täler, welche aus einem Doppelvordertheil zweier Stiere bestehen, zwischen
deren Nacken der tragende Abacus angebracht ist, erhebt sich aus einem
wüsten Haufen gefallener Schwestern, die in alten Zeiten die Halle irgend
eines Prachtschlosses schmückten. Einzelne halbe Wände, aus grauem
Sandstein aufgeführt, sind alles, was von dem Lnaret oder Pallast, wie die
anwohnenden Perser diese Ruine bezeichnen, übrig geblieben ist. Inschriften
oder Ornamente, welche irgend welches Licht über den Ursprung dieses
Werkes verbreiten könnten, haben wir trotz alles Suchens nicht zu entdecken
vermocht. Persepolis, oder wie die spätere sassanidisch'e Stadt bis
auf den heutigen Tag bezeichnet wird, Istakher, beginnt hier in dem engen
Felsenthale, durchströmt von dem Wasser des Mardus (Murghdb), an dessen
Ufern sich die Reihe der Denkmäler in der Tiefe wie an den anliegenden
Felswänden in ununterbrochener Folge bis zur Ebene von Merddscht hinzogen.
Dicht am Rande des Flusses, der sich allmählig bis an die starre
Felswand östlich heranschmiegt, führt die Karawanenstrafse an den wunderlich
geformten Felsmassen vorbei, die oftmals das Ansehen übereinander
liegender Terrassen oder breiter Stufen darbieten. Was zufällige
Bildung der Natur zu sein scheint, kann vielleicht in der That durch Sturm
der Zeit verkommenes Werk von Menschenhand sein. Dicht am Ausgang
in die breite Ebene von Merddscht leuchtet am gegenüberliegenden Felsstock,
auf der Westseite des.klassischen Mardus, ein gelblich schimmernder
Felsstock entgegen, merkwürdig durch seine reihenweis gelagerten
senkrechten Wände, aus denen die Gräber und Felsenbilder von Naksch-i-
Rustem in deutlich sichtbaren Umrissen bereits von weitem heraustretenf
„Rustem’s Bild“ gemahnt an den Pehlewanen der alten persischen Lieder,
doch hat Held Rustem ebenso wenig mit den Bildern zu thun, als die Roland
Steine und Roland-Male in Deutschland mit dem gefeierten Helden
der fränkischen Karls-Sage.
Aus dem engen Thale linker Hand umbiegend, ritten wjr um den flach
sich absenkenden Fufs des Berges, der sich in der Hauptrichtung von Westen
nach Osten lang hinzieht. Fis ist das der graue Marmorberg von Rahmed,
an dessen Fufse der grofse, weltberühmte Ark von Persepolis gelegen
ist. Unsere Erwartung wurde von Minute zu Minute gespannter, Persepolis
mit seinen Trümmern, die alte Perserstadt, sie mufste sich jeden Augenblick
unseren suchenden Blicken zeigen. Ehe wir den halbstündigen Weg
zurücklegten, träten wir auf halber Entfernung in eine grottenähnliche Felsentiefe,
mit Bildern aus der Sassanidenzeit geschmückt und mit Resten
altpersischer Feuerverehrung. Endlich erschien hinter einem
K 3 der -bis dahin den Anblick der Ruinenstätte unseren Blicken neidisch
versteckt batte, Persepolis und mit lautem Zurufen wiese,iunsere
persischen Begleiter mit der Hand nach „Dschemschid s Thron , M g f
DschemscUd. Da lag mit einem Male in brennendem Glanze der P ü s c h e n
Sonne das Bild vergangener Gröfse in seinen steinernen Ueberresten
und majestätisch vor uns;, unvergeßlich in seinem Gesammtemdruck in-
mitten der schweigenden todten Felsen. Was sich zunächst erkennen 1 efs
war eine Terrasse von ziemlicher Ausdehnung, die sich vom heflen^Boden
der Ebene am Fufse des Berges Rahmed in dnnklen Rändern abbub oben
auf der Plateform zu luftiger Höhe aufsteigend. Die schlanken Säule ,
Portale, Thore. und Mauern des alten Königspallastes tauchten in kantiger.
Schärfe aus den Schatten der dahinter liegenden dunkelen Felsen
hervor, der höher und höher ansteigend dem ganzen Bilde ein unendlich
malerisches Relief verlieh. Und im Berge, dicht hinter den Säulen, so
schien es, doch hoch über der Terrasse, leuchteten m tiefem Schatten zwei
Oeffnungen, in denen die oftmals beschriebenen alten Achamemden-Giaber
keinen Augenblick zu verkennen waren. Ich sah in Persepolis nicht zum
erstenmale eine zusammenhängende Ruine des Alterthumes. Aegypten und
ein längerer Aufenthalt in diesem Lande der Vorzeit hatten mich an den
erhebenden Anblick gewöhnt. Und dennoch mufs ich gestehen dafs Persepolis
und seine Reste einen tiefen Eindruck m mir hervorriefen ganz
verschieden von dem, welchen ich bei dem Anblick altägyptischer Denkmäler
zu empflnden pflegte. Während es hier die körperliche Masse ist,
welche den Eindruck des Grandiosen hervorruft, wirkt die persepolitanische
Ruine grade i n entgegengesetzter Richtung durch das schlanke, luftige, fast
möchte man sagen zierliche Element ihrer Formen und Umrisse. Sie ge-
. mahnt in mancher Beziehung an eine griechische Verwandtschaft die vielleicht
thatsächlich begründeter ist, als sie auf den eisten ugen ic er
scheinen möchte. Lassen wir jetzt den ersten Eindruck vorabergehen,
geben wir dem Pferde die Sporen, um von der Westseite her über eine
Sand- und Felsenbrücke grade auf die Terrasse hinauf zu reiten, um den
geeignetsten Ort zum Aufschlagen unserer Reisezelte ausfindig zu machen.
Persepolis ist nach der Ostseite hin, wie wir bereits weiter oben
bemerkten, von einem Berge grauen Marmorgesteines begrenzt, der nach