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 liehen  Autorität;  welche  mir  nebst  den  Grüfsen  des  Khans  eine  verdeckte  
 Schüssel  als  Gastgeschenk  ihres  Herrn  überbrachten.  Neugierig  hob  ich  
 die  Decke  über  der  Schüssel  ab  und  wäre  beinahe  unhöflich  genug  gewesen, 
   bei  dem  Anblick  einer  halben  Metze  Kartoffeln  in  ein  helles  Gelächter  
 auszubrechen.  So  aber schnitt ich  ein  erfreutes Gesicht  und  hörte mit  
 Geduld  eine  lange Geschichte  über  die Acclimatisation  des  Sib-i-zemm  oder  
 der  Kartoffel  mit  an.  Die  in  unserem Vaterlande-  so-  allgemein  verbreitete  
 Erdfrucht  ist  erst  seit  wenigen Jahren  in  Persien  eingeführt  und  angebaut  
 worden,  in  Abadbh  seit  einem  Jahre.  Die  Frucht  wird  nie  so  gut  und  so  
 schmackhaft  wie  in  Deutschland,  und  die  Proben  von  Abadeh  hatten  trotz  
 ihrer  Aepfelgröfse  einen  beinahe  widerlichen  Geschmack. 
 Der  Vorschrift  meines  abwesenden  Chefs  entsprechend  hielt  ich  mit  
 der  gesammten  Karawane,  die  meiner  Leitung  anvertraut  war,  am  ersten  
 November  einen  Ruhetag  in  Abadeh,  und  benutzte-  die  Zeit,  welche  mii  
 durch  kleine  Ausflüge  in  der  Nähe  der  Festung  übrig  blieb,  zum  Ankauf  
 von  Holzschnitzereien  aller  Art.  In  der  Nähe  des  Ortes  besuchte  ich  den  
 Berg,  auf  dessen  Spitze  sich  unter  einer  weithin  sichtbaren  Kapelle  das  
 Grab  eines  Scheikhs  von  Abadeh  befindet,  zu  welchem  die  Perser  aus  dergänzen  
 Umgegend  häufig  zu  pilgern  pflegen.  Ein  steiler  Pfad  zieht  seine  
 weifse  Schlangenlinie  bis  auf  den  Kamm  des  Berges  hinauf,  von  welchem  
 man  eine  lohnende  Aussicht  über  die  ganze  Landschaft  geniefst.  Abadeh  
 liegt  in  einem  breiten  Thalkessel,  durch welchen  eine hellblitzende Wasserfurche, 
   von  Gärten,  Feldern  und  Wiesen  bekränzt,,  ihre  lange  nasse  
 Strafse  hinzieht. 
 Am  2.  November  verliefsen  wir  unter  Zank  und  Streit  mit  den  unzufriedenen  
 Hausbesitzern  das  Menzil  Abadeh  und  zogen  gegen  fünf  Uhr  
 Morgens  neben  dem  ausgedehnten jjjj|  mit  schönen  Denkmälern  älterer  Zeit  
 bedeckten  Leichenacker  im  Angesicht  der  Thorseite  der  Festung  auf  die  
 gewöhnliche  Karawanenstrafse  los.  Wir  befanden  uns  jetzt  wieder  auf  
 bekanntem  Terrain,  da  wir  von  nun  ah  denselben  Weg  bis  nach  Isfahdn  
 zurücklegen  mufsten,  den  wir  bei  unserer Hinreise nach Schirdz  eingeschlagen  
 hatten.  Die  Strafse  führt  bald  hinter  Abadeh  durch  ein  mageres  
 Steppenland,  dessen  zahlreiche  Dorfruinen  am  Fufse  niödriger  Höhenzüge  
 dem  an  sich  schon  sehr  ermüdenden  Anblick  den  Stempel  des  Traurigen  
 aufdrücken.  Die  Karawanenstrafse  war  menschenleer;  auf  einer  Strecke 
 von  vier  Meilen  begegneten  wir  nur  einen  einzigen  Reisenden  in  der  Person  
 eines  persischen  Offiziers,  der,  wie  man  in  Persien  zu  sagen  pflegt,  
 Tschapari  ritt,  das  heifst  mit  der  Post  reiste.  So  kurz  die  Tagereise  war,  
 welche  im Ganzen  sechs  und  eine  halbe  Stunde  betrug,  so  entsetzlich  lang  
 wurde  sie  mir  durch  das  Benehmen  des  Tscherwaddrs,  der  fortfuhr  die  
 üblen  Seiten  eines  Schirazer  Kindes  zu  zeigen  und  sein  Mögliches  that,  
 um  meinen  Zorn  auf  das  Höchste  zu  reizen.  Da  er  von  Schiräz  an  gesehen  
 hatte,  dafs  seine  Unverschämtheiten  mir  gegenüber  nicht  fruchteten,  
 indem  ich  mich  in  allen Beziehungen  streng  an  den Wortlaut  des  von  ihm  
 Unterzeichneten  Contractes  hielt,  so  suchte  er  jede  mögliche  Gelegenheit  
 herauszufinden,  mir  und  meinen  Leuten  Ungerechtigkeiten  und  Verstöfse  
 gegen  die  Paragraphen  des  Vertrages  unterzuschieben.  An  dem  heutigen  
 Reisetage  beklagte  er  sich,  dafs. seine  Thiere  mit  einem  Mehrgewicht  von  
 hundert  Man  überladen  seien,  und  als  ich  ihm  Gerechtigkeit  verhiefs  in  
 der  Weise,  dafs  ich  in  der  nächsten  Station  sämmtliches  Gepäck  nachzuwiegen  
 bereit  sei,  packte  er  mitten  auf  der  Strafse  ein Maulthier  vollständig  
 ab  und  schnitt  einem  anderen,  das  so  eben  einen  Bach  durchwatete,  
 mit  seinem  Dolche  die  Packriemen  durch,  so  dafs  die  Kisten  und  Koffer,  
 welche  auf  dem  Rücken  des  Maulthieres  lasteten,  kopfüber  in  das  Wasser  
 stürzten.  Meine  so  vielfach  erprobte  Geduld  erreichte  ihr  Ende,  als  sich  
 der  unverschämte  Tscherwadar  nach  diesen  Handlungen  so  weit  vergafs,  
 beleidigende  Schimpfworte  gegen  den  abwesenden  Minister  und  gegen  die  
 Königliche  Gesandtschaft  auszustofsen,  und  aufserdem,  um  seinen Worten  
 Nachdruck  zu  verleihen,  die  Hand  an  den  Dolch  zu  legen.  Ich  ritt  
 ihn  mit  dem  Pferde  in  den  Sand,  und  liefs  ihn  die  flache  Klinge  meines  
 preufsischen  Cavalleriesäbels  so  lange  fühlen,  bis  er  kein  Wort  mehr  zu  
 reden  im  Stande  war.  Seit  dieser  Zeit  hatte  ich  vor  meinem  Schirazer  
 Ruhe.  Es  versteht  sich  von  selbst,  dafs  ich  ihm  das  Versprechen  gab,  
 seiner  in  Teheran  bei,  den  betreffenden  Autoritäten  zu  gedenken.  Kein  
 Europäer,  der  das  Unglück  gehabt  hat,  mit  einer  Karawane  zu  reisen  und  
 einen Karawanenführer  zu  dingen,  wird von  dem  unendlichen Aerger befreit  
 gewesen  sein,  den  die  Abhängigkeit  von  dem  Tscherwadar  nothwendig  
 hervorruft.  Die  Karawanenführer  sind  selbst  unter  den  Persern  ein  berüchtigtes  
 und  übel  verschrieenes* Volk.  Der  schlechte  Ruf,  in  dem  sie  
 stehen,  ist  mir  nach  den Orten  ihrer Herkunft gradweise  verschieden.  Dafs