mit Kräften Begabter, du Verehrter und Gefürchteter, wollest
du uns Schutz geben gegen die verschiedenen Krankheiten, die
drohen, dass wir von ihnen und allen Uebeln frei bleiben.“
Um ein Haus, in das sich Krankheiten eingenistet haben, neu
zu weihen, werden Kham Suet (Gebete) und Kha hai-phon
(Segenssprüche) gesprochen. Der zugezogene Mönch antwortet
darauf durch heilige Formeln (Mon oder Mantras) und jeder
der Bewohner träg t dann für drei Tage eine weisse Baumwollenbinde
(Dai) um die Stirn. Die Ceremonie Sai-sin wird
auch für die Stadtwälle oder die Anlage eines Dorfes beobachtet.
Die Haare der Mädchen werden gewöhnlich zwischen dem
12ten und 13ten Jahre geschnitten, und muss es geschehen,
ehe die monatliche Reinigung' eingetreten is t, da es später
schamvoll sein würde. Die Knaben werden im 9ten, Uten
oder längstens 13ten Jahre geschoren. Das lOte und 14te Jahr
wird für diese Ceremonie als ungünstig betrachtet. Auch darf
das Haarscheeren, ebenso wie die Verheirathung, nur in sechs
aus der Zahl der Monate vollzogen werden, und sind die passenden
mehrentheils gerade. Für Augurien sind die ungeraden
Jahre vorzuziehen. Die grösste Sterblichkeit herrscht unter
den Kindern vor Vollendung des ersten Jahres. Eine grosse
Zahl der Siamesen ist linkshändig. Arme vermeiden zuweilen
den Haarknoten der Kinder wachsen zu lassen, um so die
späteren Ausgaben der Abscheerungs-Ceremonie zu sparen. Gewöhnlich
aber lässt rqan dafür von dem 3ten oder 4ten Jahre
an die Haare wachsen, nachdem die ersten des Neugeborenen
abgeschoren sind.
So lange die Kinder in Siam ihren Kopfknoten tragen,
erlauben ihnen die Eltern nicht, beim Baden unterzutauchen, da
das in diesem Wulst durchnässte Haar schwer trocknet und
gewöhnlich ein neues Aufstecken und Anordnen erfordert. Im
Kloster fällt diese Schwierigkeit weg für die kahlköpfigen Novizen.
Die Birmanen umgekehrt tauchen nach Herzenslust, so
lange sie als junge Knaben das lange Haar frei herabflattern
lassen, sind aber viel sparsamer damit, nachdem es in einen
Haarbusch aufgeknotet worden, und gewöhnlich beschränken
sie dann das Waschen des Kopfes auf zwei Tage im Monat, die
sie als eine Art Feiertage beobachten. Auch bei den Siamesen
bildet der Rasirtag eine nothwendige Vorbereitung *) zu Festen.
So heisst im Neujahr der erste der drei Feiertage Nan Kan
(der Tag des Barbierens), der zweite Nan Phra (der Tag des
Herrn) und der dritte, an dem Phra Songkran oder der Engel
des Jahres niedersteigt, Nan Song (der Tag der Herabkunft)
oder Nan Songkran (der Tag des Songkran). Beim Abscheeren
des Haarknotens (Chuk) wird das Kind in Gegenwart der
betenden Priester unter Blumen gesetzt, die von zwei, Bananenbäume
verbindende, Stangen herabhängen, und auf die Erde
werden Bai Si umhergestreut, d. h. durch die Frauen aus Bananenblättern
zusammengewundene Kränze. Das Haar der Frauen
wird so geschnitten, dass die Frisur allmälig abfällt, die der
Männer dagegen steil. Die Männer rasiren den Schädel um die
in der Mitte stehen bleibende Bürste glatt, die Frauen dagegen,
die nur beim Leidtragen rasirt werden, lassen das Haar rund um
die mittlere Frisur ganz kurz abschneiden und malen dann gewöhnlich
eine schwarze Linie, von der Stirn auf über die Stümpfe,
um ihre Ungleichheit zu verdecken und sie alle eben erscheinen
zu lassen. Sie behalten ausserdem an der Seite eine Locke,
die hinter dem Ohr herabhängt. Bei den eingewanderten Juen
bewahren die Frauen das lange Haar, die Männer aber pflegen
es allmälig durch eine der Kathom-Blume ähnliche Frisur (Phom
dok Kathom) der siamesischen (Phom dok Sek) zu nähern.
Auch bei den birmanischen und peguanischen Colonisten bewahren
die Frauen ihre Tracht, nämlich das lange Haar mit
dem Knoten (Phom muai), wogegen es die Männer nach siamesischer
Mode kurz schneiden. Die Chinesen bleiben bei ihrem
Zopf, und als die Tataren sie scheeren lassen wollten, betheuerten
sie, lieber das Leben zu verlieren, als vor ihren Vorfahren
in der ändern Welt mit kahlem Kopf zu erscheinen.
Khuan oder Chom Kuan ist der Scheitel und ebenso der
auf demselben residirende Schutzgeist des Hauptes. Khuan
meint Satisfaction oder Vergütung, und tham Khuan einen an*)
Der jüdische Eref Schabbas oder Eüsttag des Sabbats.