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 Leben  Theil  nehmen  könnte,  beschränkten  sich  in  der  Winterszeit  
 einzig  und  allein  auf  sehr  äufserliche  Besuche  bei  bekannten  Persern  und  
 erstreckten  .sick  dabei  auf  die  gewöhnliche,  ziemlich  ceremonielle  Unterhaltung. 
  unter Verabreichung  des  unvermeidlichen  Kaliün  und  der  gefüllten  
 Theetassen,  Die Perser  sind  den Europäern gegenüber  in  den  letzten Jahren  
 ungemein  zurückhaltend  geworden  und  sie  vermeiden  fast  mit  Aengstlich-  
 keit  jede  nähere  Berührung  mit  den  Fremden.  Während  in  früheren  Zeiten  
 die  persischen  Männergesellschaften  europäischen  Freunden  oder  Bekannten  
 offen  standen,vso  ist  gegenwärtig  der  persische  Salon  dem  Europäer  
 hermetisch  verschlossen.  Europäer,  welche  lange  in  Tehvrdn  gelebt  
 hatten,  wissen  als  Augenzeugen  manche  drollige  Geschichte  aus  den  verflossenen  
 Zeiten  zu  erzählen.  Konnten  wir  in  dieser Beziehung  nur  lebhaft  
 das Bedauern  empfinden,  durch  nahe .Berührung  mit  den Eingeborenen den  
 persischen Charakter  und  persische Bitten  und Gewohnheiten  näher  kennen  
 zu  lernen,  so'hatten  dennoch  andrerseits  mannigfache Erzählungen  der üblichen  
 Art  persischer  Gesellschaft  die  Sehnsucht  ngch  derselben  ziemlich  
 vermindert.  Man  giebt  sich  den  geselligen Vergnügungen  mit  der  gröfsten  
 Ausgelassenheit  und  Zügellosigkeit  hin,  so  dafs-sehr  häufig  die- unschicklichsten  
 Scenen  stattfinden,  die  man  aber  stets  mit  dem  morgenländischen  
 Sp.rüchwort  zu  entschuldigen  weifs,'  dafs.  der  Tag  nicht  wisse,, was  die  
 Nacht  gesehen  h a t,’  Das  gute  deutsche  Wort:  „Wer  nicht  liebt  Wein,  
 Weiber  und  Gesang,  der  bleibt  ein  Narr  sein  Lebelang,“  wird  bis  übei  
 die kufsersten  Grenzen  hinaus  von  den  Persern  erfüllt,  nur  dafs  noch  ein  
 viertes  Element  hinzutritt,  das  ,Spiel,  dem  sie  mit  grofser  Leidenschaft  
 ergeben  sind.  Im  Trinken  bleiben  die  Perser  Meister,  wobei  ihnen  Qualität  
 und  Quantität  ziemlich  gleichgültig  ist.  Wein,  Rhum,  Branntwein,  
 Opium,  Alles  nimmt  man  unterschiedslos  in  gewaltiger  Menge  zu  sich,  
 und .es  ist  nichts  Seltenes,  dafs  Jemand  eine  volle  Flasche-Rhum  in  kurzer  
 Zeit  ausleert.  Das  Tanzen  ist  bekanntlich  nicht  nur  in  Persien,  sondern  
 im  ganzen  übrigen  Morgenlande  auf  die  Weiberwelt  beschränkt.  Es  
 gilt  für  unschicklich  und  erscheint-gegen  alle Manneswürde,  die Beine nach  
 der  Musik  im  Takt  ,zu  setzen ,  und  die  Orientalen  machen  grofse  Augen  
 und  halten  die  ganze Gesellschaft  für  verrückt  oder  angetrunken,  wenn sie  
 zum  ersten  Mal  anständige Männer  in  einer  europäischen  Gesellschaft  tanzen  
 sehen.  Man  zieht  es  vor,  sich  etwas  vortanzen  zu  lassen,  und  pflegt