(§* 141 — 2 0 2 ) eine 2lnfchauung uon bem SBefen bec ©efd)led)t=
lid)feit gu gewinnen. S ie ^Betrachtung ber BcugungSorgane beiber
©efchlechter hat uns gelehrt, baf fie bem SBefen, b. i. bem SBegriffe
nach ibentifeh, unb nur in ber $orm, b. i, in ber ©rfeheinung ton
einanber »erfd)ieben ftnb 5 überall liegt bem männlichen unb wetb*
lichen £>rgane einer ©phare berfelbe ©ebanfe (§. 85. 117. 136),
unb mit t'hm and; berfelbe ©runbtppuS ber ©eftaltung gum ©runbe,
aber beibeS, ©ebanfe unb ©efiait, erfeheint in jebem befonberS gear=
tet unb mit befonberer Stichtung; bas weibliche £)rgan in berfPflan*
genblûthe ift ein umgefef)tteS mdnnlicheS, ber ©riffel ift eine freie
©nbigung unb SSerwachfung bon ©taubfaben, unb ber §rud)tfnoten
eine ©infenfung unb SSerwachfung bon ©taubbeuteln. M ann unb
5Beib ftreben nach Beugung neuer Snbibibuen, aber feines geugt für
ftch, fonbern jebeS nur in ber ©emeinfehaft mit bem anbern, unb
auf feine eigene Söeife barauf hin wirfenb. ©ben fo liegt eS flar
gu Sage, baf? auch in allen übrigen Segiehungen bie ©efd)tecbtSüec=
fdf>iebenf)eit feine abfolute, fonbern nur eine relatibe ift, ober mit
anbern SBorten, baf jebeS ©efchlecht nicht eigentümliche Ärdfte unb
Srgane, fonbern bie gleichen, aber befonberS mobifteirt unb in eige=
nen formen bejtgt (Str. 114. I. © . 2 4 4 . 2 6 7 ). S n Segiehung
auf bie ^autgebitbe (§. 1 8 3 ) fcheint gwar eine Ausnahme hiervon
© tatt gu ftnb en; über te ils ftnb bieS bod) nur weitere ©ntwicfe*
lungen eines gemeinfchaftlichen £>rganS, g. 58. ber $aare unb Gebern,
an einer ©teile bei bem einen ©efchtechte; theilS ftnb bie ©ebilbe,
bie bei bem einen oollig entwickelt ftnb, bei bem anbern als Stobt*
mente »orhanben, g. 58. bie ©pornen als SKMrgchen; theilS, wenn
fotche Uebereinfîtmmung nicht in einer unb berfelben ©attung © tatt
finbet, fo geigt fte ftch bod) in berfelben ©ippe, wenn g, 58. bei Cer-
vus elaphus, dama, alces unb capreolus nur baS Männchen ein
©ewet'h trdgt, fo hat bei Cervus tarandus au<h baS 2Beibd)en eins,
unb bie «fjorner, welche bei Antilope cervicapra, gutturosa unb
dorcas nur ben Männchen gufommen, ftnb bei Antilope rupicapra,
oryx unb dama beiben ©efd)led}tern gemein. 9Sir bürfen eS baher
als ©runbfah auffiellen, baf bie ©attung unb bie ©ippe baS 2Be*
fentliche, ftch ©leiche unb auf bemfelben 58egriffe Stohenbe, bie
©efchlechtSoerfdjiebenheit hingegen nur eine befonbere ©rfeheinungS*
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felben SBefenS .
* 204. 2ßo befonbere Stgane für bie emfame Beugung fld) ftnben,
/c 34_ 30. 43 — 4 5 ) ftimmen fte im SSaue unb in ber Sun*
ction mit bem weiblichen ©ierftode überein, nur mit bem Unterstehe,
baf fte burd) eigene Äraft bie 58ilbung ooUftdnbig auSfdhren, weld>e
»om weiblichen ©ierftoefe nur ergebt unb begonnen wirb. ©0 tß
benn jebeS Snbioibuum, welche« auf irgenb eineSSeife (§ .2 0 — 45)
burch einfame Beugung ftd) fortpflangt, einem befruchteten ©e.b*
chen gleich, nur baf eS eben, burd; bie eigene, fiel) felbft genugenbe
Äraft in biefen Buftanb tserfefct worben ift. Unb wenn ba, wo in
ber Siegel paarige Beugung © tatt finbet, ausnahmsweife einfame
Beugung eintritt ( § . 4 3 - 4 5 ) , fo g e f e g t bteS immer nur burd)
ein weibliches S rg an ober ein weibliche« Snbioibuum. StirgenbS ift
fllfo eine ftch fortpflangetthe ©attung ohne 5Beiblid)eS, aber niete ftnb
ohne Männliches: üllleS, was non feines ©leiden ergeugt ift, hat
feine M utter, unb fo beult man ftch b>e Statur felbft als ein weib*
liehe« speitteip, als bie alles ergeugenbe M utter. Siefe einfame 3ln*
fdjauung giebt uns nun ben © ru nb b eg r i f f b e r © e f d) l e d) 11 i d)*
f e it : bie 2Bciblichfeit ift bte u r f p r u n g lid ) e ©rfcheinungSweifetoeS
2ebenS, welche bei aller ihrer ©ntwicfelung ben ©h^after ber Urfptung*
tichfeit behalt; bie Mdnntid)feit: hingegen ift bie e n ts p ru n g e n e ,
fpdtere, burch ©ntwicfelung aus bem Uifprungtichen hernorgetretene
Lebensform. S e i ben 2lpbiben unb einigen ©ntomojlraceen (§*44.
e.) erfcheint tiefer Segriff als finnliche Sbatfache: im
ftnb blof 2Beibd)en norhanben, welche ben ©ommer hinburch,Jid)
felbft genugenb, neue 2öeibchen, gegen ben ^erbft aber Mann*
then unb SBeibdjen ergeugen. 2lud) bei ben Sienen unb 3lmei*
fett werben bte ©ier ber Mdnnd)en fpdter gelegt unb auSgebrutet,
als bie ber Arbeiterinnen, wiewohl früher als bte ber ootlfomme*
nen SBeibdjen, was ftch auf bte bet Setrachtung ber ©infaat
gu erorternbe etgenthumliche ©tetlung beS weiblichen ©efd)led)ts
bei biefen Spieren begieht. — SBie nun bte männlichen Snbioibuen
hier nur burd) einen twbetn 2luffd)wung ber BcugungSfraft oor*
ftbergehenb erfd)einen, unb in ben ©attungen, welche blof rnonoge-
nifd) ftd) fortpflangen, gangtid) fehlen, fo ftnb fte aud) ba, wo beibe