
man auch so glücklich ist dergleichen Gewächse den
Winter hindurch zu erhalten, so vereitelt ein kleiner
Frost im Frühjahr öfters die ganze Hoffnung. Durch
einen begränzten Standort, der nur nach der Mittags-
seite offen is t , erreicht man zwar seinen Zw e ck , dafs
keine kalte Winde die Pflanze treffen können, aber die
Mittagssonne reizt sie zum früheren Austreiben oder
auch nur zum Steigen des S afts , wodurch sie ungleich
zärtlicher wird. Selbst minder zärtliche Gewächse leiden
durch solche Lage. Im harten Winter von lygj
bis 1795 sähe ich zwei Stämme von Cytisus Laburnum,
die auf einem freien Platze standen, der von der West-,
Nord- und Ostseite mit hohen Gebäuden umgeben, an
der Südseite aber ganz offen war. Ein Stamm dieses
Gewächses stand in der Mitte des Platzes ganz allein,
ein anderer stand vor einer Statue von Sandstein. Der
freistehende hatte nicht durch die Kälte gelitten, der
andere, welcher nur wenige Fufs davon entfernt war,
und übrigens keinen Schaden an seirtem Stamm hatte,
auch mit jenem gleich alt war, war bis auf die Wurzel
erfroren. Das Zurückprallen der Sonnenstrahlen hatte
den Trieb zum Wachsthum zu früh in Bewegung gesetzt,
und die Kälte hatte eine Stockung verursacht, aiil
die der T od folgen muste. Aehnliche Erfahrungei
könnte ich hier mehrere anführen, die aber jeder Gai-
tenliebhaber bei einiger Aufmerksamkeit selbst machei
kann.
Das Einhüllen des Stamms in L a u b , Moos 'uni
Stroh , finde ich aus zwei Gründen verwerflich. Einmal
wenn zu feuchte gelinde Winter eintreten, und nielli
bei Zeiten die Bedeckung weggenommen wird, so faulen
oder stocken die Stämme a b , und tritt plötzlicl
kaltes Wetter ein, so leiden sie zu s e h r , weil sie einei
wärmern Bedeckung gewohnt waren. Zweitens endlicl
giebt eine solche Bedeckung G e leg enh e it, dafs Mäuse
schädliche Insekten und andere Thiere sich daruntei
einfinden, 'und die Stämme benagen.
Die beste A r t , zärtliche Bäume und Sträucher vo:
dem Erfrie ren zu bewahren, is t , dafs man das früb
Austreiben derselben zu verhindern sucht, und ihnei
eine geschützte Lage giebt. Bei uns sind die Nordost-
winde den Pflanzen am gefährlichsten. Mit ihnen treten
häufig Nachtfröste und starke R e ife ein. Etwas
zärtliche Pflanzen kann man ganz frei stellen, nur gegen
Mittag mufs man sie durch höhere Gesträuche zu
bedecken suchen. Gewächse die noch zärtlicher sind,
pflanzt man so, dafs sie durch höheres Gesträuch von
Mittag, Morgen und Norden verwahrt sind. Findeti
sich Flüsse oder grofse Gewässer an oder in den G ä rten
oder englischen P a rk s , so kann man dergleichen
Pflanzen so stellen, dafs sie in der Nähe des Wassers,
ohne aber bei Ueberschwemmungen Schaden zu nehmen,
in einer ähnlich beschützten Lage stehn. In dieser
L age werden selbst die zärtlichsten Gewächse durch
den Winter, wenn er auch wirklich hart ist, und selbst
wenn späte Nachtfröste eintreten, da sie durch die von
ändern; Gesträuchen abgehaltene Strahlen der Mittagssonne
nicht haben treiben können, niemals oder doch
nur wenig Schaden leiden.
Man mufs sich aber hüten, nicht Sträucher und Bäume
aus einem mildern Klima, die sumjtfigten oder feuchten
Boden lieben, bei uns im F reien auch an ähnliche
Stellen zu pflanzen; denn in hartem Winter frieren hier
die Sümpfe bis aul' den Grund aus, und dadurch wür-
^ de unfehlbar die ganze Staude getödtet werden. Die
meisten Pflanzen aus Carolina, z. ß. Cupressus disticha,
Dirca palustris u. m. a ., lieben in ihrem Vaterlande einen
Standort der feuchte is t , oder doch wenigstens im
Frühjahr unter Wasser steht. Hier müssen dergleichen
Gewächse einen beschützten Standort haben, und der
Boden mufs mit kleinen Gesträuchen besetzt sein, damit
die Sonnenstrahlen nicht die Oberfläche ausdurren
können.
Das Bedecken der Wurzel mit Mist oder Laub ist
bei harten Wintern g u t, nur bei gelinden nicht zu empfehlen,
weil leicht Fäulnifs und frühes Tre ib en der
Säfte dadurch veranlafst wird. Die sogenannten Frost-
ableiter, welche tlarinn bestehn, dafs man einen Strick
von Stroh um den Stamm dreht und dies im Frühjahr
in ein Gefäfs mit Wasser le ite t, wollen einige sehr gut