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 Achämeniden,  denen  er Thron  und Scepter übergab,  verlegten den Königshof  
 weiter  südlich  an  den  Fufs  des  Kuh-i-RahmM.  Persepolis  erstand,  um  
 Alexanders  des Grofsen Waffenruhm  und griechischem Rachegeiste  zu  erliegen. 
   Die  neue Residenz  der  sassanidischen Dynastie  baute  sich  in  der Nähe  
 von  Persepolis und  aus  den  Trümmern  der  altpersischen Hauptstadt  um  die  
 Felsenkegel  von  Istakher  auf.  Da  kommen  die  mohamedanischen  Araber,  
 bereiten  auch  diesem Königshause  (632  n.  Chr.)  ein  trauriges Ende  und aus  
 dem  grofsen  Heerlager  auf  der  Ebene  von  Schiraz  erhebt  sich  die  neue  
 mohamedanische  Residenz.  So  hat  das  Schicksal  in  zwölf  Jahrhunderten  
 die Hauptstadt  der  alten Provinz Persis  viermal  verlegt.  Auch  das moderne  
 Schiraz  hat  sich  nur  mühsam  und  schwer  aus  den  dynastischen  Kämpfen  
 herausgerettet.  Aber neben  den Wandelungen,  denen die Stadt in Folge historischer  
 Ereignisse  unterliegen mufste,  hat  auch  die Natur  ihre vernichtende  
 Macht  gegen  sie  bis  in  die  neueste  Zeit  hin  ausgeübt.  Erdbeben  haben  
 nicht  aufgehört  die  Ruhe  der  Einwohner  zu  stören  und  in  gewissen  Zeiträumen  
 zu  verwüsten,  was  des  Menschen  Hand  sorgsam  aufgeführt  hat.  
 Erdstöfse  werden  alle  Jahre  in  der  Stadt  verspürt,  sie  gehen  aber  meist  
 mit  unschuldigen  Schwingungen  vorüber.  Erfahrungsmäfsig(  kehren  die  
 grofsen  zerstörenden Erdbeben  alle  achtundzwanzig Jahr wieder.  Das  letzte  
 grofse  Naturereignifs  dieser  Art  fand  im  Frühling  des  Jahres  1853  Statt.  
 Es  kam  wie  der,Dieb  in  der  Nacht.  Kein  Anzeichen  hatte  die  unglückliche  
 Stunde  in  der  Nacht  des  ersten  Mai  des  genannten  Jahres  vorausahnen  
 lassen.  Die  guten Schirazer  lagen  in  tiefem  Schlummer.  Die Muezzin  
 forderten  gegen  den  Anbruch  des  Morgens  von  den  Moscheen  herab  die  
 Leute  zum  üblichen  ersten  Gebete  auf.  Die Frommen  unter  den Gläubigen  
 Muhammed’s  erhoben  sich  vom  Lager,  kleideten:  sich  an,  um  Waschung  
 und  Gebet  zu  verrichten.  Mitten  im  Gebete  fing  es  im  Bauch  der  Erde  
 an  zu  rollen  und  zu  toben,  in  einem  Umkreis  von  zehn  Meilen  schwankte  
 der Boden,  Moscheen,  Palläste,  Häuser  stürzten  ein und begruben die  schlafenden  
 Menschen  unter  ihren  Trümmern.  Die  Angst  und  der  Schrecken  
 waren  furchtbar,  alles  floh  aus  den Häusern,  um  auf der  freien Ebene  eine  
 Zufluchtsstätte  zu  suchen.  Der  anbrechende  Tag  beleuchtete  zehntausend  
 erschlagene Menschen,  die  in  Schiraz  und  in  den Dörfern  in  der Umgebung  
 der  Stadt  ihren  Tod  gefunden  hatten.  Die  Mollah  beuteten  das  furchtbare  
 Naturereignifs  weidlich  aus,  indem  sie  darauf  hinwiesen,  dafs Gott  die  unfrommen  
 Mohamedaner  in  so  sichtbarer  Weise  habe  strafen  wollen.  Seit  
 dem  Erdbeben,  welches  wir  so  eben  erwähnt  haben,  ist  man  in  Schiraz  
 beim  Häuserbau  auf  seiner  Hut.  Man  baut  fest  und  solid  und  sucht  sich  
 so  viel  als  möglich  vor  ähnlichen  Folgen  zu  schützen. 
 So  herrlich  der  Anblick  des  Himmels,  so  milde  die  Luft,  so  reizend  
 der  Pflanzenschmuck  in  und  um  Schiraz  sein  mag,  so  wenig  zuträglich  ist  
 das  Klima,  so  sehr  leidet  der  Mensch  an  den  tödtlichsten  Krankheiten.  
 Dafs  die  Kinder  und Ausländer  hierbei  an  4er Spitze  stehen,  versteht  sich  
 von  selbst.  Fieber  und  Typhus  zeigen  sich  in  allen  Formen  und  die Cholera  
 verfehlt  nicht,  alle  drei  bis  vier  Jahr  ihre- regelmäfsigen  Besuche  zu  
 wiederholen,  obgleich  sie,  wenn  bei  Zeiten  richtige  Mittel  in  Anwendung  
 gebracht  werden,  in  den  meisten  Fällen  heilbar  ist.  Die  Fieberregion  beginnt  
 hier  mit  der  nördlichen Grenze  der  Palmenzone  und  dehnt  sich,  mit  
 zunehmender  Intensität,  bis  zum  Küstenrande  des  persischen  Golfes  aus.  
 Der  Unter-Resident  der  englischen  Regierung  in  Bender-Buschehr,  wo  bekanntlich  
 eine  englische  Flotte  stationirt,  war  entsetzt  von  den Wirkungen  
 des  mörderischen  Klima’s.  Mr.  D i sb r ow n ,  den  wir  in  Schiraz  kennen  
 zu  lernen  Gelegenheit  hatten,  konnte  nicht  genug  Worte  finden,  um  die  
 Leiden  zu  malen,  welchen  er  während  seines  achtjährigen  Aufenthaltes  in  
 diesen  ungesunden Gegenden  ausgesetzt  war.  Nur  im  März  ist  seinen Angaben  
 zufolgö  das  Klima  schön  und  gesund,  auch  im November  noch  eini-  
 germafsen  zu  ertragen;  in  der  übrigen  Zeit  ist  es  verderbenbringend.  
 Seine  Berichte  wurden  uns  später  von  Dr.  F a g e r g r i n ,   dem  von  acht  
 Kindern  nur  eine  Tochter  leben  geblieben  is t,  in  jeder  Weise  bestätigt.  
 Die fieberreiche Küste von  Buschehr,  Bender Abassi u.  s. w.' läfst  sich  durchaus  
 mit  der  tscherkessischen  Küste  vergleichen.  Hier  wie  dort  erreicht  
 die Mortalität unter  den Soldaten  der Garnisonen  eine  erschreckende Ziffer.  
 In  dem  wenig  erforschten  Lar  oder  Laristdn,  dem  südlichen  Theile  der  
 Provinz  Farsistan,  treten  neue  Plagen  zu  den  eben  beschriebenen  Leiden  
 hinzu.  Moskitos  von  ungewöhnlicher  Gröfse  durchschwärmen  bei  der  sommerlichen  
 übergrofsen  Hitze  die  Lüfte  und  fallen  bei  Tag  und  bei  Nacht  
 den  Menschen  mit  stechendem  Säugrüssel  an.  Um  sich  bei  Tage  zu  
 schützen,  kriecht  man  in  die  dunklen  fensterlosen  Erdhütten,  bei  Nacht  
 in  die  sogenannten  Poschadön,  grofse  viereckige Moustiquieren,  in  welchen  
 fünf  bis  sechs  Personen  Raum  zum  Schlafen  finden.  Dazu  leiden  die  Einwohner  
 den  empfindlichsten  Mangel  an  gutem  Trinkwasser.  Nur  einmal 
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