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 da  Berglehnen  zeigt,  und  nach  Westen  zu  einen  Fejsenfufs  in  die  Ebene  
 setzt,  auf welchem  zum  Theil  die  grofse  Terrasse  in  verschiedener  Höhe  
 und  Abstufung  angelegt  ist.  Die  Gestalt  derselben  ist  die  eines  ziemlich  
 regelmäfsigen  Viereckes  mit  Spitzen,  Vorsprüngen  und  Ecken,  die  eben  
 durch  die  Form  des  darunter  liegenden  Felsens  bedingt  sind,  aber  im  
 Grofsen  und  Ganzen  an  der  Vierecksgestalt  wenig  ändern.  Nach  den  drei  
 Seiten  hin,  welche  sich  nicht  an  den Berg  im Osten  anlehnen,  sondern  frei  
 nach  der  Ebene  hin  gerichtet  sind,  ist  die  Terrasse  durch  eine  künstliche  
 Mauer  von  behauenen  Steinen  abgeschlossen,  die  sieh  je  nach  den Unebenheiten  
 des  Bodens  zu  einer  Höhe  von  fünfzehn ’ bis  vierzig  Fufs  erhebt.  
 Die  gewaltigen  Steine  liegen  so  scharfkantig aneinander,  dafs  es  scheint,  als  
 hätten  sie  sich  aneinander festgesogen.  Von den  eisernen Klammern,  die  sie  
 zum Ueberflufs  miteinander verbunden  hatten,  sind nur  noch  die  Spuren  der  
 Löcher  übrig  geblieben.  Den  Aufgang  zu  der  Terrasse,  auf  welcher  der  
 grofse Tempelpallast  von Persepolis  gelegen war,  mit dessen Ruinen wir uns  
 weiter  unten  beschäftigen wollen,  bildet eine Doppeltreppe,  königlich  grofs-  
 artig  angelegt,  mit  schwarzen Marmorstufen  so  lang und  breit,  dafs mehrere  
 Reiter  bequem hinauf galoppiren konnten.  Sie  liegt  an  der Westseite,  nicht  
 ganz  in  der  Mitte,  sondern  ein  wenig  mehr  nach-Norden  zu.  Die  Stufen  
 bestehen  nicht  etwa  aus  je  einem  Steinbalken,  sondern  mehrere  derselben  
 sind,  sammt  dem  daran  stofsenden  niedrigen  Geländer,  aus  einem  einzigen  
 Felsblocke  sauber  und  scharfkantig  zugerichtet  und  die  letzteren  zu  
 einem  Treppenabsatz  miteinander  verbunden.  Ein  Ruheplatz  folgt  auf  den  
 ersten  Treppenabsatz,  die  zweite  Treppe  führt,  in  der  entgegengesetzten  
 Richtung  der  ersten,  nach  der  oberen  Terrasse.  Noch  sind  da  auf  dem  
 steinernen Boden  die  grofsen Löcher  deutlich  zu  erkennen,  in welchen  sich  
 die  Zapfen  der  schweren  Thüren  bewegten,  welche  nach  rechts  und  nach  
 links  hin  die  Zugänge  von  der  Doppeltreppe  aus  absperren  konnten.  Die  
 Aussicht  von  hier  aus  über  die  grofse Ebene  von Persepolis  hin,  oder  wie  
 dieselbe  von  den  heutigen  Persern  genannt  wird  Merddscht,  ist  grofsartig.  
 Das Panorama  ist  nach  allen  Seiten  hin  von  einem  Rahmen dunkler,  massi-  
 fer  Felsenberge  und  grotesker  Felsenkegel  eingefafst,  deren  wunderliche  
 Formen  man  nicht  müde  wird  bis, zu  dem  fernsten Horizonte  zu verfolgen.  
 Grade  aus,  in  der  Hauptrichtung  nach  Südosten  hin,  ziehen  sich  zwei Riesenmauern  
 hin,  deren  Fufs  der  tosende  Bendemir  bespült  und  die  ein 
 breites  kolossales  Thor  bilden,  durch  welches  die  Strafse  in  südwestlicher  
 Direction  nach  dem  Herzen  der  modernen Persis,  nach  dem neupersischen  
 Athen,  der Stadt  Schirdz führt.  Die nordwestliche Seite  der Ebene von Merddscht, 
   von  einem  grofsen  Gebirgsbogen  gebildet,  der  sich  an  den  westlichen  
 Theil  der  eben  erwähnten  Felsenmauer  anschliefst  und  in  weiter  
 Ferne  zu nebelblauen Höhenzügen verschwimmt,  gewinnt  durch  den Anblick  
 einsam  stehender  dunkler  Kegel  mit  breitem  Rücken  an  malerischen  Reiz.  
 Kaum  ist  man  im  Stande,  dem  Gedanken  allen  Glauben  zu  versagen,  dafs  
 hier  auf  diesen  steilen,  schwer  zugänglichen  Höhen  der  Mensch  ehemals  
 eine  feste  schützende  Stätte  gesucht  haben  sollte.  Die  Kegel,  besonders  
 die  nördliche  aus  drei  felsigen  Erhebungen  bestehende  Gruppe,  sind  auf  
 dem  Kamme  breit  genug,  um  eine  hinreichende Menschenmenge  aufzunehmen  
 und  ihre Kanten  so  eigentümlich gestaltet,  als habe  die Natur  sich im  
 Bau  einer  Felsen-Bastei hervorthun wollen.  Darf  es  darum Wunder nehmen,  
 wenn  die  heutigen  Bewohner  der  Ebene  von  Merddscht  steif  und  fest  behaupten, 
   hier  auf  diesen  platten Kuppeln  habe  ehemals  die Ark  oder Akropolis  
 von Istakher  gelegen,  und  wenn  ein Menschenkind  nur  in  dem Besitz  
 der  geheimnifsvoilen  Zaubermittel  sei,  so  würde  es  ein  Leichtes  sein,  die  
 Schätze  der  alten Perserkönige  aus  ihrer  langen Verborgenheit  dem  hellen  
 Tage  wiederzugeben.  —  Lichter  wird  es  nach  Osten  hin,  wo  die  Längsketten  
 der  grofsen  Ebene  der  alten  Coele Persis  den  Salz-  oder Bakhtegun  
 krebsscheerenärtig  umspannen,-in  die  ferne  Weite  zu  dunkelblauen  niedrigen  
 Massen  verlaufend.  Bekannt  ist’s ,  dafs  der  rauschende  Bendemir  
 oder  Kur ab,  das  Kur-Wasser, Mer  Kyros  der  Alten,  nach  derselben  Richtung  
 durch  die  Ebene  dahinstürzt,  um  sein  süfses Wasser  mit  dem  salzig-  
 bittern  des  genannten  Sees  zu  vertauschen, 
 Ehe  wir  unsere Wanderung  auf  der  Terrasse  unternehmen,  sei  es  und  
 vergönnt,  zunächst  für  unsere Unterkommen  in Persepolis  Sorge  zu  tragen.  
 Was  unter  der  Firma  des  grofsen Alexander Hetären-Laune  und  Grieehen-  
 hafs  verschont  haben  sollte,  hat  der  Zahn  der  Zeit  so  gründlich  Beseitigt,  
 dafs  vom  ehemaligen  Prachtbau  nur  das  Knochengerüst  stehen  geblieben  
 ist  und  kein  dunkles  Gemach,  keine  schattige  Halle-mehr  dem  Reisenden  
 ein  Obdach  zu  gewähren  im  Stände  ist.  Wir  liefsen  deshalb  unsere  
 Zelte  vor  der  grofsen  Freitreppe  aufrichten,  die  Pferde  wurden  nach  persischer  
 Sitte  mit Fufsstricken  angekoppelt  und Wachen  ausgestellt,  um den  
 verrufenen  Dieben  dieser  Gegend  die  Gelegenheit  zu  Erwerbungen  auf  
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