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 Vasen  fallen,  um  dadurch  auch  den  ganzen Inhalt  derselben  zu  
 weihen.  Das  Wasser  wurde  darauf in  Becher  ausgegossen  und  
 umhergereicht,  zuerst  dem  zweiten  Könige  und  dann  den  
 übrigen  Fürsten,  die  eine  Linie  . formirt  hatten  und  Einer  nach  
 dem Ändern  das  ihnen  Zugeschenkte  tranken.  Sobald  dies  geschehen  
 war,  brach  Alles  auf,  während  sich  der  König  nach  
 den  inneren  Corridoren  des Tempels begab,  wo die Palastdamen  
 versammelt  waren.  Die  Rückseite  des  Tempels  wurde  eben  so  
 dicht  von weiblichen  Zuschauern  umstanden,  wie  der  Fronteingang  
 von  Männern.  Die  Edlen  und  Vornehmen  zogen  dann  in  
 verschiedenen  Richtungen  ab ,  Jeder  von  einem  langen  Zuge  
 Vasallen  gefolgt.  Während  der  Feierlichkeit  des  Eidwasseis  
 backen  die  Siamesen  für  drei  Tage  eine  besondere Art Kuchen,  
 Keya-Sat  (Festeskuchen)  genannt.  Ende  October  begannen die  
 verschiedenen  Festlichkeiten,  welche  die  der  Geistlichkeit  in  
 den  Thot-Kathin  gemachten  Geschenke  einleiten.  Dazu  gehört  
 die  Versöhnung  des  Flussgottes  für Verunreinigung  seines  Elementes  
 in  den  Phithi  Chong  Prieng  Buxa  khom  le  loei kathong,  
 die  Ueberreichung  gelber  Priestergewänder  (thavai  traiy)  und  
 die  nächtlichen  Processionen,  um  den  Mönchen  Esswaaren  zu  
 bescheren  (Thot  Phapa).  Am  26.  October  waren  Abends  alle  
 Boote  lebendig,  um  die  Feuerwerke  auf  dem  Flusse  nicht  zu  
 versäumen.  Ein  ungeheurer  Knäuel  derselben  lag  gegenüber  
 dem Palaste  des  zweiten  Königs  versammelt  und  wurde  durch  
 die  hin  und  her  fahrenden  Wachtschiffe  an’s  jenseitige  Ufer  
 gedrängt,  um  die  Mitte  des  Wassers  frei  zu  halten.  Unter  der  
 herüberhallenden  Musik  sah  man  aus  der  Entfernung  aus  dem  
 Palastthore  eine  lange  Procession  von  Lichtern  hervortreten,  
 deren  Träger  in  der  Dunkelheit  nicht  erkannt  werden konnten.  
 Bald  darauf  ergoss  sich  in  den  Fluss  eine  ununterbrochene  
 Feuerlinie,  aus  den,  brennende  Kerzen*)  tragenden,  Schiffehen  
 bestehend,  die in steter Erneuerung nach einander  auf  den  Strom 
 *)  „Am  Feste  Bera  erleuchten  die  indischen  Schiiten  den  Fluss  m it  Lichter  
 tragenden  Flössen  zu  Ehren  des  unsterblichen  Propheten  Khizr  (des Grünen),  der,  
 wo  er  sitzt,  Gras  hervoTwachsen  lässt.“ 
 flott  gesetzt  wurden  und  erst  in  weiter  oder  kurzer  Entfernung  
 allmälig  wieder  erloschen.  Dann  stieg  aus  der  Mitte  des  
 Wassers  ein  dunkelgltihender Feuerball  auf,  und wie durch einen  
 Zauberschlag entzündeten sich  plötzlich überall auf  den im Flusse  
 ankernden  Flössen  glänzende  Strahlenbäume,  in  den  buntesten  
 Farben  leuchtend und schimmernd.  Dazwischen schossen Raketen  
 empor,  oder  feurige Meteore,  die  am  dunkeln  Himmel  in strahlende  
 Sterne  zerplatzten.  Aehnliche  Schauspiele  wiederholten  
 sich  nachher  vor  dem  Palaste  des  ersten Königs,  wohin  die  Zuschauermenge  
 weitergezogen  war.  In  dieser  herrschte  reges  
 und  lustiges  Treiben.  Man  bombardirte  sich  mit  Knallerbsen  
 und  Zündern,  stiess  mit  den  Booten  zusammen  und  suchte  sich  
 unter  Lachen  wieder  flott  zu  machen  und  lud  einander  zum  
 Theilnehmen  an  den  mitgebrachten  Esswaaren  ein.  In  einem  
 Boote  war  eine  Gesellschaft  Laos  versammelt,  die  ihre  Rohrorgel  
 spielten,  während  die  mit Spitzhüten  bekleideten Mädchen  
 jodelten  und  sangen,  unter  dem  begleitenden  Händeklatschen  
 der  Zuhörer.  In  einem  ändern  Boote  sah  man  einen  ein  Tamburin  
 schlagenden Mann  mit  wirr  herabhängendem  Haar  und  
 verzerrten  Zügen  in  wilden  Geberden  umherspringen  und  zuweilen  
 bewegungslos  hinstürzen.  Während  des Feuerwerks  gab  
 das Niederfallen der Raketen zwischen die Böte und das Vermeiden  
 derselben  neue Gelegenheit  zum Scherzen  und Lärmen.  Mehrere  
 der  Pagoden  sowie  die  Thürme  des  Palastes  waren  illuminirt. 
 Am  29.  October  sah  man  viele  buntbeflaggte  Boote  unter  
 Musik  umherziehen,  um  ihre  Kathin  zu  werfen.  Am  31.  October  
 trafen  sich  überall  geschmückte  Böte,  theils  von  Jünglingen, 
   theils  von Mädchen  gerudert,  alle in ihren Festeskleidern  
 und  mit Blumensträussen  an  den  Spitzhüten.  Am  3.  November  
 übten  sich  die  Ruderer  in  Vorbereitung  der  Rennen,  die  schon  
 Diego  de  Couto  beschreibt  und  dabei  an  die  trojanischen  in  
 Sicilien  erinnert.  Am  4.  November  begab  ich  mich  auf  die  
 Einladung  der  Herren  Schill  und  Malherbe  nach  ihrem  dem  
 Schlosse  gegenüber  liegenden  Laden,  um  dort  die  Procession  
 des  Königs  anzusehen,  der  an  dem  Tage  zu  Lande*)  umher*) 
   Wenn  Feim  Hervortritte  des  Königs  zum Umzüge  in  der  Stadt  die  Staats