Geschäftsfreunde, der letztere brauche ja nicht gleich zu zahlen, er habe
ja Zeit, mit einem Worte, es werden alle Kunstgriffe eines routinirten
Kaufmannes angewendet, um zum Kaufen zu verleiten. Wir hatten, von
unserem ersten Aufenthalte in Teheran an, diese Schule vollständig durchgemacht
und der Delläl Nasr-ullah hatte nicht wenig dazu beigetragen,
unsere Neugierde ebenso sehr zu befriedigen, als unsere Beutel zu leeren.
Seine Anhänglichkeit trieb ihn sogar allwöchentlich ein Paar Mal nach den
Schimraner Bergen hinaus, um sich nach unserer kostbaren Gesundheit zu
erkundigen und die Bitte auszudrücken, ihn durch den Schatten unserer
Freundschaft zu beglücken. Lassen wir ihm Gerechtigkeit widerfahren!
Bei aller Schlauheit und Verschmitztheit war Nasr-ullah, der Allerwelts-
Commissionär, ein zuvorkommender, freundlicher und lustiger Perser, dem
wir den Besitz mancher Seltenheit verdanken. Auch in Isfahan wurde unser
Pallast nie leer von persischen, armenischen und jüdischen DelldVs. Der
Isfahaner soll ein geborener Courtier sein und besser als alle übrige persische
Landsleute es verstehen, seine Leute zu prellen. Vorsicht war also
im Umgange mit unseren Bekanntschaften dieser Art vor allen Dingen
nöthig, da man in jeder Weise die europäische Unkenntnifs oder Gutmü-
thigkeit auszubeuten verstand.
Um einen Ueberblick, wenn auch nur oberflächlichen, der Gegenstände
zu geben, mit deren Auf- und Verkauf sich ein Delläl zu beschäftigen
pflegt, und die dem Fremden in Persien gewöhnlich zu Augen kommen,
legen wir der Reihe nach ein Verzeichniss derselben vor, mit den nöthigen
Bemerkungen zur Erklärung des betreffenden Gegenstandes.
1. Münzen und M e d a i l l e n oder, wie die Perser davon sagen,
pal-e-koneh. Dieselben gehören meist den jüngeren persischen Dynastien
an (Sassaniden, Khalifen, Ghaznaviden, Seldschucken, Atta-bggs, Hulagiden).
Seltener sind klassische Münzen, doch hatten wir Gelegenheit, auch Alexander
Münzen , auf Münzen aus Athen und auf altrömisches Geld zu stofsen.
Fälschungen sind an der Tagesordnung, und man hat sich kaum anderswo
mehr als in Iran vor den sogenannten Rarissimis zu hüten, welche ziemlich
regelmäfsig ein Werk der geschickten Hände verschmitzter Juden und
Armenier sind. Verrufen in dieser Beziehung sind die Städte Hamadan
und Sehiraz. Die Mehrzahl der gefundenen Münzen wandert durch Klein-
Asien zu den Europäern, zunächst zu denen, welche am Rande des schwarzen
Meeres ansässig sind, oder nach Teheran, wo sich die Herren Frengi
selber die gröfstmöglichste Concurrenz bereiten.
2. G e s c h n it te n e St e i n e , S i e g e l u n d S t e i n e ohne I ns chr i f te n.
Hierin mufs das Alté wohl von dem Neuen unterschieden werden. Die
älteren Steine haben in künstlerischer Beziehung wenig oder gar keinen
Werth. Die Antiquitäten griechisch-römischer Herkunft sind roh geschnitten
und gewöhnlich gefälscht, die persischen Steine unbeholfen ausgeführt und
meistentheils Thiere (vor allen den Buckelochsen, den Löwen und eine
Hirschart, auch Scorpione und Vögel) in der Umgebung der Sonne, des
Mondes und eines oder mehrerer Sterne darstellend. Sie rühren mit weinigen
Ausnahmen aus der Periode des Feuercultus her. Die sogenannten
[babylonischen Cylinder mit Keilinschriften finden sich n i c h t in Persien,
sondern werden vereinzelt aus den Gegenden am Euphrat, meist übei
Baghdad, nach Persien von den Pilgern eingeführt. Die jüngeren geschnittenen
Steine sind mit kufiseben, arabischen und persischen Scbrift-
¡zügen bedeckt, die oft mit der vollkommensten Meisterschaft behandelt sind.
Der Schnitt ist gewöhnlich vertieft, bisweilen aber auch in erhabener Arbeit
ausgeführt. Die Steine gehören durchweg in die Klasse der Siegelsteine
oder in die der Talismane, die letzteren bekanntlich als besonders wirksame
Schutzmittel gegen den Einflufs böser Geister und Kräfte angesehen.
Die Steinschneider bilden bei der oben bereits angedeuteten Nothwendig-
keit und Wichtigkeit der Siegel eine vielfach beschäftigte Zunft in den
Bazaren der Städte. Die ausgezeichneteren lassen sich für ihre Arbeit
ziemlich hohe Preise zahlen. Der beste Steinschneider nicht nur Teherans,
sondern Persiens überhaupt, Mirza Scheffi, fördert für jeden Buchstaben,
den er schneidet, einen Qrän d. h. etwa zehn Silbergroschen, so dafs mir
z. B. der Schnitt einer Siegelinschrift, welche aus fünf und dreifsig Buchstaben
bestand, nicht weniger als drei und einen halben Dukaten zu stehen
kam. Auch Steine ohne Inschriften -sind sehr gesucht, da man ihnen eine
besondere Bedeutung beizulegen geneigt ist. So setzt man einen hohen
Werth in den Besitz grösser und schön blauer Türkisen (firuzéh), die von
den Persern ebenso gesucht als theuer bezahlt werden und deren berühmteste
Minen sich in der Näße von Nischapur in Khorasan befinden. Man
ischreibt ihnen besondere Eigenschaften bei und glaubt unter ändern, dafs
die bald hellere, bald dunklere Farbe eines geschenkten Steines die Zunahme
oder Verminderung der Freundschaft des Gebers untrüglich anzeige.