gewesen. Erst spät trennten wir uns von einander, um das Versprechen
auszutauschen, uns sobald wie möglich wiederzusehen.
Der 22. October wurde mit einem Visiten-Reiten eröffnet, das nicht
länger als sieben Stunden dauerte und Veranlassung wurde, dafs jeder von
uns an zwanzig Tassen Kaffee und Thee herunterschlürfen mufste, die entsprechende
Zahl von Kaliuns, Scherbets und Zuckerwerk ganz ungezählt
gelassen. Der Reihe nach hatten wir die Ehre, unser Herr Chef an der
Spitze, vom Wezir-i-daulet, vom Wezir-i-schahzadeh, vom Beglerbeg Hadschi-
Gauwäm und von etlichen persischen Sartip empfangen zu werden, die je
nach ihren Verhältnissen mehr oder minder glänzende Haushaltungen zur
Schau tragen. Bei der Meublirung war viel englischer Einflufs sichtbar,
bis auf die Bilder in Schwarz- und Buntdruck hin, welche man sorgfältig
auf die glatten Spiegelflächen der Wandbekleidung geklebt hatte. Die beiden
Wezire hatten grofse und geräumige Häuser. Das Bassin in dem Hofe
des Wezires der Regierung war von gewaltiger Ausdehnung und über dem
Wasser ein hölzernes Gerüst construirt, mit einem Balkone, auf welchem
der Herr Wezir im heifsen Sommer wahrscheinlich Kühlung sucht, wenn
nicht etwa gar auf ihm schläft. Das prachtvollste Haus war jedenfalls das
des Beglerbég Hadschi- Gauwäm, über dessen Persönlichkeit die wunderbarsten
Geschichten im Umlauf sind. Ihnen zufolge — wer es nicht glauben
will, mag in des Grafen G o b in e a u , des gegenwärtigen französischen
Gesandten zu Teheran, Werk über Persien die betreffenden Stellen nach-
lesen — ist der Beglerbeg (eine Art von Bürgermeister, mit jeder Machtvollkommenheit,
der die Steuern einzieht und dafür jährlich 15,000 Ducaten
an die Regierung zahlt, bestraft u. s. w.),, welcher von Teheran Ins nach
Buschehr nicht weniger als einhundert und vier Dörfer besitzt, welchem als
der wichtigsten und einflufsreichsten Person in ganz Farmtan ankommende
Perser und Europäer ihre Besuche abzustatten pflegen, — um es gelinde
zu sagen: das gefährlichste Subject in der ganzen Provinz. Durch Intriguen
und Verräthereien, durch List und Gewalt, wobei ihm die Lutis die wesentlichsten
Dienste leisteten, verstand er es, die ganze Bevölkerung in Furcht
und Schrecken zu setzen. Die Mittel und Wege, deren er sich zur Erreichung
seiner nichts weniger als lauteren Zwecke bediente, waren so
berechnet, so sicher zum Ziele führend, dafs Jedermann es vorzog, eine
kleinere Geldsumme zu verlieren, als durch offenes Auftreten gegen den
Hadschi- Gauwäm sich die Feindschaft desselbenjmd damit aber auch seinen
vollständigen Ruin zuzuziehen. Der gefürchtete Mann hat dabei das Wunder
vollbracht, selbst der Regierung gegenüber den Schein der Redlichkeit
zu bewahren und unangetastet während einer langen Reihe von Jahren sein
Schäfchen ins Trockene zu bringen.
Ein Mann von solchen Eigenschaften, dem dieselbe Regierung durch
Verleihung eines hohen Amtes ihre Huldigung nicht versagt hat, ist in der
That eine sehenswerthe Person. Da sich sein Sohn in dem Zuge befunden
hatte, der unserem Eltschi als Istakbdl entgegengekommen war, so hatte unser
Besuch nichts auffallendes, und wir thaten nur, was alle gesandtschaftlichen
Personen vor uns gethan hatten. Leider war der alte Beglerbeg unsichtbar,
Krankheit verhinderte ihn zu erscheinen, und sein Sohn hatte den
Auftrag vom Vater erhalten, die Honneurs in der würdigsten Weise zu
vollziehen. Das Haus war prachtvoll und glänzend eingerichtet. Die schönsten
Malereien d. h. die buntesten und am reichsten vergoldeten, die sauberste
Stuccatur, die feinsten Spiegel bedeckten die Wände. An den
polirten Thiiren mit geschmackvollen englischen Metallschlössern rauschten
seidene Portieren schwersten Stoffes. Die feinsten Teppiche bedeckten
den Fufsboden und englische Kronenleuchter und Ampeln hingen an den
Decken der Zimmer. Nicht minder kostbar waren die geschnitzten Möbel,
die, gröfstentheils englische Arbeit, von Indien aus nach Persien eiugeführt
waren. Pfeifen, Kaffee und Thee wurden in Gold servirt, und ganze Reihen
grofser Schüsseln mit Bergen von Früchten, Zuckerwerk und Kuchen
dem Minister zu Füfsen gesetzt. Nach ächt morgenländischer Sitte bediente
der Sohn des Hadschi - Gauwäm, der in keiner Weise veranlafst werden
konnte sich zu setzen, unsern Chef selber. Nach einem halbstündigen
Aufenthalte in den Prachträumen verliefsen wir das Haus, um die übrigen
Besuche abzureiten. Bei dem Eintritt in unser Menzil fanden wir sämmt-
liche Schüsseln, welche der Hadschi-Gauwdm dem Minister-Residenten als
besonderes Zeichen seiner Hochachtung verehrt hatte, in langen Reihen
auf dem Boden des Empfangssaales unserer Wohnung wieder vor.
Die Besuche, welche wir ohne Unterbrechung den vornehmen Persern in
Schirdz abgestattet hatten, waren als Unterhaltung wenig erbaulicher Natur
und eher eine Last, als ein Vergnügen zu nennen. Man tauschte eigentlich
weiter Nichts als endlose Höflichkeiten aus, die sich mit dem gegenseitigen
Wohle und der unverhofften und unverdienten Ehre beschäftigten, und war
persischerseits auf das ängstlichste besorgt, dafs in der Art der Anreden