deren Boden bisweilen geöiFnete Särge und Sargdeckel aus Marmor —
doch verschieden von dem des Felsens — liegen. Der ehemalige Eingang
zu diesen Todtenkammern ist gegenwärtig unbekannt. Wohl ist es möglich,
wie man vermuthet hat, dafs unterirdische Gänge, die später sorgfältig
vermauert und verdeckt wurden, zu diesen Grabkammern geführt
haben. Vielleicht, dafs man durch die räthselhaften Gänge unter der Terrasse
von Persepolis zu den Gräbern im Berge Rahmed gelangte, ähnlich
wie man ja auch bei den ägyptischen Felsen-Königsgräbern zu Theben eine
unterirdische Verbindung mit der Ebene und den Tempeln an den Ufern
des Nil nicht ohne grofse Wahrscheinlichkeit voraussetzt. Die Gräber von
Naksch-i-Rnstem gehören den unmittelbaren Nachfolgern des grofsen Kyros
an, dessen einsame Grabstätte wir später besuchen werden. Hier in diesen
vier Gräbern lagen der Reihe nach die Leichen der Könige Kambyses,
Darim I., Xertces und Artaxerxes I. und ihre Weiber und Kinder. Die
Felssculpturen unter den Grabfatjaden, von denen wir so eben gesprochen
haben, rühren aus der sassanidischen Periode und wiederholen jene eigen-
thümlichen Gruppen zu Fufs und zu Pferd, die sich in Naksch-i-Redscheb,
in der Nähe von Persepolis, und sonst finden. Figuren in römischem
Costüm erinnern an die Berührung des Westens mit dem Osten zur Zeit
der Parther und der sassanidischen Dynasten. Pehleyi und griechische
Inschriften bestätigen die späte Zeit dieser Sculpturwerke, die in dem
mysteriösen Ringe der Weltherrschaft ein altpersisches Element streng bewahrt
haben.
Es darf von uns wiederholt werden, was von allen Reisenden bereits
ausdrücklich hervorgehoben worden ist, dafs die Ruinen von Persepolis
gründlichere Untersuchungen verdienen, als diejenigen sind, welche von
verdienstvollen Forschern angestellt worden sind. Neben einem längeren
Aufenthalte-, welcher dem genauen Studium der noch vorhandenen Denkmäler
gewidmet sein mufs, gehören dazu vor allen Ausgrabungen und Untersuchungen
nach noch unbekannten Denkmälern, die sicher in den Berg-
partieen der Ebene von Merdascht verborgen sind. Freilich sind die
Schwierigkeiten ungewöhnlich grofs: Mangel an Nahrung, wie sie Europäern
zuträglich ist, das schlechte, Fieber erzeugende Klima, Mangel an
Arbeitern, welche zu den Nachgrabungen zu verwenden wären, schliefslich
auch noch das Mifstrauen der Anwohner und die Unsicherheit des Ortes
tragen dazu bei, die Nachforschungen ungemein zu erschweren, ja beinahe
unmöglich zu machen. Dafs zwei Tage nicht ausreichen würden, Persepolis
von Grund aus kennen zu lernen, das sahen wir voraus: es ist aber etwas
anderes, ob eine Gesandtschaft ihr Lager vor Persepolis aufgeschlagen hat,
oder eine wissenschaftliche Expedition. Jedenfalls benutzte ein Jeder von
uns die kurz zugemessene Zeit, um in Persopolis herumzuwandern, besondere
Sehenswürdigkeiten zu notiren und unvergefsliehe Eindrücke mit
nach der Heimath zurüekzunehmen.
Mir selber ergipg es in Persepolis. schlecht genug. Kaum hatte ich
soviel Kraft, die breiten Treppen der altpersischen Akropolis hinaufzuklimmen.
Die umgestürzten Säulen und Blöcke auf der Terrasse mufs-
ten mir alle Augenblicke als Ruhepunkte dienen. Dennoch war ich glücklich,
Persepolis zu sehen v und bereue bis auf den heutigen Tag nicht
den Entschlufs,- mich krank und elend bis nach „Dscliemschid’s Thron“
geschleppt zu haben. .
Am 18. October liefsen wir in aller Frühe die Zelte abbrechen, die
Karawanen - Thiere beladen und die Reisepferde satteln, um in der Richtung
nach Schiraz die Weiterreise bis zur nächsten Station Zergdn oder
Zergün vier Fersach südlicher : Ä anzutreten. Wir durchmafsen die
ganze Ebene von Merdascht, welche von vielen Kanälen durchschnitten ist,
wendeten uns dabei rechter Hand,- um die grofse Karawanenstrafse von
Isfahan nach S_chiraz zu erreichen, und standen zuletzt vor einem wirklichen
Flusse, der in sehr hohen abschüssigen Ufern mit lautem Tosen und
mit schäumenden Wellen dahinrauschte. Die Perser bezeichneten denselben
ausdrücklich mit dem Namen PulAMn und wiederholten, so oft ich auch die
verschiedensten Personen der Gegend danach fragte, diese Benennung, welche
sie noch weiter auf jene bereits oben von mir beschriebenen Felskegel von
Istakher ausdehnen, da sie, dieselben gleichfalls als Kuh-i-Pulkhdn d. i.
„Berg von Pulkhän“ erwähnten. Die Alten nannten den Flufs auch Araxes,
das würde heut zu Tage Haras oder Aras sein, so viel als „der Rauschende,
Tosende“ , und in der That pafst eine solche Benennung nirgends besser
als hier für diesen Flufs, welcher somit der dritte Araxes'ist, den wir auf
unseren Reisen im Laride Persien kennen lernen.
Eine hohe steinerne Brücke mit einem abscheulichen Steinpflaster und
halb zerstörtem Geländer führt über den Flufs. Zwei gröfsere und drei
kleinere Bogen stützen sie. Am Brückenkopf, auf dem diesseitigen, dem
lin k en ü fer waren recht ordentlich aussehende Soldaten aufgestellt, welche
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