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 es  im  Mulamuli  ausgesprochen  ist,  gelangt  der  aus  den'  niedersten  
 Stufen  der  Existenz  aufgestiegene  Buddha  im  Augenblicke  
 der  Transfiguration  durch  innere  Vervollkommnung  zur  
 Erkenntniss  der  Wahrheit.  Nach  der  mahanistischen  Sutra  
 der  Willenserläuterung  (Samdhinir  motschana  oder  Kie-to-mi-  
 king),  die  von  den  Jogätschärja  in  Anspruch  genommen  wird,  
 giebt  es  dagegen  in  der Seele  des Tathägata keine neuen Ueber-  
 zeugungen.  Das  wahre Erwachen  (in  der Erlangung der Bodlii),  
 das  Drehen  des  Bades  der  Lehre,  die  Versenkung  in  das  Nir-  
 vana  ist  ein  und  dasselbe.  Die  Lehre  des  Saddharmapundari-  
 ka sü tra ,  dass  der  Buddha  schon  vor  langer  Zeit  den  Weg  
 erreicht  hat,  fällt  (wie Wassiljew  bemerkt)  mit  der  mystischen  
 Lehre  über  den  Adibuddha  zusammen.  Da  das  Herz  (die Substanz) 
   des  Tathägata  nicht  geboren  wird  und  nicht  zu  Grunde  
 geht,  so  spiegelt **)  es  sich  in  Allem  wieder,  wie  der Mond  im  
 Wasser.  Alaja  kann  Alles- hervorbringen,  aber  es würde ketzerisch  
 sein,  ihn  für  das  Ich  zu  nehmen.  Die  Lehre  von  dem  
 Alaja  oder  der  Seele,  die  verdunkelt  umherkreist,  taucht,  wie  
 Wassiljew  bemerkt,  zuerst  nur  in  den Pradschnä  päramitä’s  des  
 Mahäjäna-Systems  auf  (dessen  Begründung  mit  der  mystischen  
 Ausbildung der Gnosis zusammenfällt).  Die Sauträntikas nahmen  
 den  Alaja  und  die  Seelenverdunklungen  der  Jogätschärja  nicht  
 an.  Im  Siamesischen  wird  Alai  (Alaya)  gfebraucht,  um  das 
 fiele.  Als  Besitzer  der  zehn  Wunderkräfte  ist  Buddha  Daijabala,  und  kann  dann  
 durch  die  Kraft  des Willens  alle  Dinge  modificirend  durchdringen,  wie  die  orientalischen  
 Spiritualisten  (nach  Muhi-ed-din).  In  der  Ausbildung  der  Dhyani-Glie-  
 derung  wirken  die  Projectionen  des  Geistes,  die  gnostischen  Prohalai,  auf  die  
 Materie  ein.  Sie  mögen  wie  die Vorbilder  oder  Ideae  Plato’s  den Abbildern  oder  
 Eikones  zur  Nachbildung  dienen. 
 *)  In  der  Sarvaka-Lehre  giebt  es,  die  Erde  zuerst,  vier Elemente,  aus  denen,  
 wenn  in  Körpergestalt  vereinigt,  wie  aus  Hefen  der  Spiritus,  das  Denkvermögen  
 geboren wird  (nach  den Säyana Mädhava).  Anaximander nahm  (nach Oken’s Schule)  
 eine  allmälige  Fortbildung  von  den  niederen  Formen  der Wasserthiere  bis  zu  den  
 vollkommneren  im  Menschen  an,  wie  man  sie  jetzt  in  den  Protisten  findet. 
 **)  Nach  Plotmus  (dem  ägyptischen  Plato  der  Araber)  ist  die  Vernunft  der  
 unmittelbare  Abglanz,  das  Abbild  des  Ur-Einen;  der  zum  xoo/jos  vorjroe  empor-  
 jreschwungene  Geist  ist  von  der  trübenden  Macht  der  v h j  befreit. 
 wohlwollende  Gefühl  freudenvoller  Liebe  im  Mitempfinden  zu  
 bezeichnen,  und  theilnehmende  Erinnerung  würde  z.  B.  durch  
 khit-alai  thüng*)  ausgedrückt  werden. 
 Die  buddhistische  Kosmogenie,  ohne sich mit  aprioristischen  
 Hypothesen  über  den  Anfang  aufzuhalten,  führt  sogleich  me-  
 diam  in  rem,  mit  der  Periode  beginnend,  als  sich  aus  den  
 Elementen  der  früher  zerstörten  eine  neue  Welt  bildet.  Obwohl  
 in  dem Wirken  des  Dhamma  durch  das  Nirwana  das  Setzen  
 eines  Endes,  vermieden  wird,  ist  doch  ein  solches  mehrfach  
 bineinconstruirt  worden,;  und  die  Hyle  würde  dann  nicht  so  
 sehr  vor  der  Weltschöpfung  ausser  Gott  existirender  Stoff  sein  
 (wie  in Philo-s Materie),  als  vielmehr das  platonische Irrationale  
 in  Gott  (das  durch  den  Nous  Gestaltung  gewinnend,  in  Einzelwesen  
 zur  Erscheinung  kommt)'  oder,  im  Pleroma  der  Aeonen  
 gefasst,  die  Negation  als  Verdichtung  des  Geistigen  zum  Ma- 
 *)  Paulus  verlangt  die  Verbindung  der  aydacr]  mit  der  yvcoois,  um  die  theoretische  
 Erkenntniss  praktisch  zu  machen.  Nach  den  Dhärani  konnte  der Buddha  
 trotz  sechsjähriger Anstrengung  die Bodhi  nicht  erlangen,  sowie  er aber  den Buchstaben  
 Om  an  der Mondscheibe,  schaute,  wurde  er  auf  der Stelle zu  einem Buddha.  
 Durch  die  störenden  Eindrücke  wird  die  Seele,  wenn' in  den  sterblichen  Leib  gesetzt, 
   zuerst  vernunftlos  (nach  Plato).  Sobald  aber  der  Zufluss  an  Wachsthum  
 und  Nahrung  geringer  wird,  die  Umkreisungen  aber  wieder;  Rühe  erlangend,  ihre  
 Bahn; durchlaufen  und  im  Verlaufe  der  Zeit  zur  Ordnung  kommen,  dann  erst  
 machen  die  Umlävife  der  einzelnen  Kreise,  indem  sie  sich  nach  der Gestalt  derer,  
 welche  sich  naturgemäss  bewegen,  richten,  und  sowohl  das  Andere  als  das  Sich-  
 gleichbleibende  mit  dem  rechten  Namen  benennen,  den,  welcher  sie  besitzt,  zu  
 Einem,  der  verständig  wird.  Die  Mula  Prakriti  (Urmaterie)  ist  nicht  Erzeugniss.  
 Das  Grosse  und  die  Anderen  sind  sieben  Erzeugende  und  Erzeugnisse;  sechszehn  
 sind  Erzeugnisse.  Nichterzeugend  und  Niohterzeugniss  ist  der  Purusha  (nach  
 Isvara  Krischna’s  Sankhya  Karika).  Im  Allbewusstsein  der  Transfiguration  heisst  
 Buddha  der  Erwachte.  Bei  den  Lithauern  ist  Budte  die  Göttin  der  Weisheit.  
 Nach  Valentin  weckte  der  Erlöser  den  in  den  pneumatischen  Naturen  Schlummernden  
 Lichtfanlien.  Bei  Sophokles  wird  Diöfiysos  als  oorrro  angerufen.  Nach  
 Eichte  ist  der  Mensch  demiurgisches  Princip  in  der  endlichen  Welt,  Mitschöpfer  
 und  Vollender  des  Erdendaseins;  indem  er  das  nur  Ansichseiende  (Vorweltliche)  
 durch  seine  Freiheit  in  der  Wirklichkeit  ausführt,  denn  durch  den  Menschen  und  
 seinen  mit  ihm  vermittelten  Willen  schafft  Gott  das  Erdendasein  aus.  Perty  
 fasst  ihn  im  Geodämön  auf.  In  dem ,  was  die  Seele  in  der  Schönheit  und  Harmonie  
 der  Sihuenwelt  anziehe,  findet  Plotin  die  entgegenkommende  Offenbarung  
 der  idealen  Welt,  als  ihre  eigentliche  Heimath  (Neander).