führten Steintreppen zu der Kanzelhalle empor. In einem mit
doppeltem Dach gedeckten Gebäude war man beschäftigt, die
Wände zu bemalen, und der grösste Theil der Bilder hatte schon
Ausführung erhalten. Auf einer Seite sah man einen Reiter
auf weissem Ross gegen ein grünes Ungeheuer ansprengen, das
sich aus einem rauchenden Berge emporhob; darüber zog sich
eine Linie *7011 Göttern und Ungeheuern hin, neben einander
sitzend. Auf einer ändern Wand zeigte sich der Sieg Buddha’s
Uber Mara bei der Verklärung. Eine Armee von Teufeln, geführt
von einen grünen Riesen auf einem ein Schwert im Rüssel
schwingenden Elephanten, stürmt unter einem Pfeilregen auf den
in ruhiger Haltung dasitzenden Heiligen ein, unter dessen Füssen
die Göttin der Erde in einer goldenen Halle umherwandelt,
ihre Zöpfe auspressend. An der ändern Seite sieht man dann,
wie das feindliche Heer von den ausgedrückten Wassern verschlungen
und von Seeungeheuern zerrissen Avird. Der grüne
Riese erscheint jetzt wieder, aber er sitzt mit flehentlich ausgestreckten
Händen auf dem Elephanten, der demiithig eine Blume
im Rüssel emporhält. -
Als ich , an’s Boot zurückgekehrt, ein Bad nehmen wollte,
wurde ich, der Alligatoren wegen davor gewarnt.- Einige meiner
Bootsleute waren mit dem Oberlande wohlbekannt und sie
berichteten, dass die Ruinen des alten Kampleng pliet ungefähr
eine halbe Tagereise von der jetzigen Stadt entfernt seien. Die
Ueberbleibsel von einer Stadtmauer in drei Gürteln Hessen sich
bemerken und ebenso die Trümmer von drei grossen Pagoden,
sowie eine Menge kleinerer. Auch von Rahein wussten sie
Mancherlei zu erzählen. Die dortige Gegend war früher s^ein
grösser See, bis das Wasser allmälig abgeflossen und zuletzt
nur der Fluss übrig blieb. Die Stadt (Myang) Tak wurde dort
gegründet, deren Reste sich eine Tagereise aufwärts von dem
jetzigen Rahein finden, mit Spuren der Wälle und einigen Pagoden.
Die nahegelegene Stadt Xot oder Jot wurde unter der
Regierung des Königs Khun Samxong berühmt. Nach der Zerstörung
von Myang Tak wurde später durch die Könige von
Yuthia (Ayuthia oder Siam) eine neue Stadt gegründet, an der
■Stelle eines Raheng oder Lahain *) gehiessenen Dorfes und dar-
■ n a c h benannt. Der Eigenthümer des Bootes . stammte aus Ra-
■ h a in , und einige magische Vierecke mit Cirkeln daran auf
■.der Kajütenthür waren mit Sprüchen in Laos-Buchstaben um-
■ schrieben. Der Inhalt einer von Kampheng pet gebrachten Stein-
Beinschriften, die von den verdienstlichen Werken eines im Jahre
■1239 der Mahasakkharat regierenden Königs handelte, wurde
■ mir später als Rüang-Khuam-Nai-Pen-Sila-Vat-Sadet-Myang-
■ Kampheng-phexr bezeichnet. Phaya Lütthairat, Sohn des Phaya
■Siathai und Enkel des Phaya Rammarat (der in der Stadt
■Sisatxanalai-Sukkhothay regiert hatte), empfing bei seiner Krö-
■ nung den Titel Sri-Suraya-Phra-Maha-Aram-Raxathirat, und
■ pflanzte bei seiner Reliquien-Deponirung Zweige des Phra-Maha-
■ P h o t oder des heiligen Bodhibaumes, unter dem Phra-Phutthi-
■ Chao in Langkathavib geruht hatte. Bei der Weiterfahrt am
■ Nachmittage zwischen offenen Ufern machten die Bootsleute
■ einen Halt beim Dorfe Bang-prat und gingen nach einer Baum-
■ gruppe im Gehölz, wo in einer durch Büffel gedrehten Presse
■ der Saft des Zuckerrohres ausgepresst und in einem daneben
■stehenden Kessel eingekocht wurde. Der Fabrikant hockte mit
■seiner ganzen Familie von Frauen und Kindern auf der Erde,
■ und ebenso seine Diener, indem sie alle diesem einfachen Pro-
■cesse zusehen halfen, ohne selbst viel nöthig zu haben thätige
■Hand anzulegen. Sie füllten einige Kokosnuss-Schalen für uns,
I und die Schiffer thaten sich in dem süssen Trank eine Güte.
Gegen Abend traten die Hügelketten näher an den Fluss
■ heran, und wir legten für- die Nacht jenseits des Dorfes Hudden
■ a n , dessen Landeplätze mit Böten aller Art überfüllt waren.
*) Lassen identificirt die Stadt Kimara (bei Ptolomäos) mit Rahain (Latvaing)
I und Salatha mit Zimmay. In den Daonai mit der Stadt Daona findet er den
■ Namen der Thay (der mittleren oder Thay-nai nach Low). Ansser den beiden
■ Hauptstädten Balonga und Kortatha erwähnt Ptolomäos unter den Sindoi noch
■ der Stadt Sinda, Die Sindai-Inseln (worunter die des Agathodaimon) waren von
■ Anthropophagen bewohnt. Die Stadt Bramma wird als Seminfu bestimmt. Die
K indische Gesandtschaft, die unter Kaiser Wuti (aus der Dynastie der Liang) in
■ China ankam, von einem am Flusse Sindhu herrschenden König wird auf die
■ Gupta-Herrscher am Indus bezogen.
B a s t i a n , R eise in Siam. III. 3