Ceremonien findet sich aber nichts in der Religion Buddha’s (Phuttha-
Sa sana )und solche, die an der Phra-Phutta-Sasana im - G-lauben fest-
halten, werden jene Verehrungsweisen verwerfen. Das ist es, was ich zu
sagen habe.
F r a g e : Aus welchem Grunde stellen Siamesen und Cochinchinesen
neben den Wohnungen in ihre Gärten kleine Häuschen, San-Phra-
Chum (Tribunal des Erdgeistes) genannt , um Öpfergaben von Räucherkerzen
und Blumen dorthin zu legen? Von wem glauben sie dieselben
bewohnt ? > \ ■
An two r t : In Ansehung dieser Frage habe ich sagen hören, dass
einige der Siamesen glauben, dass es einen grossen Engel (Thevada) gäbe,
der als der Herr des Bodens Tag für Tag den über die Oberfläche der
Erde ausgebreiteten Grund zu schützen hat, daher nennen sie ihn Phra-
Phum-Chao-Thi, und -Phra-Phum wird erklärt als Phün-Pen-din (der
Estrich der Erdoberfläche/. Andere vermuthen, dass Phra Phum keinen
Aufenthaltsort hat, und deshalb errichten sie für ihn ein San (Tribunal
oder Pavillon), als einen Platz'für Opfergaben (Bhixa). Zuweilen, wenn
von Krankheiten oder Unglücksfällen getroffen, glauben sie den Zorn
Phra-Phum-Chao-Thi’s verschuldet zu habenj und sie backen dann Kuchen
(Kanom tom) rother und weisser Farbe, kochen den unzerstückten Xon-
Fisch mit Kopf und Schwanz, bereiten Blumenbouquets, Räucherkerzen,
parfümirte Pulver und Riechwasser. Nachdem sie diese Opfergaben dargebracht
haben, bitten sie Phra Phum um Verzeihung und legen ihre
Wünsche dar. Zuweilen errichten die Gärtner ein San-Phra-Phum auf
den Beeten, weil sie glauben, dass Phra-Phum die Früchte beschützen
und rasch zur Reife bringen wird. Sie pflegen dann ein Gelübde (bon
ban) abzulegen und Phra-Phum in ihrem Gebete um Hülfe und Schutz
gegen Räuber und Diebe anzurufen. Wenn sie von dem Verkauf der
Früchte einen hübschen Gewinn erzielen, so schreiben sie es der Gewogenheit
Phra Phum’s zu, und aus Dankbarkeit backen sie die roth-
weissen Kuchen, kochen Schellfische aus der See,'Hummern und Krebse,
bringen Riechwasser und Blumen und Räucherkerzen, und legen Alles
dieses vor Phra-Phum nieder. Das nennen sie Satisfaction geben (tham
khuan) für den Garten-Antheil (suen nüng). Die orthodoxen Verehrer
der buddhistischen Religion (Phra - Phuttha - Sasäna) lieben aber solche
Dinge nicht. Sie sagen vielmehr in rechtgläubiger Ansicht: „Was uns
geschieht, geschieht durch sich selbst. Wenn wir unsere Früchte vorte
ilh a ft verkaufen, so ist es in Folge unserer Verdienste, die uns helfen
und fördern.“ Sie laden deshalb die Priester zu sich ein, um die
Phra-Phuttha-Mon (buddhistischen Mantras) zu beten und Bäume wie
Früchte mit heiligem Wasser (Nam Mon) zu besprengen. Das ist es, was
sie dem Garten Satisfaction geben (tham khuan suen) nennen. Und
so weit über den siamesischen Gebrauch, San-Phra-Phum in den Gärten
aufzustellen.
Als Theodosius die Annahme der von Divus Petrus Apostolus überlieferten
Religion befahl (nach Sozomenus) und dann die Mönche in Syrien
die heidnischen Capellen auf dem Lande niederrissen, klagt Libanius,
dass überall, "wo sie die Heiligtümer des Feldes zerstörten, .damit die
Seele desselben getödtet würde.
F r a g e : Aus welchem Grunde errichten die Siamesen die San-Chao
(Capelle des Chao oder Herrn) genannten Gebäude an der .Ausmündung
der Kanäle oder in der Mitte der Felder, und was ist ihre Idee über deren
Bewohner?
Antwor t : Was diese Frage betrifft, so habe ich sagen hören, dass
solche Siamesen, die den Sinn der buddhistischen Religion (Phra-Phuttha-
Sasana) nicht richtig verstehen, verschiedenen Arten von Gottesdiensten
folgen. Einige verehren die Chao (Herren), Andere die Theparak (Schutzengel),
Andere die Phi (Dämone). * Die Erbauung jener San gründet sich
in dem Glauben; dass irgend ein Chao, der während seiner Lebenszeit
ein grösser Herr oder hoher Beamter gewesen, nach seinem Tode als
Thepharak wiedergeboren sei und seinen Aufenthalt an einer solchen
Stelle genommen habe; daher nennen sie'solche Capellen San-Chao. Dieser
Chao wird nun den Hausbewohnern seinen Schutz gewähren. Sollten die
Phi Pisat (bösen Geister) oder Phi Pa (Waldteufel) oder Phi Dong (Dä-
mone der Wüsten) herbeikommen, um den Hausbewohnern ein Leids anzu
tu n und sie mit Krankheiten oder anderen Uebeln zu quälen, so wird,
nach der Volksansicht, der Chao im Garten zum Schutz sich erheben und
die Phi Dong, die Phi Tai Ha (die Seelen Gehenkter oder plötzlich Gestorbener),
die Phi Ha (die Seelen durch epidemische Pestkrankheiten
Fortgeraffter) wehren, den Hausbewohnern Böses zuzufügen. Einmal im
Jahre machen die Dorfbewohner unter sich eine Colleete, zu der Jeder
einen Phuang, einenSalüng oder einen Tikal, je nach seinen Mitteln giebt. Mit
dem gesammelten Gelde wird dann das Gericht eines Schweinskopfes gekocht,
schafft man Pai Sri (Blätterkörbchen) an, sowie Enten, Hühner,
Branntwein (Arac), Milchkuchen verschiedener Art, dunkelrothe Zeuge
(der 'Xomphu-Farbe), und trifft ‘Vorbereitungen zu theatralischen Aufführungen,
um den Chao zu ergötzen. Dadurch glauben sie sich Glück und
Frieden zu sichern. Und ferner: Sollte ein Diebstahl begangen sein,
oder wenn Sklaven entflohen sind, so legt man vor dem Chao ein Gelübde
ab (bon ban) und bittet ihn um seine Hülfe zur Herstellung des Schadens.
Wenn es ihnen später gelingt, den Dieb aufzufinden oder den Sklaven
wieder zu ergreifen, so tischen sie einen Schweinskopf auf mit Pai Si
und Reis, um ihr Gelübde zu erfüllen, und glauben, dass der Chao von
diesen Opfergaben gemessen wird. Dass aber San (Capellen) in der Mitte
der Felder erbaut werden, so geschieht dies, damit ein Chao dort seinen
Aufenthalt wähle. Wenn'Kühe oder Büffel verloren gehen, so legen die
Bauern vor dem Chao Thung (dem Herrn des Feldes) ein Gelübde ab Und
flehen um seine Unterstützung. Wenn sie die verlorenen Rinder wieder-
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