao mit und ohne Krom; alle diese
finden sich bei der Procession ein, in vollem Schmuck, indem Einige wie
Thevada .(Engelgöiter *), Andere wie Phrohm (Brahmanen) gekleidet umhergehen.
Junge Kinder, die noch den Haarknoten tragen, werden mit
goldenen Zierrathen ausgedeckt und kriegerisch angekleidet, einige in
der Uniform chinesischer Soldaten (thahan *Chin), andere in mohame-
danischer Uniform (thahan Khek), andere in cochinchinesischer (thahan
Juen), andere in europäischer (thahan farangset), indem jede Abtheilung
die für sie charakteristischen Waffen**) verschiedener Art trägt. Dann
nehmen sie einige hübsche Mädchen schlanken Körperbaues, 15 oder 16
Jahre alt, und putzen sie auf, um paarweise in vier Beihen zu gehen.
Die Schaar der Brahmanen (Phuek Phrahm), in brahmanische Tracht
gekleidet, bleiben getrennt unter sich. Dann wird der Chao Fa (der
Himmelsherr) eingeladen, die Sänfte zu besteigen, um in Begleitung der
Procession die Strasse entlang getragen zu werden. Ehe er den Palast
betritt, muss.er für drei Tage den Gebeten buddhistischer Mantras zuhören.
Kommt der Zug am vorderen Hofe des Palastes an, so eilen die
Verwandten königlichen Geblütes "(Phra Eaxavongsa nuvang), und die
Kha Sao (die Sklavinnen des Palastes) und die Chao Meh (die Prinzen-
Mütter) und die Beamten (Xao Phanakungan) herbei, und sind eifrig dabei,
den Chao fa absteigen zu helfen. Nachdem er den Statuen Buddhas
(Phra-Phuttha-Bub) und den Oberhäuptern der Geistlichkeit (Phra-Song-
Baxakhana) seine Ehrfurcht bezeigt hat, beten die Mönche (Phra-Song)
die Mantras Buddhas her, dann lassen die Angestellten die Spiele beginnen,
die Gaukler und Clowns zeigen ihre Künste, und so die Seiltänzer,
die Springer (die auf dem Metalldraht entlang Kriechenden), die
Scheibenschützen, Solche, die auf Speeren oder Messern niederliegen. Dazu
lassen sich theatralische Gesänge und Instrumental-Concerte in fröhlicher
Musik vernehmen, dort wird geboxt oder gerungen, unter Büffeljagden
und Juwelen tragenden Löwen, sowie den Laternentänzen der Juen. So
erlustigt sich das Volk an Spielen. Wenn um die Abendzeit das Hersagen
der Gebetsformeln zu Ende geht, bringt man den Chao Fa in den Palast
zurück. Dies wiederholt sich für 3 Tage; Nach dem Ablauf derselben
folgt das Sokan, nämlich das Äbscheeren des Haarknotens (Kon ebuk).
Ist der Kopf rasirt, so Vird der Chao Fa eingeladen, den für seinen Ern-
*) Wie die Schulknaben in. der Frohnleichn^msprocession zu Appenzell.
**) Diese Bemerkung ist werthvoll für die auf den cambodischen Scuipturen dargestellte
Procession, wo Krieger verschiedener Nationalitäten mit den ihnen zukommenden Waffen e rscheinen,
vielleicht um den raddrehenden Kaiser zu verherrlichen, der nach dem Besuche der
vier Continente die Bewohner aller Länder auf der Erde^ als Weltbeherrscher, unter seine
Vasallen zählt. Athenäus berichtet Aehnliches von der Thronfeier desPtolemäos Philadelphus.