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 Platten  gesessen  haben.  Der  ganze  so  merkwürdige  Bau  war  in  alter. Zeit  
 von  einer  Säulenhalle  im  Rechteck  umgeben,  deren  untere  glatte  Schäfte  
 zum Theil  noch  stehen.  Die  anwohnenden  mohamedanischen  Perser  hatten  
 sie  ehemals  durch  eine Erdmauer  miteinander verbunden,  die  zum  gröfsten  
 Theil  noch  erhalten  ist  und  einen  für  heilig  gehaltenen  Leichenacker  um-  
 schlofs.  Die  morsche  Erdmauer  und  die  halb  verbauten  soliden  Säulen  
 bilden  einen  Contrast,  wie  etwa  das  heutige  Persien  dem  alten  gegenüber.  
 Wer  die  Mittel  dazu  hatte,  liefs  sich  hier  von  den  Persern  in  nächster  
 Nähe  des  Grabes  der  Mutter  Salomon’s  nach  dem  Tode  bestatten,  daher  
 die  zahlreichen  Gräber  und  umherliegenden  Grabsteine  mit  mohamedanischen  
 Inschriften.  In  neuerer  Zeit,  so  scheint  es,  hat  der  Kultus  der  
 salomonischen Mutter  abgenommen,  wenigstens  sind  keine  Gräber  jüngeren  
 Datums  sichtbar,  mit  Ausnahme  der  schmucklosen Grabstätten  der  anwohnenden  
 Hat.  Aufser  neugierigen Europäern  wandert  von  den  Persern  dieser  
 und  jener  nach  dem  Denkmale  des  Kyros,  um  hier  als  Pilger  ein  
 frommes  Gebet  zu  verrichten  und,  ist  er  unglücklich  oder  leidend,  einen  
 Fetzen  seines  Kleides  an  den  geheiligten Strauch  auf  der  Stufentreppe  dés  
 Kyros-Grabes  zu  hängen,  dafür  einen  ändern  von  den Zweigen  loszureifsen  
 und  mit  sich  zu  nehmen.  Es  ist  in  Persien  nicht  selten,  dafs  man  hier  
 und  da,  besonders  an  Stätten,  deren  Heiligkeit  notorisch  ist,  halb  vertrocknete  
 Sträucher  findet,  die  zur  Hälfte  mit  Blättern  und  zur  anderen,  
 oft  gröfseren  Hälfte  mit  Lumpen  und  Lappen  behängt  sind.  Der  so  sonderbar  
 ausgezeichnete  Strauch  gilt  als  nezer-kerdèk  oder  „geheiligt“  d.  h.  
 irgend  ein Imäm  hat ihn geweiht  oder  seinen Segen  darüber  ausgesprochen.  
 Leidende  und  kranke  Personen  pflegen  dahin  zu  pilgern  und  in  der  oben  
 bezeichneten  Weise  einen  Lumpentausch  vorzunehmen,  in  der  Meinung,  
 die  Krankheit  werde  dadurch  geheilt  werden. 
 Die  Pilgerschaft  nach  dem  Meschhèd-i-mader-i-Suleimân  ist  sicher  die  
 Veranlassung  gewesen,  dafs  die  Bewohner  des  Dorfes  den  Eingang  zur  
 Grabkammer  mit  einer Thür  versperrt  haben,  und  von  den Pilgern  für  die  
 Oeffnung  derselben  einen  Tribut  erheben.  Sie  können  dies  mit  einigem  
 Recht  thun,  da  sie  blutarm  sind  und  als  liât  diese  Stelle  von  Alters  her  
 besitzen.  Das  Dorf  selber  scheint  von  ihnen  nicht  mehr  bewohnt  zu werden, 
   da  sie  ihre  luftigen Zelte  rings  um  das Dorf  in  der Ebene  aufgeschlagen  
 hatten  und  darunter  mit  Weibern  und  Kindern  campirten.