Prajok zu erhalten, am achten den Somanat für den achten Prajok. Am
neunten Tage wird Einigen die Erklärung der Dikasangkhaha aufgegeben,
Anderen die der Saratthathipani, und glücklicher Erfolg erwirbt den neunten
Prajok; So geht nun die Examination der Mönche und Novizen in der
hier erzählten Weise vor sich, wie es der Gebrauch der Siamesen. Sollte
ferner einer der Mönche oder Novizen sich unfähig in der Erklärung
zeigen, so fällt (tok) er durch, und kann da? am ersten, zweiten, dritten
oder vierten Tage geschehen. Mit dem Tage, an welchem er zu stolpern
und zu fallen anfängt, endet seine Examination und wird nicht weiter geführt,
und wird es ihm bis zu jenem Tage zu Gute gerechnet. Nach einer
Periode von drei Jahren mag er sich dann auf’s Neue stellen. Wenn er
drei oder vier Prajok erklärt, so erhält er den Titel eines Barien, je nach
seiner Stellung. Von diesen Barien giebt es nämlich vier Arten, die Barien-
Ek, Barien-Tho, Barien-Tri und Barien-Chatva. Wer drei Prajok im
Thammaboth richtig erklärt, bekommt dadurch die Bestätigung eines
Barien-Chatva; wenn er aber nicht so hoch kommt und sich nur in der
Erklärung eines oder zweier Prajok fähig beweist, so wird er noch nicht
unter die Barien aufgenommen. Dazu bedarf es ein wenig mehr. Diesen
I Barien-Chattava (Chatva oder vierten) gewährt Seine Majestät die Geschenke
der Chattu-Pacchei und lässt ihnen am löten Tage des zunehmenden
Mondes im achten Monat Blumen,.. Bäucherkerzen, Zahnstocher und
Betelnüsse darbringen. Ausserdem erhalten sie am 8ten Tage-des zunehmenden
Mondes im zwölften Monat, wenn der Vassa zu Ende geht,
einen vollständigen Anzug der Priestergewänder, und so ist es jährlicher
Gebrauch. Wenn ferner die Mönche und Novizen, die vier Prajok erklärt
haben, das Diplom eines Barien-Tri erwerben, so gewährt ihnen
Seine Majestät den Chatupat, ein monatliches Stipendium, das in Geld
1 Tamlüng und 2 Bath (6 Tikal) beträgt. Die Barien-Tho, die fünf Prajok
erklärt haben, und die Barien-Ek, die sich in der Prüfung durch seehs
und sieben Prajok erfolgreich bewiesen haben, erhalten 10 Bath ausbezahlt.
Haben sie acht Prajok erklärt, so erhalten sie 12 Bath, und bei neun
Prajok beläuft sich der Monatsgehalt der Barien-Ek auf 14 Bath (Tikal).
So verhält es sich nun mit den Examinationen im Trai-Pidok, um den
Titel eines Barien zu erwerben. Wenn sie nun in späteren Jahren in
ihren Studien fortfahren und grossen Eifer beweisen, Schüler heranzuziehen
und in dem Verständniss des Trai-Pidok auszubilden, dem Predigen
in frommer Verehrung ergeben, so erhebt sie Seine Majestät in den
Stand der Phra-Baxa-Khana, wie es ihm angemessen scheint. Solche der
Phra-Baxa-Khana, die in ihren Studien und Lehren die Textuntersuchungen
(Kanathathura) fortsetzen, werden Khamvasi genannt. Diejenigen Mönche
ferner, die in der Uebung der Contemplation (Phra-Vipasanathura) schon
einen Schimmer der innerlichen Freudigkeit erhaschen (Sandok), die entfliehen
dem Menschengewühl und ziehen sich in die Einsamkeit der
Wüsten zurück. Dort bilden sie ihren Geist (Chitr), nichts Sündhaftes
(bab) zu denken. Dann betreiben sie eifrig die Bariham-Phavana in der
Phra-Phutthakhun, indem sie die verdienstvolle Gewalt Somdet - Phra-
Phutthi-Chao’s erneuen, in allen Handlungen des Ein- und Ausathmens.
Bisweilen verweilen sie in der Phra-Ananusatikam (der Zurückhaltung des
Athmens), so dass der Athem sie ganz und gar verlassen würde, wenn sie
nicht bedächten und zu sich selbst sprächen: „Wenn wir uns gänzlich von
der Luft trennen, so werden wir sterben.“ Dann beschränken sie sich
auf den Barikam - Phavana. Einige der Mönche nun üben in solcher
Weise das Somanatham (das Gesetz der Selbstüberwindung). Andere
gehen weiter, bis sie zjim Pathomma-Jhan gelangen, oder dem Dutiya-
Jhan oder dem Tatiya-Jhan oder dem Chatutha-Jhan oder dem Pan-
chama-Jhan. Auf diese Weise wird der Geist (Chitr) neu wiedergeboren.
Bisweilen vollenden sie sich in dem Ariya-Makkha-Chitr und
dem Ariya-Pholla-Chitr, so dass sieh ihre Constitution (Sandan) ganz und
gar von dem sündhaften Gesetz loslöst. In solcher Weise wird ihr Geist
in völlig neuer Wiedergeburt gereinigt, so dass sie nie irgend eine
Schlechtigkeit begehen, weder öffentlich noch geheim, ganz wie bei dem
ursprünglichen Geiste. Dazwischen aber liegen die Geschäfte des gewöhnlichen
Lebens, in denen sich der Sinn mit Sünden füllt, mit Habgier,
mit Zorn, mit verfinsterndem_Irrthum, der stärker und stärker aufwächst,
den Geist zu bedecken, so dass die Geduldigen und Sanftmüthigen zu
seltenen AusifUhmen gehören. Andere Mönche üben die Sandodasamathan
(Bezwingung der Constitution) an den Wurzeln (Stamme) der Bäume
(Bukkha-Mun). Sie leben im Walde, in Höhlen oder unter Bäumen, und
überlegen, sprechend: „Die Form (Bub) ist nicht wirklich, nicht ächt,
die Form ist mit Trauer (thuk) durchdrungen, die Form ist weder das
Wir*) noch unser Eigenthum, und was man Form nennt, ist trügerischer
Schein. Man wird' geboren, man altert, man stirbt. Einige sterben jung,
Andere bejahrt. So mag es gesagt werden, die Form ist trügerischer
Schein. Und freilich ist die Form oft mit dem Khuam-Thuk (Traurigkeiten)**)
durchdrungen, dem Elend des Existirens im Geborensein (Xat-
thuk), dem Elend des Alters (Xara-thuk), dem Elend der Krankheiten
(Phayathi-thuk), dem Elend des Todes (Morana-thuk). Die Xat-thuk ist
mit Elend und Trauer gefüllt. Jämmerlich liegt der Fötus im Leibe der
Mutter. Nach der Geburt wälzt sich der Säugling im Schmutze der Ausleerungen,
er kennt nur den Schmerz im Weinen und Klagen. Schmerz
geben Krankheiten aller Art, Schmerz das Zusammenleben mit Verhassten,
Schmerz die Trennung von Geliebten, Schmerz die unmögliche Erfüllung
heisser Wünsche. Für den im Körper Geborenen giebt es nur Sorge und
*) Die Mönche, von sich selbst sprechend, gebrauchen Rub s tatt des persönlichen
Pronoms.
**) Caro, u t dicitis, stercoribus infersa, wie Tertullian dem Marcionisten vorwirft. „Alles
ist eitel Verwesung und ein Balg voll Unrath,“ klagt Marc. Aurel (s. Friedländer) gleich dem
Salomonischen Prediger.