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ihm bic SSerhaltniffe ber ©taaten ju einanbet mehr fern, bec
9)atriotidmud wirb burch gamilienliebe, bet fJiationalhaß butd)9^en=
fchenliebe befchranft. 5Bo aber bad Söeib ald ©attin unb SOiuttec
berührt wirb, fann ed aud) f>oï)e SSürgertugenben üben, unb wie
SSobelina unb ï)unbcrt anbere ©riedhinnen unfereu Sage in bie blutigen
9ïeif)en ftch mifchen, ja bet einem ju t ©chwatmerei entflamm»
ten ©efühle felbff ju t 5Buth ftch oetitren, mie benn namentlich bei
©mpèrungen oft bie größten ©raufamfeiten oon Söeibern oerübt
tourben. — S ed SÖSeib in feinem gewöhnlichen Greife fühlt be«tli=
d)er feine 2fbf)dngigfeit oom © anjen, genügt ffd) felbffc weniger, unb
f lie ß t ftch inniger an bie SJfenfchhoit an. iSet SJfann hingegen
fftebt im ©efüf)le feinet Äraft mehr nach ©elbjfffdnbigfeit, fonbett
jtd) mehr ab, ringt nach ^oïjcrcc 3«bit>ibualitdt, unb hat bahetmeht
©goidmttd, bet balb ju gemeiner ©elbjifudjt herabft'nfen, balb jum
(Streben nach unenblichem Sïuhme ftch oerebeln fann* — 2Me ©e=
fd)led?tüch?eït fpricht ftch in bet ©tellung aud, in welcher man bie
©erippe in Pompeji, ^»erculanum unb anberen plo|lid> oerfchütteten
©tabten ftnbet: nach ^ a m i l t o n (relations des derniers trein-
blemens de terre de la Calabre p. 2 2 ) unb 25 a r te ld (SSriefe
über Kalabrien unb ©icilien I* © . 309) fanb man faff ohne 2Cud=
nähme bie Seichname ber Scanner in einer ©tellung, welche bie2ln=
ffrengung aller SDfudfeln jum SBiberffanbe auêbrüdt, bie ber 3Bei=
bet im 2ludbrucfe reftgnirenbet SSerjweiflung, ober, wenn fte Äinbet
hatten, über biefe gebogen unb fte in ihre 2frme fchließenb.— 2 )er
©efd}led)têchara!ter äußert ftch «oef) in ber jum 2Sahnftnne getrie*
benen 3luêfchweifung bed menfdjlichen ©eiffed. 9)lan ftnbet hdaftg
wahnftnnige Scanner, bte ftch für ©otter halten; faum ftnbet ftch
ein Sollhaud, welbed nicht wenigffend eine fotdje 9>erfon ber ©ott=
heit aufjuweifen hatte; nie bilbet ftch bagegen ein SBeib ein, ©ott
ju fepn, wohl aber träumt ed ftch in religiófem SBahnftnne gKtveiten
ald SSraut ©otted* SJïag bied audh jundchfi in ben anthropomor-
phifchen SSorffellungen ber SSolfet oon ber ©pttheit gegrünbet fepn,
fo fpricht ftch «bert in biefer SSorjfellungdweife ber ©influß ber ©e=
fhlechtlidjïeit auf bie menfchliche ©eele noch allgemeiner unb ent=
fchtebenet a u d .— d) SS ei bem SJïanne iff m it ber jfdtferen 5)lud=
felmaffe bad ©emeingefühl frdftiger, ber Srieb mdchtiger, bie ftnnliehe
SSegierbe ungeffümer, jeber 2fffect ffürmifcher. S a d SBeib hat
eine jartere ©innlichfeit, unb wirb weniger oon roher SSegierbe er*
griffen, ba in feinem fenftbeln ©pfieme bad ©entrale über bad
ripherifche ein entfehiebenered Uebergewid)t hat (§. 193): feine Stiebe
ft'nb ruhiger , ,bal)cr auch beftdnbiger utib audbauernber. e) S ie hef=
tigeren Antriebe unb bie lebhaftere ^hantafte bringen in bie ©efühle
unb SSegehrungen bed SDfanned mehr Söechfel, 3wiefpa(t unb ©egen*
fab: halb räumt er grober ©innlichfeit bie «fjerrfchaft ein, balb ffeigt
er ju reiner ibeeller ©roße empor; balb Wirb er engherjiger ©goiff,
unb balb macht er ald Äodmopolit $>ldne unb ©ntwürfe für bie
ganje Sftenfchheit. S « ben SSeffrebungen bed SBetbed iff mehr gleich*
förmige SDftfchung unb harmonifche SSerfnüpfung. S a d geben bed
SJlanned fcheibet ftch jfrenger in 2lrbett unb ©enuß. S3eim ©enuffe
liebt er mehr bie SSequemlichfeit; bad SBeib iff babei mehr rührig,
unb bie 2(bwartung bed ruhenben, genießenben Sittantted ifl ihm ©e*
fchdft. SBo ber SJlann auf einer nieberen ©tufe ber ©ultur fleht
unb bie, äußeren SSebürfniffe ihn nicht brdngen, lebt er in Faulheit,
unb nothigt bie grauen, für ihn ju arbeiten unb ihn ju bebienen* —
S a d Sßeib ijt h^terer, fröhlicher, unbefangener; ber 9ttann ernfier»
Sh«t fommt ed mehr auf bie ©ache an ; bad SBeib will, baß audh
bie gorm ber ©ache entfpreche: ibeelle SSollfommenheit genügt ihm
nicht, fonbern fte foll auch überall ftch äußeren, ©o hat ed benn
mehr ©efühl für ©chdnheit, unb jwar, ba fein ©inn mehr auf bad
©injelne, leicht ju Umfaffenbe gerichtet ift (§. 1 9 5 ), befonberd für
bad Seichte, ©efaKige, gierlidhe. ©d hat ein leifered ©efühl für
bad tfnffanbige unb ©eheliche, unb fennt feinen ©enuß, ber nicht
mtt Zartheit, 2lnffanb unb ©efehmaef oerbunben wate* ignbem ed
ben äußeren ©chein hoch achtet, wirb bad ^erfommen, bie ©tiquette,
bie SJlobe leicht fein ©o^e; ed hat nicht ben Sttuth, bie ©chtanfen
ber ©ewohnheit ju burchbredhen; nur unter Scannern giebt ed ©on=
berlinge* Zugleich hat bad SBeib auch mehr ©itelfcit, ald ©tolj,
ober flrebt befonberd nadh einem oortheilhaften ©dheine. f) S e r
SÄann iff fiolj auf feine Äraft, au f bad, wad er geleiffet hat, auf
fein SSerbienft, ober auf bad, wad er ju leiffen oermag, er fürdhtet
ftdh weniger, für moralifdh fdhledht gehalten ju werben, felbff wenn
er ed burdhaud nidht iff; nur für einen Schwächling foll man ihn