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und ich habe nie bemerkt, dafs man den SejiJs der Nachkommenschaft
halber eine besondere Auszeichnung beim Entgegenkommen bewiesen hätte.
Mein Sejid bewies in unseren Unterhaltungen den heiligen Personen stets
eine besondere Achtung; er sprach nie von Isar, Aluhammed, 'A li und
anderen Personen, ohne sofort hinter ihrem Namen: ’aleihn esseldm „über
welchem der Friede sei“ hinzuzufügen. '
Zu unseren Erholungsstunden dürften billiger Weise die Besuche gerechnet
werden, welche uns, leider! allzuhäufig, ein würdiger Belial, der
alte wohlbekannte Nasrullah von Teheran, abstattete, jedesmal bepackt mit
einem Reichthum von allerhand Curiositäten. Er wufiste so gut zu sprechen,
sein Ja serMr-e-naib „0 Excellenz des Naib“ so wohl anzubringen,
er kannte so genau unsere dem Kauf abholde oder zum Kauf geneigte
Miene, dafs er nie-fortging, ohne seine Last um ein Beträchtliches erleichtert
zu haben. Er war zuletzt eine Art von Dust oder Hausfreund
geworden, der um Rath nie verlegen war, und sicher versprochen haben
würde den Mond vom Himmel zu holen, wenn-„unsere Excellenzen“ es
gewünscht hätten. Er war nach seiner Weise ; ehrlich, nur durfte man ihm
nie einen Vorschufs -anvertrauen, da er dann regelmäfsig sich eines eigen-
thümliehen Verrechnungssystems bediente. Mit den Nauker’s unseres Hauses
stand er natürlich im besten Einvernehmen, so dafs diese niemals
einem ändern Delldl den Eintritt in unsere Hallen gestatteten.
Eines Tages, der Himmel weifs wie es gekommen war, machte mir dennoch
ein jüngerer Delldl seine Aufwartung, um mir seine Waare und seine
Dienste anzubieten. Ich verwies auf meine ältere Bekanntschaft, seinen Zunftgenossen
N a s r u lla h , und hatte kaum dessen Namen genannt , : als ,er in die
Worte ausbrach: „Herr, der alte Nasrullah ist ein Betrüger und Lügner,
bei meinem Leben, ich sage die Wahrheit. Möge dieser alte Hund, Ressen
Vater verbrannt ist, nie mehr Eure Schwelle betreten, noch Eure, reinen
Hände berühren.“ — Ich merkte mir den Namen des jungen Kaufmannes
und fragte am nächsten Tage den Alten nach dem Charakter seines
jüngeren Geschäftsfreundes. Freiwillig und ruhig, ohne vorher gereizt
zu sein, bemerkte er seinerseits wie wörtlich folgt: „Herr, wessen Hund
war sein Vater, dafs er es W a g t vor dem Staub Eurer Füfse zu erscheinen.
Ist er nicht der gröfste Betrüger und Lügner in der Wohnung des
Khalifen (Teheran)?! Schmutz auf das Haupt des Unreinen, dessen Angesicht
schwarz wie die Nacht werden möge!“ ^ Zu diesem Gespräch
mufs man wissen, wie ich nachher von meinen Dienern erfuhr, dafs b e id e
in d em z a r te n V e r h ä l tn i f s von V a t e r u n d S o h n zu einander standen
und ein und dasselbe- Haus bewohnten. Es geht doch nichts übei
das Geschäft in Persien!
Unter den von Nasrullah vorgelegten persischen Kunstgegenständen in-
teressirten mich am meisten die Werke der Maler, die je nach der Geschicklichkeit
der einzelnen Meister verschieden in ihrer Ausführung sind, aber
dennoch neben allem Schablonenmäfsigen eine besondere Anlage dieses
Volkes für die nachbildende Kunst bezeugen. '-Selbst von oben her geschieht
Vieles,' um die Kunst der Malerei aufzumuntern, und ich selber
habe mit dem Bleistift leicht hingeworfene' Portraitskizzen des Schah- gesehen,
die nicht ohne Geschick auf das Papier gemalt waren. Der Hauptmeister
in der Kunst, oder der Neqqasch-basehi, ist ein gewisser Mirza
Abul-hesmn Khan Kasein, welcher vom Schah sogar nach Rom geschickt
worden war, um in dem Lande der Wiege der Malerei sich in der edlen
Kunst zu vervollkommnen. Seine Leistungen auf dem Gebiete der Por-
traitmalerei, aber auch nur auf d i e s em , sind ausgezeichnet. Der in Paris
erschienene Stahlstich, das Bild des Schah darstellend, ist nach seinem
Portrait ausgeführt. Ein anderer nicht minder berühmter Maler ist mir
dem Namen nach unbekannt geblieben, und ich weifs nur, dafs er das Unglück
hat taubstumm zu sein.
Eine gewisse Aufregung brachte eines schönen Tages, bald nach der
Mitte des Januai;, die Nachricht in Teheran hervor,-dafs die vereinigten
Truppen der Franzosen und Engländer die Hauptstadt des grofsen chinesischen
Reiches ohne grofse Schwierigkeit eingenommen, geplündert und
besetzt hätten, bei welcher Gelegenheit ich nicht unerwähnt lassen will,
dafs die amtliche Depesche der russischen Regierung den Weg von Peking
über St. Petersburg bis Teheran in s i e b e n z ig T a g e n zurückgelegt hatte,
ein Zeugnifs, wie vortrefflich die Courierpost und die telegraphischen Verbindungen
in Sibirien sein müssen. Die Perser steckten verdutzt die Köpfe
zusammen, da sie einen thatsächlichen Beweis vor sich hatten, welche
Vortheile europäische Kriegskunst vor asiatischer Militairwirthsohaft habe.
Dafs eine Handvoll fränkischer Truppen die seelenreiche Hauptstadt von
Tschin so ohne Weiteres- eingenommen hatte, wirkte wie ein elektrischer
Sehlag auf sie, und wie; ein Gespenst erschien drohend im Hinteigrunde
die erlittene jüngste Schmach, dafs 30 oder 40,000 Mann eigener Truppen