directe Eisenlinie verbinden soll, der rege Verkehr von Dampfschiffen
auf dem Kaspischen Meere, welche von diesem aus auf der langen und
höchst günstig gelegenen Wolgastrafse bis in das Herz des russischen
Reiches ihre Fahrten erstrecken und durch die Orte Astrabad, Baku,
Astrachan, Nischni- Nowgorod genugsam in geographischer und handelspolitischer
Beziehung gekenntzeichnet sind, die damit in Verbindung stehenden
neu etablirten Handelsgesellschaften, wie der „Compagnie de la
navigation et du commerce“, der „Compagnie Caucase et Mercure“ und anderer,
die Ausbeutung der Erde nach allen Seiten der Industrie und der
Bodencultur hin —; alles das sind in der That Elemente, die, ernstlich
in Angriff genommen und zur vollen Ausführung gebracht, die Hauptgegner
Rufslands, vor allen England, auf dem commerciellen Gebiete zu
schlagen im Stande wären. Was Deutschland daraus für Nutzen ziehen
könnte, beschränkte, sich höchstens auf das Transit deutscher Import-
Waaren nach Persien durch den Kaukasus. Jedoch ist auch hierbei
zu erwägen, dafs Rufsland bis jetzt keinen einzigen guten Handelshafen
an der kaukasischen Küste des Schwarzen Meeres besitzt. Der seichte
Meeresgrund vor Poti und der im Sommer an Wasser Mangel leidende
Flufs Rion sind am allerwenigsten geeignet, für den Waarenverkehr als
Wass'erstrafse zu dieneii. Rufsland wird darum, meiner Ansicht nach,
noch lange zu kämpfen haben, ehe es ihm gelingt, den Transitverkehr
von den Karawanenstrafsen des türkischen Kleinasiens nach den Chausseen
des Kaukasus zu übertragen. Viel wichtiger erscheint dagegen für den
directen Handelsverkehr Rufslands mit Persien die Wasserstrafse auf dem
Kaspischen Meere und in der That wird auch dieselbe selbst von den persischen
Kaufleuten eingeschlagen, um die alljährliche gröfse Messe von
Nischni-Nowgorod zu besuchen. Die Hauptartikel, welche auf diesem Wege
von Rufsland aus eingeführt werden und welche bis jetzt aller Concurrenz
die Spitze geboten haben, sind Roheisen, Papier (Schreib- und Druckpapier),
Samoware und Lichte. Würden die russischen Fabrikanten mehr
Rücksicht auf die Art des Gebrauches des Papieres bei den Persern Rücksicht
nehmen, so würden hierdurch den betreffenden Fabrikanten und Verkäufern
die gröfsten Vortheile erwachsen.
Die Hauptartikel, welche England in Persien importirt und welche
weit über 50 pCt. des ganzen europäischen Importes betragen, sind die ungefärbten
und gefärbten Baumwollenwaaren, von denen ein nicht geringer
Theil, meist erst in Persien gefärbt, von hier aus nach Rufsland eingeführt
resp. eingeschmuggelt wird. Anfangs bildeten die Baumwollenwaaren
einen sehr gewinnreichen Artikel, die Concurrenz hat aber hier eine so
grofse Herabsetzung des Preises erzeugt, dafs unter gewissen Umständen
die Waare in Persien billiger als an dem Orte' ihrer Herkunft verkauft
worden ist.
Frankreich und Belgien rangiren in commerciellen Beziehungen erst
hinter England und Rufsland. Der Import beschränkt sich hauptsächlich
auf Luxusartikel, die bei einiger Kenntnifs persischer Neigungen und Liebhabereien
in den Hauptstädten des Landes, vorzüglich in Teheran, ihre
Abnehmer finden. Paris bleibt unter allen Umständen der Platz, aus welchem
das meiste herausgezogen wird.
Die schweizer Exportations - Gesellschaft — Compagnie JSleufchateloise
d’exportation — in Persien, durch das Haus D in ne r , Ha n h a r t & Comp,
(in T&briz) vertreten, hat in den letzten Jahren (seit 1858) nicht ohne
grofse Opfer an Geld und Kräften den Versuch gewagt, der Schweizer Industrie
(die Hälfte des Schweizer Importes ist in ihren Händen) und, im
Geleit davon, deutschen Artikeln den Eingang in Persien zu verschaffen
und der ausländischen Concurrenz gegenüberzutreten. Ist auch das Unternehmen
in vielen Beziehungen geglückt, so haben sich die Agenten,
junge thatkräftige Männer von der ungewöhnlichsten Ausdauer, dennoch
immer mehr und mehr von den immensen Schwierigkeiten überzeugt, welche
von dem Verkehr mit den Persern unzertrennlich sind, und sehnen
sich eigentlich nach dem Augenblick, die eommercielle Verbindung mit
Irán auf dem unmittelbarsten Wege abzubrechen.
Deutschland hat bisher nur einen verhältnifsmäfsig geringen Antheil an
importirten Waaren in Persien gehabt. Das Meiste davon besteht in feinen
Tuchen, die von den Persern hoch geschätzt werden (besonders preufsi-
sche, wie die Fabrikate von G e v e r s & S c hmi d t in Görlitz), in Glascry-
stallwaaren (vorzüglich böhmisches Glas) und in Quincaillerie-Artikeln. Der
gröfste Theil davon wird von Konstantinopel aus nach Persien, via Trape-
zunt, eingeführt, da persische und armenische Grofshändler von hier aus
ihre Einkäufe zu besorgen und deutsche Messen zu besuchen pflegen.
Ob deutsche Kaufleute unter so bewandten Umständen es wagen soll