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 das  Fest  des  Pfluges  (Rek  na  oder Eröffnung der  Feldarbeiten),  
 des  Schwingens  (Xingxa),  Kruth’s  (das  lunare Neujahr),  Song-  
 kram’s  (das  solare  Neujahr),  des  Sath  (Wassersprengens),  des  
 Chut-fai  (Feuerwerke)  und  Loi  krathong  (Flottmachen  der  
 Schiffchen), der  Laternen  (tarn  khom  nai  akat),  und  die übrigen  
 königlichen*)  Feste  und  Weihen,  wie  sie  nach den Gebräuchen  
 der Brahmanen  anzustellen  sind.  Diese  unterscheiden  sich  in  
 vielfacher  Weise  von  der  Religion  Buddha’s  (Phra  Phuttha  
 Sasana). 
 F r a g e :   Sind  es  Viele  oder Wenige,  die  aus den  Siamesen  
 der  brahmanischen  Religion  (Sasana  Phrahm)  anhängen?  In  
 welcher  Weise  handeln  die  Siamesen  mitunter  nach  den  Cere-  
 monialgebräuchen  der  Brahmanen  (Phitthi Phrahm) ?  Und  wie  
 ist  es,  stehen  die  Brahmanen  bei den  Siamesen in hoher Achtung  
 für  ihre  Weisheit  und  Gelehrsamkeit? 
 A n tw o r f :   Dieser  Frage  dient  zur  Entgegnung,  dass  sich  
 zwar  einige  der  Siamesen  zur brahmanischen Religion bekennen,  
 aber  doch  nur  sehr  wenige.  Dass  die  Siamesen  den  brahmanischen  
 Ceremonien  (Phitthi Phrahm)  folgen,  kommt  häufig  
 vor,  doch  beobachten  sie  dieselben  nicht  in  derselben  Weise,  
 wie  die  ächten  Phrahm.  Ihr  Herz  gehört  immer  der  Religion  
 Buddha's  (Phra  Phuttha-Sasana)-,  auch  wenn  sie  die  Feste  des  
 Kruth und Songkran  nach  brahmanischer  Weise  begehen. Wenn  
 die  Brahmanen  die  vorgeschriebenen  Feierlichkeiten  (Phitthi)  
 in  dem  Palaste  anzustellen  haben,  so  errichten  sie  einen  bedeckten  
 und  gedielten  Pavillon,  belegen  den  Fussboden  mit  
 Teppichen  und  umhängen  alle  Seiten  durch  weisse  Tücher,  
 dann  bringen  sie  die  Statue  Phra-Insuen’s  herbei  und  stellen sie  
 in  dem  Pavillon  der  Königsfeier  (Raxa-Phitthi)  auf,  mit  Altartischen  
 davor,  um  dort  die  Opfergabeir,  wie  gedörrten  Reis,  
 Blumen,  junge  Kokosnüsse,  Bananen,  Zuckerrohr  und  ähnliche 
 *)  Auch  bei  Megasthenes  prophezeiten  die  Brahmanen  dem  Könige,  hielten  
 es  aber  u n ter  ihrer  Würde,  sich  mit  Privatangelegenheiten  zu  beschäftigen.  Eine  
 Klasse  der  Sarmanen  wanderte  als  Wahrsager  durch  die  Dörfer,  während  eine  
 andere  die  Kegeln  für  ein  frommes  Leben  überlieferte. 
 Dinge  in  Ordnung  zu  setzen.  Die  zur  Ausführung  der  Ceremonien  
 bestellten  Brahmanen  begeben  sich  dorthin,  um  dem  
 Phra-Insuen  in  dem  Pavillon  der  Königsfeier  zu  opfern,  und  
 damit  sind  dann  an  jenem  Tage  die  Festlichkeiten  beendet.  
 Man  glaubt,  dass  dadurch  hohe  Segnungen  und  ruhmvolles  
 Glück  auf  die  Bürger  der  Städte  herabgezogen  werden  wird.  
 Was  nun  die  Feier  des  Kruth  und  Songkran  betrifft,  worin  die  
 Siamesen  den  brahmanischen Gebräuchen  folgen,  so  ist  darüber  
 Folgendes  anzuführen:  Die  Feier  fällt  auf  den  Tag  der  fünfzehnten  
 Nacht  des  abnehmenden  Mondes  im  vierten  Monat.  
 Die  Siamesen  halten diesen  Tag  für  den  letzten des  verflossenen  
 Jahres  und  rechnen  den  Tag  der  ersten  Nacht  im  wachsenden  
 Monde  für  das  neue  Jahr.  Alle  Bürger  sind  eifrig  dabei,  sich  
 mit  neuen  Kleidern  auszuputzen,  mit  blanken  Gürteln  und  
 reinen  Jacken.  Die  Alten  und  Betagten  blicken  auf  die  dahingeflossenen  
 Jahre  zurück,  die  jetzt der  Vergangenheit angehören,  
 und  sagen:  So  haben  wir  wieder  ein  anderes  Jahr  überlebt,  
 mit  der  stützenden  Forthülfe  der  Verdienste.  In  solcher Ueber-  
 legung  erwacht  der  Eifer,  durch  verdienstliche  Werke  mit  
 einander  um die  Wette zu  rivalisiren,  Almosen  zu geben,  Gebete  
 herzusagen  und  den  Predigten  zuzuhören,  um  sie  nach  besten  
 Kräften  des  Wissens  zu  verstehen.  Das  junge  Volk,  Burschen  
 und Mädchen,  schmücken  sich  aufs Beste  mit  hübschen Westen  
 und  Jacken,  binden  Blumenbouquets  oder  bereiten  Räucherkerzen  
 und  gehen  nach  den  Gärten  der  Klöster,  um  dort  anzubeten. 
   Darnach  erlustigen  sie sich  in  festlichen Spielen.  Indess  
 ist  ihre  Theilnahme  an  diesen  feierlichen  Gelegenheiten  immer  
 von  der  der  ächten  Brahmanen  unterschieden.  Doch  pflegen  
 die  Siamesen  die  Brahmanen  zu  achten*)  und  von  ihnen  zu  
 sagen,  sie  seien  Männer,  die  die  Vorschriften  (Sila)  beobachteten. 
   Bei  festlichen  Gelegenheiten  irgend  einer  Art  lieben  sie  
 es,  dass  die  Brahmanen  Wasser  sprengen,  da  sie  solches  für 
 *)  In  der  Heilighaltung  liegt  der  passive  Schutz  der  Brahmanen,  deren  
 Fluch  von  den  indischen  Frommen  gleich  dem Donnerkeil  eines  zürnenden Gottes  
 gefürchtet  wurde.  In  Annam  üben  auch Leute  des Volkes  die  ähnliche Ceremonie  
 Ngoa  hoa  oder  Nam-va.