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 unerwarteten  Schönheiten  im  Hintergründe  ablenken.  Sie  zu  beschreiben  
 ist  nur  der  poetischen  Feder  möglich,  da  hier  alles  erschöpft  ist,  was  jemals  
 die  morgenländische  Phantasie  an  feenhafter  Schöne  erdacht  und  
 ausgeführt  hat. 
 Nachdem  wir  lange  Zeit  auf  unseren  Pferden  im  langsamen  Schritte  
 die  Tschehar-bagh  durchmessen  hatten,  den  Blick  bald  nach  den  Gebäuden  
 rechter  Hand,  bald  auf  die  linker  Hand  werfend,  standen  wir  zuletzt  vor  
 dem Eingänge  einer Brücke,  die  in  ihrer Gröfse  und  künstlerischen Anlage  
 einen  würdigen  Schlufsstein  der  Allee  abgab,  und  wie  alles  übrige,  was  
 wir  bisher  in  diesen  Theilen  Isfahans  gesehen  und  bewundert  hatten,  so  
 gar  nicht  nach  dem  heutigen  Persien  hinzugehören  schien.  Cha r di n ,   der  
 sie  bald  nach  ihrem Bau  kennen lernte,  beschreibt  sie U |   wie wir sie noch  
 gegenwärtig  sahen.  Ich  nehme  ihn  zum  Führer  meiner  Schilderung,  um  
 nichts  zu  vergessen,  was  der Erwähnung  werth  scheint,  noch  um  mich  der  
 Uebertreibung  schuldig  zu  machen,  wo  der Mafsstab  allein  .schon hinreidht,  
 den  besonnensten  Reisenden  zu  bestechen, 
 „Allah-Werdz-Khan,  welcher  Generalissimus  des  g-rofsen  Eroberers  
 [Schah  Abbas  I.]  war,  zu  gleicher  Zeit  sein  bester  Freund  und  Liebling,  
 hatte  sich  den Bau  dieser Brücke,  ein  vorzügliches  architektonisches Werkj  
 zur  Aufgabe  gestellt.  Eine  Chaussee  von  achtzig  Schritten  Länge,  von  
 einem  Ende  zum  ändern,  mit  einem  kaum  bemerkbaren  Neigungswinkel,  
 verbindet  die  schöne  Brücke  mit  der  Allee.  Die  erstere  hat  eine  Länge  
 von  dreihundert  und  seehszig  Schritten  und  eine  Breite  von  dreizehn.  Sie  
 ist  aus  Werksteinen  erbaut,  mit  Ausnahme  der  Seitenmauern,  welche  als  
 Brustlehnen  oder Vorsprünge  dienen  und  aus Ziegeln  aufgeführt  sind.  Vier  
 runde  Thürme  von  der Höhe  der Mauern,  aus Werkstücken  errichtet,  flan-  
 kifen  die  Bracke.  Diese, Mauern  haben  eine  Dicke  von  sechs  Fufs,  eine  
 Höhe  von  vierzehn  bis  fünfzehn Fufs  und  sind  der  ganzen Länge nächvon  
 einem  Ende  bis  zum  anderen  durchbrochen.  Oben  darauf  befindet  sich  ein  
 drei  Fufs  hoher  durchsichtiger  'Mauerrand,  dessen  Ziegeln  so  aufgesetzt  
 sind,  wie  etwa  die  Lohkuchen  bei  den  Lohgerbern.  Das  Ganze  sieht  so  
 aus  wie  Gallerien  oder  Plateformen,,  zu  welchen  man  von  den Eckthürmen  
 aus  emporsteigt.  Dieselben  Mauern  Sind  ferner  mit  schwibbogenartigen  
 Fensteröffnungen  von  der  ganzen  Mauerhöhe  versehen,  die  eine  Aussicht  
 nach  dem  Flusse  hin  gestatten  und  wo  man  frische  Uuft  schöpfen  kannfoer  
 Zahl  nach  sind  es  auf  jeder  Seite  vierzig,,  zwanzig  grofse  und  zwanzig  
 kleine.  Grade  in  der  Mitte  der  Brücke  befinden  sich  zwei  kleine  Ge-  
 Lacher,  die  nach  dem  Wasser  hinaus  gebaut  sind.  Man  steigt  zu  ihnen  
 L f   vier  Stufen, hinab  und  kann  von  da  aus  das  Wasser,  wenn  es  grade 
 [hoch  steht,  mit  der  Hand  schöpfen.  —  1 
 Meine  Schilderung  bisher  betrifft  eigentlich  nur  den  oberen  Theil  der  
 [prachtbrücke,  die  von  vierunddreifsig  [1.  dreiunddreifsig]  Bogen  getragen  
 [wird.  Die  letzteren  sind  aus  einem  grauen  Steine  aufgeführt,  der  härter  
 L   Marmor  ist,  nur  nicht  so  glatt  geschliffen,  und  ruhen  auf  einer  Unterlag 
 e  von  derselben  Steinart,  die  breiter  als  die  Brücke  ist  und  auf  beiden  
 ■Seiten  um  zehn  Fufs  drüber  hinaussteht.  An  den  Enden  und  in  der Mitte  
 [sind Oeffnungen  wie Kanäle  angebracht,  so  dafs  man  bei niedrigem Wasser-  
 Etande  auf  diesem  Unterbau  ganz  trocken  einherspazieren  kann,  da  die  
 Ranze Wassermenge  durch  die  vorerwähnten  Oeffnungen  einen Abflufs  hat.  
 IDie  Bögen  sind  in  der  Dicke  von  einem  Ende  bis  zum  ändern  durchbroch 
 en ,  und  in Abständen  von  zwei  zu  zwei Schritten liegen grofse viereckige  
 Steine,  von  der  Höhe  einer  halben  Toise  [36  Zoll],  auf  welchen  man  den  
 ■Flufs  überschreiten  kann,  indem man von  einem zum  ändern springt.  Ueber  
 ■diesem  Ganzen  befindet  sich  schliefslich  eine  kleine  Gallerie,  die  auf  dem  
 ■Scheitel  der  Bögen  am  Rande  angelegt  ist,  so  dafs  also  acht  Personen  zu  
 ■gleicher  Zeit  auf  verschiedenen  Gängen  diese  Wunderbrücke  zu  passiren  
 ■im  Stande  sind.  Man  nennt  sie  gewöhnlich  die  Dschulfa-Brücke,  weil  sie  
 ■die  Stadt  mit  der  Christen-Vorstadt  in  Verbindung  setzt,  aber  auch  nach 
 ■ ihrem  Erbauer  die  Brücke  Allah- Werdi-Khan's.  Ich  vergafs  anzuführen,  
 ■dafs  man  von  dem  oberen  Theile  der  Brücke  unterhalb  derselben  bis  zur  
 IWasserhöhe  auf  Treppen  innerhalb  der  Bögen  niedersteigen  kann.“ 
 Die Brücke  hat  sich  wunderbar  gut erhalten.  Als wir  sie  in  ihrer  gan-  
 Izen Länge  durchritten,  die  durchbrochenen Fenster  und Gallerien  zur rech-  
 Ite n   und  zur  linken  Hand,  hatten  wir  den  Eindruck,  als  befänden  wir  uns  
 la u f  der  berühmten  Dirsehauer Weichselbrücke,  nur  mit  dem  Unterschiede,  
 I  dafs  man  sich  das  Eisenmaterial  der  letzteren  in  den  solidesten Stein  ver- 
 ■ wandelt  denken  mufs.  Eine Brücke  von  der angegebenen Länge  setzt einen  
 »breiten  Strom  voraus,  ln  der  That  liegen  die  beiden  Ufer  des  Zenderüd  
 |ziemlich  weit  auseinander,  allein  zur  Zeit  unseres  Aufenthaltes  in  Isfahan 
 ■ war  das  Wasser  desselben  so  klein,  dafs  nur  ein  schmaler  Streifen  in  
 ■Schlangenwindungen  durch  das  helle  sandige  Bett  langsam  dahinzog.  Das