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 durch  den  bedeutendsten  Theil  Isfahans  hin.  Sie  sind  breit,  sehr  solide  
 gebaut und mit schönen,  hier und  da  bemalten Gewölben  bedeckt.  An vielen  
 Stellen  öffnet  sich  seitwärts  ein  breites Thor,  das  den Einblick  in  die Höfe  
 gut  gebauter  und  wohl  angelegter  Karawansereien  der  Alt-  und  Neuzeit  
 gestattet.  Unter  den  ausgestellten  Waaren,  die  in  einer  sehr  gefälligen  
 und  für  das  Auge  angenehmen  Weise  aufgestellt  waren,  fand  sich  wenig  
 vor,  was  wir  nicht  bereits  in Teheran  oder  anderwärts  in  Persien  gesehen  
 oder  kennen  geleimt  hätten.  Eine  gewisse  Berühmtheit  hat  Isfahan  immer  
 noch  in  künstlerischer  Beziehung,  da  hier  der  Hauptsammelplatz  der  persischen  
 Malerwelt  ist,  die  sich  mit  Anfertigung  grofser  und  kleiner  Bilder  
 auf  allen  möglichen  Stoffen  bis  zu  den  pappenen  Schreibgefäfsen  hin  beschäftigt, 
   ihre  Kunst  indefs  ziemlich  schablonenartig  und  handwerksmäfsig  
 betreibt.  Als  Freunde  der  Kunst  versäumten1  wir  nicht,  dieser  Künstlersippschaft  
 unsere  Aufwartung  zu  machen.  Die  Leutchen  safsen  in  ihren  
 engen Ateliers,  die  sich  meist  auf  dem  Dache  eines  Hauses  im  Hofe  einer  
 Karawanserai  befanden,  und  pinselten  fleifsig darauf los.  Sie  hatten manche  
 hübsche  Arbeit  vollendet;  eine  erste  Unterhandlung  mit  ihnen  zur  Erwerbung  
 einiger  Proben  ihrer Leistungen  führte  aber  zu  keinem  Ziele,  da  sie  
 als  gute  Isfahaner  die  übertriebensten Preise  forderten.  Für  das,  was  wir  
 später  mit  einem  Ducaten  bezahlten,  gaben  sie  als  ersten  Preis  zehn  und  
 mehr  Goldstücke  an. 
 Die  Isfahaner  zeichnen  sich  durch  keinen  besonders  schönen,  Typus  
 aus;  täuschen  wir  uns  nicht,  so  liegt  in  der Gesichtsbildung  des  grofs  und  
 breit  gebauten Isfahaners  eine  ostasiatische Beimischung,  die  dem  specifisch-  
 persischen  Element  eine  gewisse  Häfsliehkeit  verleiht.  Ein  langes  Gesicht,  
 eine  lange,  nach  unten  allzu  breite Nase,  etwas  aufgeworfene Lippen  scheinen  
 mir  zu  den  Hauptmerkmalen  isfahanischen  Typus  zu  gehören.  Auch  
 in  ihrem  Charakter  haben  sie  wenige  Eigenschaften  guter  Natur,  welche  
 ihre  sonstigen  Mängel  zu  verdecken  im  Stande  wären.  Der  Isfahaner  ist  
 als  eingebildeter Grofsstädter  hochmüthig  und  aufgeblasen,  unduldsam,  mit  
 einem Worte  unleidlich,  nebenbei  Schwätzer und —  wie  alle  Perser  eigentlich  
 —-  aufschneiderisch  und  lügenhaft.  Eine  seltsame  Feindschaft  besteht  
 zwischen  den  Bewohnern  von  Isfahan  und  denen  von  Schiraz.  Der  gegenseitige  
 Hafs  ist  so' grofs I* dafs  beim  Begegnen  die  gröbsten  Schmähungen  
 aufeinander  losgeschleudert  werden,  so  dafs  es  nicht  selten  zu  argen 
 ■Prügeleien  kommt.  Ein  lustiger  Derwisch,  den  ich  eines  schönen  Morgens  
 ■ im   isfahaner  Paradiesgarten  antraf,  —  er  hatte  sich  unter  dem  schattigen  
 ■Riesenlaubdach  benachbarter Platanen  in  einem  der  trockenen Bassins  sein  
 ■philosophisches  Ruheplätzchen  auserlesen,  - r   gab  mir  als  vielgereister  
 E v e ltm ann  äufserst  interessante  Aufschlüsse  über  den  Charakter  und  die  
 B s i t t e n   der Völker*  mit  denen  er -vom  heifsen Indien  an  bis  zum  blauen Nil  
 ■ h in   in  Berührung  gekommen  war.  Seine  Rede,  die  sich  mit  zunehmender  
 ■Lebendigkeit  zuletzt,  in  den  gebundenen  Ausdruck  hüllte,  berührte  auch  
 ■ d ie   seltsame  Antipathie  der  Isfahaner  und  Schirazer  und  mit  klugem  Ge-  
 ■ sichte ,  ä  la  Mirza  Schaffy,  trug  er  mir  sein  Urtheil  darüber  in  folgenden  
 ■Worten  etwa  vor: 
 „Von  Schiraz  die  und  von  Isfahan, 
 Sie  streiten  sich  um  die  Wette. 
 Sie  fangen  mit  Stichelreden  an  
 Und  enden  mit  lautem  Gespötte. 
 So  treiben  sie, es  ohne  Vernunft  
 Bereits-seit  langen  Jahren;  — 
 Liegt  sich  doch  jede  Bettelzunft  
 Einander  in  den  Haaren.  . 
 „Beim Allah,  Sähab, —  fügte  er  hinzu, —  es  ist  in  der  That  zu  wün-  
 ^■schen,  dafs  Gott  Isfahan  nie  zerstören  möge,  das  verdient  die  Stadt  n ie !“ 
 Und warum nicht,  wenn  die Bewohner bei  euch  so  schlecht  angeschrie-  
 ■ b en   stehen,  wie  ihr  sie  mir  so  eben  geschildert  habt?  —  erwiederte  ich  
 ■ in   billiges  Erstaunen  versunken. 
 „ Seht,  Sahal.K': Allabts  Weisheit-ist  unendlich,  unerforschlich,  unbe-  
 E  ‘ '  H  ‘ •_  “•  |g 
 ■greiflich.  Glaubt  ihr  denn,  der Allbarmherzige würde  durch Zerstörung  der 
 ■ S ta d t  veranlassen  wollen,  dafs  die  Isfahaner  wegzögen  und  dadurch  noth-  
 ■wendigerweise  den Schmutz  ihres  Geistes  über  die  ganze  übrige Welt  verab 
 red e ten  ?  Nimmermehr! “ 
 Ihr  seid  im  Rechte,  Derwisch!  ich  verstehe,  was  ihr  sagen, wollt.  —  
 ■ E r   lächelte  zufrieden,  reichte  mir  seinen  dampfenden  Kaliun  und  brummte  
 ■ e in   schnelles  „Es  giebt  keinen  Gott  aufser  Gott!“  vor  sich  hin. 
 Am  28.  September  oder  dem  zweiten  Tage  unseres  Aufenthaltes  in  
 ■ d e r   Residenzstadt  der  Sefiden  hatte  unser Eltschi  die  Freude,  Namens  des  
 ■Erzbischofes  der  armenischen  Christen  Persiens  oder,  wie  er  hier geheifsen