pfeife, Thee und Zuckerwerk in mehrfachen Auflagen, und man kann sich
eine Vorstellung von der Heiterkeit des Gespräches machen, das mit den
nötbigen geistreichen Bemerkungen, vielleicht auch noch unter Anführung
von Versen bekannter und unbekannter Dichter durchzuführen für einen Europäer
keine geringe Kleinigkeit i s t .. Oder was soll man gleich erwiedern,
wenn der liebenswürdige Wirth eines Hauses den Gast mit den Dichterworten
empfängt:
Ich sprach zu mir: mein Herzensweh,
Will, wenn er kommt, ich kund ihm thun,
Und da ic h dich je tz t kommen seh’
Entfleucht mein Weh, was sag’ Ich nun ?
natürlich in der billigen Erwartung, eine noch schönere und geistreichere
Erwiederung als Belohnung zu hören? Nach einstündigem Aufenthalte im
Schlosse des Serheng verliefsen. wir seine Behausung, um den übrigen Theil
des Tages im Garten mit Schreiben und Insectenfang zuzubringen, oder
sonst Beobachtungen und Erfahrungen zu sammeln. Dafs sich in der Umgebung
von Khumein auf den Kuppeln der Imamzadeh-Kapellen anstatt der
Spitze eine ausgestreckte Metallhand, gerade wie auf den persischen Fahnen,
befindet, war z. B. keine so wichtige Erfahrung, besonders in Bezug
auf unsere Kasse, als die Bemerkung, . dafs hier, ebenso wie in Isfahan,
der Män-schahi d. h. „der königliche Bathman“ als Gewichtseinheit Geltung
hat. Es ist im Allgemeinen die sehr grofse Ungleichheit im Münz- und
Gewichtssystem als eine besondere. Unbequemlichkeit auf einer Reise/durch
Persien zu bemerken, da man sich erst, um Betrügereien zu entgehen, in
den verschiedenen Landschaften Iran’s nach den jedesmaligen Verhältnissen
zu erkundigen hat: So gilt hier der königliche Bathman zwei so g e n a n n te
(Man Täbrizi) Täbrizer Bathman oder 1280 Miskal.\ Der eigentliche Tä-
brizer Bathman, der nach dieser Gleichstellung 640 Miskal wiegen müfste,
was nur . für den Teheraner richtig ist, hat jedoch ein Gewicht von
1000 Miskal.
In der Frühe des nächsten Tages — es war der 21. September —
befanden wir uns, in verschiedenen Abtheilungen von einander getrennt,
unter Beleuchtung von Stalllaternen, in einem labyrinthischen Wirrsal von
Wegen und Strafsen, die in das. Freie nach der grofsen Karawanenstrafse
hinführen sollten, aber scheinbar gar keinen Ausgang hatten. Wir ritten
die Kreuz und die Quer und gelangten erst nach langem Suchen auf die
richtige Fährte. Die Leute der Stadt lagen noch im tiefsten Schlafe., nur
dief Hunde wachten und machten in der stillen Nacht einen Höllenlärm.
Die Strafse führte in südlicher Richtung aufsteigend nach einem sehr malerischen
Engpafs, der in Schlangenwindungen zwischen zwei Gebirgsketten
hindurchführte, von denen uns die Wanderer auf der Karawanenstrafse die
rechter Hand gelegene, als den Enguschni-Berg, die linker Hand aufsteigende
als Iden Berg Alwend oder Eiwend bezeichneten. Hier, so scheint es, befindet
sich die Wasserscheide zwischen Isfahan und Hamadan. Der Pafs
hatleine unbedeutende Elevation, die reiche Fülle blühender Alpenrosen
am (Wege gab ihm ein heiteres, freundliches Aussehen, obgleich grofse
Stellen daneben mit dürren, versengten Kräutern bedeckt waren. Auf der
rechten Seite erhob sich, je tiefer wir hineinzogen, eine von der Morgensonne
herrlich erleuchtete Felswand zu steiler Höhe und schien sich als
langer Gebirgsrücken in die weiteste Ferne fortzuziehen. Davor lagerten sich,
viel niedriger, in dunkele Schatten gehüllte Berglehnen und runde Kuppen,
diet-bis zur Strafse- in den phantastischsten Formen herantraten und, so
sahl.es aus, aus blättrigem Thonschiefer bestanden. Wir können ihren Charakter
nicht besser beschreiben als durch das Bild eines plötzlich versteinerten
wild wogenden Meeres. Hier und da quälten sich ein Paar halbversiegte
Quellen durch das Gestein hindurch, deren Ränder ein üppiger
Graswuchs einfafste, welcher dem spärlichen Wasserlaufe durch seinen
frischen und heiteren Anblick herzlichen Dank abzustatten schien. Gegen
Ende; des. Passes wird der Weg breiter, die Berge , treten zurück, und eröffnen
zuletzt dem Blick eine freie unbehinderte Aussicht nach einer grofsen
Ebene hin, die ein herrliches Bild zu einem Diorama persischer Landschaften
abgeben könnte. Eine lange Kette baumreicher Dörfer breitete
sich auf mattgrünem Wiesengrunde aus und umschlofs, gleichsam als Herzpunkt,
eine grofse Stadt, wie es den Anschein hatte aus compacten Häu-
sermässen bestehend, aus deren Mitte, deutlich sichtbar aus weiter Ferne
von unserem Standpunkte aus, zwei Moscheen und ein luftiger Minaret-
Thurm himmelan stiegen. Das war das Ziel unserer heutigen Reise, die
schön oben'erwähnte Stadt Gülpaiigdn. Im Vordergründe, auf der Fläche,
die [sich bis zu unsern Füfsen am Ausgange des Bergpasses ausbreitete,
bezeichnete eine stark markirte Linie die. natürliche Scheidegrenze zwisc'hen
dem Culturboden und dem wüsten, steinigen Terrain. Die Karawanenstrafse
führt beinahe in grader Linie bis zu der Stadt hin. Ehe der Wanderer in
dieselbe emtritt, begegnet ihm der wohlbekannte, nicht mehr auffallende