
 
        
         
		erstaunlichen  Kunstfertigkeit,  ja  von  einer  Meisterschaft,  die  in  einer  solchen  
 Vollendung'  auftritt,  dafs  sie  für  den  ersten  Augenblick  fast  unerreichbar  
 erscheint.  Der  Grundgedanke  der  Kuppelornamentik  besteht  in  
 der  Nachahmung  des  Himmelsgewölbes,  dessen  höchsten  Theil,  also  den  
 mittleren,  bald  die  strahlende  Sonne,  bald  das Gesicht  des  Vollmondes  einnimmt. 
   Ringsherum  laufen  Sterne  und  Sternbilder  in  mathematisch-regel-  
 mäfsigen  Abständen  von  einander,  und  durch  ein  sehr  künstliches  System  
 von  Linien  verbunden,  welche  zu  gleicher  Zeit  als  Gewölberippen  dienen.  
 Blinkendes  Spiegelglas,  vergoldete  Rahmen  und  Randleisten,  buntgemalte  
 Blumen,  schöne  Knaben  und  Mädchen  in  ganzer  und  halber  Figur,  Vögel,  
 Arabesken,  dazwischen  wieder  zierlich  verschlungene  Schriftzüge,  bilden in  
 stetem Wechsel  der Muster  die  einzelnen  Felder  der Gewölbefläbhen,  deren  
 mannigfache  Gliederung  und  harmonische Verschmelzung  zu  einem  grofsen  
 Ganzen  von  einem  unbeschreiblichen  Reicbthum  an  Erfindungsgabe  zeugt. 
 Wie  uns  der  mittlere  freie  Raum,  eigentlich  ein  mächtiger,  nach  drei  
 Seiten  hin  offener  Talar,  als  Empfangszimmer  diente,  das  um  so  kühler  
 und  angenehmer  war,  als  das  dichte  Laub  der  riesigen  Platanen  in  der  
 Nähe  einen  halbdunkeln Schatten  in  die  drei Hauptarkaden warf:  so  hatten  
 wir  als Privatzimmer  etliche  der kleinen,  durch  Thüren  verschliefsbare  Gemächer  
 des Parterre gewählt.  C h a rd in   hat Recht,  jeder Raum  hatte  seine  
 eigene  originelle Bauart  und Ornamentik,  die  in  keinem  anderen  noch  einmal  
 wiederkehrte.  Auch  nur  ein  einziges  genau  zu  beschreiben,  würde  
 beinahe  unmöglich  sein.  Streckten  wir  uns  bei  Tage  auf  unser  Feldbette  
 hin,  um  auf  kurze Zeit  der Ruhe  zu  pflegen,  so  kam  der Schlaf  nicht  über  
 uns,  denn  rechts  und  links,  vor  uns,  hinter  uns  und  über  uns  beschäftigte  
 der  Anblick  der  zahllosen  Malereien  und  Spiegelfacetten  an  Wand  und  
 Decke  Auge  und  Geist,  und  übte  einen  unwiderstehlichen  Reiz  aus. 
 Auch  die  nächste Umgebung  des Gebäudes  innerhalb  des  Gartens  trug  
 in  ihren  erhaltenen  Spuren  den  Stempel  eines  grofsartigen  Styles  an  sich.  
 Da  waren  mächtige Wasserbecken  und Fontänen  nach  allen Richtungen  hin  
 angelegt.  Die  Steine  dazu  bestanden  aus  wohlbehauenen  grofsen  Werkstücken, 
   welche  ein  bindender  Steinkitt  zusammenhielt,  den  nur  an  einzelnen  
 Stellen  der  Zahn  der  Zeit  zerstört  hatte.  Um  diese Wasserbehälter  
 liefen  Gänge  aus  breiten  Steinplatten,  von  denen  aus  man  auf  treppenförmigen  
 Absätzen  unmittelbar  in  das  Wasser  hinabsteigen  konnte.  Bei  
 dieser  Gelegenheit  können  wir  nicht  umhin,  auf  einen,  wie  uns  scheint, 
 Ibemerkenswerthen  Umstand  hinzudeuten,  der  uns  von  Isfahan  an  bei  den  
 ■älteren  persischen  Bauwerken  aufgestofsen  ist.  Bei  genauerer  Betrachtung  
 ■zeigt  es  sich  nämlich,  dafs  die  behauenen  Werkstücke  persischer  Bauten,  
 ■ohne  Rücksicht  auf  ihre  besondere  Verwendung,  eigenthümliche  S te in -   
 ■ m a le   an  sich  tragen,  welche  in  Gestalt  bestimmter  Zeichen  in  den  Stein  
 ■gemeifselt  sind.  Diese  Steinmale  sind  nicht  etwa willkührliche  Schöpfungen  
 ■dieses  oder  jenes  Baumeisters ,  sondern  kehren  durch  ganz  Persien  unter  
 ■derselben  Gestaltung  auf  den  Bausteinen  wieder,  sei  es  in  den  Karawan-  
 Iseraien,  sei  es  in  den Brücken und Wasserbehältern,  sei  es  in  den Pallästen  
 ¡und  Schlössern  der  Könige.  Eine  besondere  Bedeutung  erhält  die  Untersuchung  
 dieser  Zeichen  dadurch,  dafs  sie  sich  zum  Theil  bereits  auf  den  
 ■Steinen  der  persepolitanischen  Denkmäler  und  —  merkwürdig  genug!  — 
 ■  der  altägyptischen Bauten  vorfinden,  so  dafs  zunächst die Vermuthung  nahe 
 ■  liegt,  einen  inneren Zusammenhang  vorauszusetzen.  Ich  bin  leider  zu  spät  
 ■ a u f  diese Eigenthümlichkeit der Bausteine  aufmerksam  geworden,  um  gründl 
 i c h e r e   Studien  haben  anstellen  zu  können,  doch  haben  sich  mir  aus  den  
 »beobachteten Beispielen  nachstehende Thatsachen  ergeben,  die  zu  verfolgen  
 B ich   spätere  Reisende  nicht  genug  auffordern  kann: 
 1.  In  den Steinbrüchen  der Alten. ; (nachweisbar  vor  allen  in Aegypten)  
 ■wurden  die  gebrochenen  und  behauenen  Steinblöcke  von  den  Steinhauern  
 ■ m it  Zeichen  versehen. 
 2.  Diese  Zeichen  oder  Male  befolgen  ein  gewisses  System  und  sind  
 ^■veder  durch  die .Verschiedenheit  des  Ortes  noch  durch  die  Zeit  einer Bes 
 c h r ä n k u n g   unterworfen. 
 3.  Dies  führt  zu  dem Schlüsse,  dafs.  die  alten Steinhauerzünfte  in  dem  
 ^B e sitz   eines  vielleicht  geheimnifsvollen  (?)  Alphabetes  waren,  das  sich  bis  
 ■ m   das  siebenzehnte Jahrhundert  der Neuzeit  nachweisbar  erhalten hat,  und  
 ■ a u f   einen  innern,  uralten  Zusammenhang  der  Steinhauerzünfte  in  allen  
 ■ ’heilen  der  alten Kulturwelt hindeutet,  der in  traditioneller Weise forterbte.  
 ■Die  Steinbrüche  bei  Tara,  gegenüber  vom  alten  Memphis,  die  Pharaonen-  
 ■bauten  in  Karnak,  die  Römeranlagen  auf  der  Insel Elephantine,  in Aegyp-  
 Bten,  -r-  die  Denkmäler  von  Persepolis,  die  neueren  Bauwerke  von  Isfahan  
 ■(besonders  aus  Schah  Abbas  Zeiten)  und  s äm m tlic h e   ältere  Karawan-  
 B e ia ie n   in  Persien  dienen  mir  als  Belege,  der  eben .aufgestellten  Sätze. 
 Der . Leser  wird  vielleicht  neugierig  sein,  einzelne  dieser Zeichen ken