zu widmen. Da die Visitation kein Resultat lieferte, liess ich
dem Vice-Gouverneur rapportiren, der sogleich einen Schreiber
schickte zur Aufnahme des Thatbestandes. Er verfertigte ein
Verzeichniss der gestohlenen Gegenstände und fügte ihre Beschreibung
sowie die von mir taxirten Preise hinzu. Im Falle
sie nicht wieder aufgefunden werden sollten, wäre die Regierung
verpflichtet gewesen, den Werth zu ersetzen.*) Im Laufe
des Vormittags erhielt ich eine Einladung, der Berathung beizuwohnen,
für die sich die obersten Behörden der Stadt im
Hause des Vice-Gouverneurs versammelt hätten. Nach längerem
Hin- und Herreden machte sich die Ansicht geltend, dass, obwohl
der Beamte von Rechtswegen zur Erstattung des Verlustes
verpflichtet wäre, doch die Nebenumstände in diesem Falle so
wenig k lar seien, dass es billig sein würde, ihn davon zu entbinden.
Ich bestand indess auf eine zufriedenstellende Ordnung
des Falles, ehe ich die Stadt verliesse, und verlangte den Gouverneur
zu sehen, um an dessen Urtheil zu appelliren. Da derselbe
indess nach einem kurzen Aufenthalt während weniger
Stünden sogleich wieder abgereist w a r, ging ich nach weiterer
Berathung auf den gemachten Vorschlag ein, die Entscheidung
einem Schiedsgericht in Bangkok zu überlassen, da der Vice-
Gouverneur sich doch Geschäfte wegen dorthin begeben müsse
und dort mit mir zusammentröffen könne. Ich stellte nur die
Bedingung, dass er vor mir oder doch gleichzeitig abreisen
solle, damit ich seiner Anwesenheit in Bangkok sicher sei. Auf H
sein Versprechen, noch denselben Abend aufzubrechen, begab
ich mich zu dem in der Zwischenzeit fertiggemachten Boot, um
meine eigenen Vorbereitungen zu treffen. Ich fand dasselbe indess
in einem so lecken und miserablen Zustande, dass ich die
Annahme verweigerte und Ersatz durch ein brauchbareres verlangte.
Man versprach bis gegen Abend ein besseres zu schaffen,
um die verlangte Erlaubniss, auf eigene Kosten ein brauchbares
miethen zu dürfen, verweigern zu können.
*) Auch in Birma sind die am Wege liegenden Dörfer eben so verantwortlich
für die Sicherheit des Durchreisenden, wie (nach Aristoteles) die Anwohner
der heiligen Herakles-Strasse. Der Ersatz wird vom Aeltesten geleistet, der sich
wieder durch die Gemeinde schadlos macht.
Am Nachmittag landete ich, bei einer Excursion durch die
Stadt in einem Klostergarten, in dem die Mönche Zellen in
einem Holzgebäude bewohnten, während der Tempel und Capellen
aus Stein aufgeführt waren. Breite Treppen leiteten zu
einer von Säulen getragenen Halle, die eine Menge Buddhabilder
enthielt. Einige der Dächer waren mit einem Mosaikwerk
aus Porzellanstucken, bunten Glasscherben und eingelegten
Steinen verziert. An den Thüren wachten Ungeheuer oder Riesen
und unter den dort ausgehauenen Figuren bemerkte ich die
J e in e r dreiköpfigen Gottheit mit zehn Armen, sowie eine andere,
[die einen Dreizack trug und Schädel als Kopfputz. Im Innern
[sass, nicht mit untergeschlagenen Beinen, sondern wie auf einem
Stuhle, eine gigantische Statue, die die ausgestreckten Hände
auf die Kniee gelegt hatte. Unter den kleineren Bildern, die sie
umgaben, fand sich ein bärtiges, in der Weise der-chinesischen
des Confucius. Die Hauptfigur sollte von Ceylon gebracht sein.
In einem Theile des Gartens war ein künstlicher Hügel aufgerichtet
und mit bemalter Glasur überlegt. Er trug eine In-
[schrift in Pali, und auf einer Säule' daneben fand sich eine andere
in chinesischen Charakteren. Im Innern eines Phra Prang,
[zu dem eine Treppe aufführte, fand ich eine grosse Ansammlu
n g von Pali-Büchern, konnte indess den anwesenden Mönch
nicht überreden, davon zu verkaufen.
Für die Nacht erhielt ich zwei Schildwachen an jede Thür
meines Hauses, und liess aufpacken, um mit dem Frühesten in
dem neuen Boote abzureisen, das man an die Stelle des refu-
sirten geschickt hatte.
Während mit Sonnenaufgang die Sachen nach dem Landungsplätze
transportirt wurden, erkundigte ich mich bei den
[Leuten des Vice-Gouverneurs, die um Feuer im Hofe beisam-
mensassen, ob ihr Herr abgereist sei, erhielt aber nur ausweichende
Antworten. Ich verzögerte deshalb meine Einschiffung
und fand bald meine Vermuthung seiner Wortbrüchigkeit bestätig
t. Auf gemachte Vorwürfe entschuldigte er sich mit einge-
¡tretenen Hindernissen und betheuerte, mir unverzüglich folgen
zu wollen. Zur Sicherheit liess ich mir §eine Adresse in Bangk
o k aufschreib.cn.