neu zu lernen. Ich füge deshalb ein Paar Beispiele an, die sich auf den
genannten Denkmälern vorfinden.
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Nachdem der Gouverneur der Stadt, Ilanler- Mirza, ein Neffe des gegenwärtig
regierenden Schah, das übliche Gastgeschenk unter der Gestalt
von vier Brettern voller Zuckerwerk und Zuckerhüte unserem Eltschi hatte
überreichen lassen, und nachdem die prinzlichen Träger der stifsen Sachen
sich unter dem gehörigen Ceremoniell zurückgezogen, konnten wir trotz
der Heiligkeit des mohamedanischen Freitags der Versuchung nicht widerstehen,
noch an demselben Tage unserer Ankunft in Isfahan einen Ausgang
nach dem nächstliegenden Theile der Stadt zu unternehmen. Die
alten Herrlichkeiten traten uns, obwohl in zerfallener Pracht, auf Weg und
Steg entgegen und vermehrten das Günstige des Urtheils, welches wir bereits
aus unserem Paradiesschlosse über den Glanz vergangener persischer
Hoflager zu fällen nicht anstanden. In wahren Gartenwäldern jener riesigen
Platanen, derer wir vorher mit so viel Erhebung gedacht haben, lagen
die wundersamsten Gebäude älterer Zeit, verbunden und getrennt von einander
durch labyrinthische Gänge und Thore, in welchen man sich nur
unter Leitung und Führung eingeborener und mit den Schlofsgängen bekannter
Perser zurecht zu finden vermochte.
Zu den hervorragendsten Gebäuden, denen wir zunächst auf unserer
Fufswanderung begegneten, gehört unstreitig das schöne, von den Reisenden
so oft bewunderte und erwähnte Schlofs Tschehil-situn „der vierzig
Säulen“ d. h. das vielsäulige. Es erhebt sich aus der Mitte wohlgehaltener
Gartenanlagen in malerisch-phantastischer Gestaltung und scheint an Höhe
mit den alten Platanen in seiner Umgebung um die Wette zu streiten.
Nimmt man in angemessener Entfernung Stellung vor demselben, etwa in
dem Gange zwischen den riesigen, gegenwärtig zum Theil wasserleeren
Bassins, so hat der Anblick nach der offenen Säulenhalle hin etwas thea-
tralisch-imponirendes. Die reelle Wirklichkeit erscheint unglaublich, man
gefällt sich in der süfsen Selbsttäuschung, wie im Zaubermärchen auf den
Boden von Tausend und eine Nacht urplötzlich versetzt zu sein.
Das Gebäude, halb aus mehr und minder kostbaren Steinen, halb aus
Holz aufgeführt, ruht auf einem Unterbau von etwa fünf Fufs Höhe und
besteht der Hauptsache nach aus einem offenen Saale, oder, wenn inan lie-
Ib e r will, aus einer Freihalle von über hundert Fufs Breite, die von acht-
|z e h n reich vergoldeten Säulen getragen wird, deren jede an dreifsig Fufs
|h o ch und schraubenförmig gewunden ist. So geschmackvoll in vieler Beiziehung
die persische Säule ist, hauptsächlich durch da» regelmäfsige Sta-
flaktiten-Kapital, dessen Flächen sehr häufig mit Spiegeltafeln ausgelegt
■werden, so geschmacklos ist fast durchgängig der Säulenfufs, vom roh gelarbeiteten
Holzklotz an bis zu den scheufslichen Löwengestalten aus Täbrizer
■Marmor hin, die hier im Schlosse Tschehil-Situn die einzelnen Säulen tra-
gen. Die schlanken Stützen der mächtigen Decke, welche ebenso wie die
Izu r Hälfte der Höhe mit Marmorplatten bekleidete Hinterwand der Halle,
■mit einer erstaunlichen Kunstfertigkeit mosaikartig bearbeitet und mit einer
"reichen Fülle gegenwärtig halb blinder Glasfacetten bedeckt ist, spiegeln
« ic h in dem blinkenden Wasser ab, welches innerhalb der Halle in drei
■Bassins nöthige Kühlung und Frische verbreiten sollte. Achtzehn Säulen
Bnit ihren achtzehn Scheinbrüdern im Wasser ergeben eine Summe von
fsechsunddreifsig Säulen, die nach der Erklärung hochweiser Perser von
heute in die grade Zahl vierzig verwandelt und so Veranlassung zur Be-
Jnennung des ganzen Gebäudes geworden sind.
I . Aus der offenen Halle, welche im Sommer einen angenehmen Aufent-
Shaltsort durch ihre den kühlenden Winden ausgesetzte Lage und durch die
■Anmuth der unmittelbaren Umgebung darbietet, führt eine Mittelthür in ein
■Complex reich bemalter und geschmückter Zimmer, deren Perle indefs der
fcrofse, gegen sechszig Fufs lange und dreifsig Fufs breite historische Bil-
;i|dersaal-ist. Ueber den vier grofsen Kaminen desselben prangen vier roäeh-
gtige Wandbilder, in dem Geschmack jener Zeit gemalt, in der die Gegen-
istände ihrer Vorwürfe noch zur lebenden Welt gerechnet wurden. Auf
fcinem derselben ist Schah Abbas, der tapfere König, mitten im Schlacht-
jgewühl abgebildet, wie er mit seinen Persern die feindlichen Usbeken zu
Jpoden schlägt. Auf den anderen hat sich der Maler bemüht, den Schah
■n viel heitereren Lebenslagen vorzustellen. Da sitzt Abbas beim fröhlichen
Male, tafelnd, poculirend, umgeben von seinen Verwandten. Hofleuten, den Gesandten
der damaligen Zeit, vom türkischen au bis zu dem des Grofsmoguls.
und in der Gesellschaft von Tänzerinnen und Sängerinnen, welche die Freuden
des Mahles durch ihre Künste verherrlichten. Jede Figur ist Portrait, jede
Btellung bedeutsam, das Costüm von historischer Treue. Selbst die Abbildungen
der Gefäfse werden durch ihren besonderen Formenreichthum von einer