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Paar Bewohner des Ortes uns nach einem ziemlich verfallenen Thore mit
einem Bala-khaneh darüber (die Perser nennen einen solchen Bau serder)
führten das wie es schien und sich auch nachher bewährte zu einem grofsen
von einer Mauer umschlossenen Garten geleitete. Nach langem Klopfen
wurde das Thor von Innen her geöffnet, wir zogen mit Sack und Pack in
den Garten ein, stiegen von unseren Pferden und begaben uns nach dem
oberen Gemache. Das Werk der Zerstörung war hier ziemlich systematisch
vor sich gegangen und hatte sich bis auf die breiten Fenstergitter erstreckt,
welche glaslos in dem grofsen Rahmen hingen und schwebten, und dem
Winde das freieste Spiel in dem „Oberstübchen“ gestatteten.
f Kaum hatten wir uns einigermafsen zurechtgefunden und in dem weiten
Raume, dessen eines Nebenzimmer mit einer Menge überreifer Melonen
angefüllt war, die passendsten Stellen für unsere Ruhestätten entdeckt: als
plötzlich ein Perser, ein langbärtiger Sechsziger, in einfachem Landes-
c0stüm, auf einen Stock sich stützend, mit schwanken Schritten auf uns
zukam, und mit jener Herzlichkeit, wie sie biederen Leuten eigen zu sein
pflegt, auf unsern Eltschi los ging und ihn, an beiden Händen schüttelnd,
willkommen hiefs. Es war Ismael-Khan, der Besitzer des Gartens, in welchem
wir augenblicklich weilten, eine'derbe, fast möchte ich sagen altdeutsche
Gestalt, aber mit reichen Furchen im Angesicht, die an eine
slhwere, sorgenvolle Vergangenheit gemahnten. In der That war Ismael-
Khan, der in unserer Mitte Platz nahm und nicht eher von uns schied, als
bis wir unser Nachtlager bezogen hatten, ein Mann, der in der Schule
bitterer Erfahrungen den Kelch herber Leiden geleert hatte und der am
Abend seines Lebens das bittere Wort herauspressen mufste: I c h h a b e
alljes v e r lo r e n .
I Ismael-Khan hatte ein gut Stück persischer Geschichte mit erlebt. Die
Ereignisse unter der Regierung Muhammed- Schah’s , der bekanntlich bei
dem Antritt seiner Regierung (am 18. Januar 1835 wurde er gekrönt) mit
einer Reihe von Kronprätendenten und ihrem Anhänge, einem sehr widerspenstigen
Adel, zu kämpfen hatte, waren auch für unseren Khan nicht bedeutungslos
geblieben und hatten ihn als Soldat nach der aufrührerischen
Provinz Farsistän geführt, wo der Fermanfermd Hussein-Ali-Mirza, Gouverneur
von Schiraz, mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln sein Unwesen
■ieb. Die Truppen des jungen Schah, unter der geschickten Führung des
^englischen Obersten S ir H e n ry B e th u n e , trafen mit der Rebellenarmee