© rajie, entwirft: Sefiigfeit, SSefiimmtheit tmb eine ©djdrfe becUm=
riffe, bie leidet in ^ d rte auSjuarten ©efaht lauft, bejeidjnet bie
SJlanneSgeftalt. Siefe 85efiimmtheit bringt ben t)ol)cn TluSbrucE
felbfithdtiger Äraft hervor, tmb »erbinbet alle einzelnen Steile webt
jur (Sinl)eit beS S3egciffö eines lebenbigen unb felbftfidnbigen SefenS,
als jur ftunlidjen (Ürt^fit ber S orm , auf bec wir fo gern am weib=
lid)en Äotper verweilen*" Unb wie baS 5ftdnnlid)e mef)r bem S3er=
flanbe, baS Sciblicbe mef)c bem ©efuhle jugewenbet ift, fo fpricht
aud? auf folcfye S eife bie ©d)6nl)eit beS SftanneS mehr ben SSerfianb
an „burdh bie Sberferrftyaft bec Sorm (formositas) unb burd) bie
funfhnafige 33eftimmtheit bec 3% jf, wdhrenb bie ©chonheit beS
SeibeS bucd) bie freie Sülle beS ©toffs unb burd) bie liebliche
rnuth bec 3«ge mehr baS ©efufyl befriebtgt."
§. 2 0 0 , S ie weibliche © c h o n h e it, als bec l>6dl>fle unb »ollem
betfte 2fuSbrucE bec ©efd)led)ttid)feit, erfcheint überall b an n e, wo bas
S e ib irt feinem ganzen S efen weiblich ifi. @ie fjdngt ab a) vom
Älima. S ie milbe 2uft in ©tiechenlanb, ©eoegien, SEßtngcelien,
(Sircafften ifi bec weiblichen Statur vorzüglich angemeffen, unb Idfit
ihre ©chonheit frei fid) entwicEetn. S ie fruchtbaren unb Siebe bttc=
flenben Siegerinnen am Seiger unb in Angola haben nod) »iel ©rajie
unb weibliche Sleije. Sagegen wirb bie Seiblidhfett burd) ein raUljeS
unb falteS Älima unterbracht: bie S eiber in ben ^)olartdnbern ftnb
fdjwad) menflruirt, wenig fruchtbar, babei f)d£lid) unb »on ben SJlan*
necn wenig »erfdjieben. b) (Sine unangemeffene SebenSweife unb fort;
baueenbe UCnflrengung in fchweren, fotpetlichen Arbeiten, bie eigene
lid) nur für ben SJiann befltmmt ftnb, laft feine weibliche ©chonheit
auffommen, unb fte tfl bei ben 3lagel6hnetinnen, Selbacbeitecinnen tc.
grofjentheilS »erwifd)t, wdhrenb bet ben SJldnnern bec acbeitenben
Glaffe nicht fetten fdjone Sormen ftef? ftnben. c) S ie ^laflicitdt
fdjafft angenehme, ben ©innen wohlgefällige So««*«5 bi« ©«de erfl
giebt bec 2lnnehmlid)feit ihre SSebeutung, unb erhebt fte jur ©djow
heit* S ie ©eele beruht auf ©elbflgefühl, welches bie ©teigerung
beS forpeclidjen ©emeingefüflS ifi; fte teuftet bahec bei Shieren nur
ba jidrfec in ber dufecen Sorm hec»or, wo geifere üorpeefeaft unb
atfo ein frdftigereS ©emeingefühl »ochanben ifi. Sahec ifi nur baS
männliche Shiec fchon, inbem es burd) ©tellung, © ang, SSJticf unb
alle ^Bewegungen S u th , ©tolj unb baS hohe Äcaftgefuhl oeerdth,
»on bem eS burchbrungen ifi, wdhcenb bieSeibd)en mit gebogenem,
eingejogenem #alfe unb bloß mit bem 2luSbrucfe ber ©ehwdehe ein*
hergehen* Sluc einige ©puren weiblicher ©djonheit erfcheinen bei
ben flügeren unb ebtecen g ie r e n , namentlich bem ^Pferbe, unb bei
bec mit bem 50?enfd)en in ndhecec ©emeinfehaft tebenben ©chwek
jerfuh* ©o entfpcicht nun auch bie ©chonheit beS menfd)lichen
«SJeibeS bec ©tufe feiner pfpdjifchen ©ntwicfelung. Unter bem ge*
meinen SSolfe,- fo wie untec beri fla»ifd)en SSotfecfchaften f>at baS
2Beib mehr ein mdnnticheS UleufjeteS, fiarfe ©lieber, »ocragenbe 83a*
cfenfnochen, grobe $ a u t tc. unb ermangelt ber weiblichen Sleije, woju
ein cauheS Ätima unb fdjwere Arbeit baS Shrige beitragen, wdhrenb
unter benfelbett ©tdnben berfelben SBdlfec fchone männliche ©efial*
ten nicht feiten ftnb. © o fotlen auch in @hina bie gemeinen 8Bei*
ber »iel h«^i<^er fepn, als bie »ornehmen, unb wenn man unter ben
Silben burdhgangig h ^Ü ^e SBeiber ftnbet, fo traf man bagegen
unter ben glucfltcf>er organiffrten unb mehr gebilbeten S3ewohnern
»on Staheite weibtid^e ©chonheit unb Einmuth* — S5ei bem Söcibc
ifi bie Sbee unb bie Äraftauferung immer mehr »erhölft »eemoge
beS überwiegenben innern SebenS unb ber freier wattenben ^lafiici*
tat: aber fte mu£ hinburd) bliden, wenn eS ju wirf lieber ©d)dn*
heit gelangen folt; bie plafiifche Sülle barf nicht allein »ochanben
fe p , fonbern baS ©etfiige mu£ ftd) mit ihr hatntonifd) »erbinben*
Siefe ©nheit »on ©eifi unb SO^aterie giebt bem Söeibe Einheit mit
ftch felbfi, madht, ba£ eS bem wirf liehen Safepn, ber Statur naher
jieht, alfo natürlicher ifi: unb hierburch gewinnt eS bie 2lnmuth
unb Sieblichfeit, Weldje ben eigentlidhen ©ehalt ber weiblidhen ©chon*
heit auSmad)t* Snbem baS Snttere heitmonifch mit bem 2leu£eren
erfcheint, entfielt bie ©rajie, b* t* bie leichte, ungefuchte, gleidhfam
freiwillige Sarfiellung beS fittlich ©chonen in angemeffenen aufern
Sormen. „ S o bie weiblt'dje 3artheit unb Seichheit nicht burch
motalifche Äraft gehoben wirb, erfcheint fte atS blofer 3luSbrutf beS
Unvermögens* Sahec bringt benn auch bei auSfchweifenber ©itten*
lofigfett bie weibliche Sorm immer einen efelhaftern unb wihrigem
©nbruef hervor, als bie männliche, bie wenigfienS nod) burdh ben
^lusbrtuf phpfifchec Äcaft eine gewiffe «Haltung befommt. Ueberall
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