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seinen Standort an. Wenn er von ändern Gebüschen umgeben
ist, so bleiben seine Blätter den ganzen Winter über am Stamm
sitzen, hat er aber eine freie offene Lage, so verliert er sie, und
das ist auch bei unserm der Fall. Die Merkmale, welche Mi l l er
bei den Blättern angiebt , treffen auch nicht zu. Unser gewöhnlicher
Liguster hat lanzettenförmige, etwas spitzige Blätter, der italienische
stumpfe, die einen kleinen krautartigen Stachel haben.
Man findet aber bisweilen beide Blätteranen an einem Stamm, und
wenn man aus den Samen welche erzieht, so kommen beide Sorten
in einer Aussaat vor. Man kann sie also nicht als verschiedene
Arten, kaum als bestimmte Abarten ansehn.
1 14- L i n n a e a . Linnea.
Ein doppelter Kelch, ein äufserer vierhlättriger, von ungleicher
Länge, und ein lünftheiliger, der auf dem Fruchtknoten steht.
Eine glockenförmige vierspaltige Blumenkrone. Vier Staubfäden,
von denen zwei kürzer sind. Ein Griffel. Eine trockene dreifächrl
ge Kapsel, die in jedem Fache zwei Samen enthält, und nicht
aufspringt.
I . L i n n a e a b o r e a l i s . Sp. p l. ed. W. 5 . p. 6 5 4 . Fl.
suec. 5 6 a. tab. i .
N o r d i s c h e Linnea.
W'ächst in der Mark Brandenburg, um Berlin an mehreren
Orten, und hinter Liebenwalde; ferner in Schweden, Rufsland, Sibirien
und Canada, in Fichtenwäldern unter Moos, und an ähnlichen
Stellen auf den Gebirgen In Schlesien und der Schweiz.
Man hat sie auch kürzlich um Wittenberg entdeckt.
Es ist ein immergrüner Strauch, den ich in der Gegend hier
um Berlin wild angetroffen habe. Seine Stengel sind fadenförmig,
bisweilen über zwei Fufs lang, und liegen ganz flach auf dem
Moose. Sie treiben in einigeu Zwischenräumen fadenförmige W'ur-
zeln, und kleine kurze Stengel, die Anfangs, so lange sie nicht über
zwei Zoll lang sind, aufrecht stehn, nachher aber wenn sie gröfser
werden, sich niederlegen und fortkriechen. Die alten Stengel sind
braun, rund, mit dicht anliegenden weifsen Härchen bedeckt, die
jungen Zweige sind grün, und mit weifslichen Härchen besetzt.
Die Blätter sind gestielt, gegen einander über stehend, fünf
Linien lang und vier Linien breit, rundlich, an der Basis etwas
keilförmig, an der Spitze abgerundet, am Rande auf jeder Seite mit
zwei runden, grofsen, I ogenförmigen Zähnen versehn, auf der Oberfläche
dunkel glänzend grün, mit wenigen, kurzen, angedrückten
Härchen , auf der Unterseite blafsgrün und glatt.
Die Blumen kommen Ende Mais, Anfänge Junius, und zuweilen
noch sparsam im August, an der Spitze der kleinen Zweige,
auf drittehalb Zoll langen, fadenförmigen, aufrechten Blumenstielen,
die an der Spitze zweitheilig sind, und an jedem Theil eine hängende
Blume haben. Wo der Blumenstiel gabelförmig zertheilt ist,
stehn zwei gegen über stehende, kleine, lanzettenförmige Blättchen.
In der Mitte des Blumenstiels stehn wieder zwei ganz kleine Blättchen.
Die Blumenkrone ist welfs. zuweilen röthlich, innerhalb loth
punktirt. Gegen Abend verbreiten die Blumen einen ungemein angenehmen
Geruch. Der Blumenstiel, der äufsere Kelch und Fruchtknoten
sind mit feinen sehr kleinen gestielten Drüsen besetzt.
Die Früchte sind sehr klein, springen niemals auf, sondern
bilden eine verschlossene dreifächrige Kapsel. Jedes Fach enthält
mehrere Samen, von denen aber nur einer oder zwei zur Vollkommenheit
gelangen..
L i n n é nennt alle Kapseln, die beständig geschlossen bleiben,
trockene Beeren, weil er das Hauptkennzeichen einer Beere darin
setzt, dafs sie sich niemals öfiiet; da man aber immer mit dem Begriff
einer Beere auch den einer fleischigen und saftigen Substanz,
worin die Samen enthalten sind, verbindet, so ist es, glaube ich,
besser, hier von Li nné abzugehn, und solche Früchte Kapseln
zu nennen, wie ich dieses auch hier bei mehreren Gattungen, z.B.
hei der Rüster und Linde gethan habe; oder man müfste, was ich
nicht für rathsam halte, einen eignen Ausdruck für dergleichen
Früchte wählen.
Wenn man diese schöne einheimische Staude anpflanzen will,
so mufs dazu ein Ort ausgesucht werden,' der schattig, mit Moos
bewachsen ist, und wo möglich, müssen Fichten in der Nähe stelm.
Belm Verpflanzen mufs man den ganzen Rasen mitnehmen. Pflanzt,
man sie auch mit dem ganzen Rasen im Schatten auf blofser Erde,
so werden die Ranken nicht weit auslaufen, well sie nicht gerne
auf der Erde Wurzeln machen; wo aber Moos ln der Nähe ist,
laufen sie weit aus, und man ist im Stande, alte Stöcke bald zu
vermehren, weil jeder Stengel eine eigene Pflanze giebt.
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