heimkehrende preuTsisohe Mission. Unsere Karawane traf erst gegen zehn
l Itr Abends bei einem furchtbaren Regengüsse ein. Da sieh die Küche mit
derselben befand, so mufsten wir uns im Angesicht der sechszehn siil'sen
Schüsseln für heute ohne Mittag gegessen zu haben dem Schlafe überlassen.
Den 1. April über hielt ich Rasttag in Qazwm, t.hoils um den Ostor-
montag hier zu feiern, theils um dem Ihcherwaddr, welchem auf dor lotz-
ten grolsen Strecke ein Thier gefallen war, Gelegenheit zu geben, dasselbe
durch ein anderes zu ersetzen. Der Aerger mit dem Karawanenführer war
hier, wie auf der ganzen übrigen Strecke unserer Reise, unendlich grofs,
und es half schliefslich nur das letzte Mittel, — Resignation in das Unvermeidliche.
Ich benutzte den Ruhetag, um Depeschen und Briefe nach
der Heimath zu schreiben, wenig erbaut während meiner Beschäftigung
durch das Schmerzeusgeschrei der Einwohner, welche draufsen im Hofe
des zerfallenen Imaret ex officio durchgeprügelt wurden. Wie es mir vorkam,
nahm man Revanche an den Theilnehmern des Aufstandes, welcher,
wie in Teheran, durch die grofse Hungersnoth hervorgerufen, die Absetzung
des früheren Prinzen-Gouverneurs zur Folge gehabt hatte. Wie
ich bereits in dem ersten Bande meines Werkes angeführt, nimmt in Qaz-
«w» die allgemeine Verarmung zu. Die Industrie, welche früher eine eigene
Blüthezeit gefeiert hatte, ist seit einigen Jahren zum Theil durch europäische
Coneurrenz sehr in Verfall gerathen und beschränkt sich auf die Fabrikation
von Holzkämmen und Messern, welche ihrer billigen Preise halber
in ganz Persien viel Absatz finden. Wir hatten in dieser Stadt die
Freude, mit dem christlichen General Damid, Khan, unserm alten Freunde
von Teheran her, zusammenzutreffen. E r befand sich auf einer officiellen
Mission nach Täbriz und begleitete uns beinahe auf der ganzen Reise bis
nach der genannten Stadt
Am 2. April brachen wir in der Frühe auf, bei bedecktem Himmel
und gewitterschwüler Luft, um bis zur nächsten Station den fünf Fersach
weiten Weg in sieben Stunden zurückzulegen. In einer Entfernung von
zwei Fersach hinter Qazwin machten wir bei einem Teppéh in der Nähe
eines zerfallenen Thurmes aus rothen Backsteinen, rechts von der Strafse,
eine kurze Rast, und durchmafsen, an dem Dorfe ScMr-e-Isfahdn vorbei,
die grofse Ebene von Qasvnn. UeberaU lag schmelzender Schnee und ein
grundloser Koth, so dafs die Pferde oft bis zum Bauche einsanken und
förmlich kleben blieben. Am Ende der Ebene stiegen wir auf schneebeK
lis c h k i-K liu rrem d o re h .
deckte Hügel, durchritten beinahe der ganzen Länge nach eine von Bergen
eingefafste Hochfläche und zogen endlich in das Menzil KUschlä ein,
welches mitten in Schneo und Kälte am Abhange eines Berges in einem
Winkel steckte, aber recht sauber und reinlich aussah. Hier ist das Türkische
als Sprache bereits ausschliefslich vorherrschend. Ein Diener des
Mehmenddr, der vor drei Tagen Teheran verlassen hatte, traf beinahe
gleichzeitig mit uns ein und berichtete als traurige Neuigkeit aus der
Khalifenstadt, dafs die Brotnoth daselbst eine solche Höhe erreicht hätte,
dafs bei seinom Abgange bereits gar kein Brot mehr aufzutreiben gewesen
sei. Am nächsten Tage, dem 3. April, erreichten wir nach einem Ritte
von neun Stunden das fünf lange Fersach westlich gelegene Dorf Khurrem-
der&h. Wir mufsten es uns gefallen lassen, dafs uns zwei bewaffnete Rei
sige zu Pferde „der Sicherheit wegen“ das Geleit gaben, da im Gebirge
die Karawanen in der letzten Zeit öfters angefallen, geplündert und die
Reisenden getödtet worden waren. Wir gingen, wie immer, ohne Abenteuer
aus und begegneten keiner ändern Person, als friedlichen Reisenden,
die mit uns das Wanderziel Täbriz zu erreichen suchten, darunter ein belaubter
Toptschi oder Artillerist, und später drei bewaffnete Mollahs mit
dunkelblauen Turbanen. Im Gebirge, woselbst wir links von der beschneiten
Strafse ein Imamzadih und ein Dorf liegen sahen, war es kühl genug,
am den Mantel zu ertragen: Die Fernsicht nach einer rechts im Hintergründe
liegenden, mit Schnee bedeckten längen Bergkette gewährte, ihrer
malerischen Wirkung halber, eine dauernde Augenweide. Die Wasser
flössen in den Rieselungen und Rinnsalen wie in einem vielfach verzweigten
Adernetze und wir mufsten oftmals nicht ohne Gefahr über Schneedecken
reiten, unter welchen sich in einer Tiefe von fünf bis sechs Fufs
fliefsendes Wasser barg. Das Menzil stellte sich von der Teheräner Seite
her als ein langes baum- und wasserreiches Dorf dar, in welchem von
allen Seiten her die schmutzigen Frühlingswasser gingen und kamen. Die
Bäume hatten weder hier noch in den Ebenen, die wir durchritten hatten,
Frühlingsknoten gewonnen. Unsere Wohnung war leidlich und zeichnete sich
durch besondere Reinlichkeit aus. Der Wirth hatte uns sein auf dem Dache
des Hauses gelegenes Haremszimmer eingeräumt, die über einander liegenden
Nischen desselben waren mit Tellern, Flaschen und kleinen Zuckerhüten
besetzt, die unteren aufserdem durch seidene Tücher verdeckt. Als Fenster
galten zwei offene Zuglöcher; vor dem einen diente ein zerrissenes