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 alten  Baumeister  für  die  Ewigkeit  zu  schäften  gedachten,  aber  doch  war  
 sie  gnädig  genug,-  den  historischen  Markstein  mit  der  Gestalt  und  dem  
 Namen  des  grofsen Königs  zu  verschonen,  und  so  wessen  wir,  was  uns  zu  
 wissen  frommt:  dafs  hier  Kyros  die  grofse  Schlacht  gegen  die  Meder  gewann, 
   eine  Stadt  für  sein  junges  Volk,  Tempel  für  seine  Götter  und  ein  
 Grab  für  sich  selber  errichten  liefs.  In  Gegenwart  so  ehrwürdiger  Spuren  
 des  Alterthumes,  Angesichts  so  redender  historischer Zeugnisse  erhält  der  
 Besuch  der  Ruinenstätte  von  Pasargadä  den  Stempel  des  Feierlichen,  des  
 Erhebenden.  Jeder  knirschende  Stein  unter  unseren-  Füfsen  erinnert  an  
 die Manen  des Kyros,  an  den Glanz  und  den Ruhm  seiner  Zeit,  nicht  ohne  
 trübe Seitenblicke  auf  die  heutigen Epigonen  des  alten Perserstammes werfen  
 zu  lassen. 
 Bei  einer  ziemlich  gut erhaltenen  schlanken,  glatten Marmorsäule  ohne  
 Kapital  vorüber,  neben  Resten  alter  Fundamente  und Pfeiler,  gelangte  ich  
 schliefslich  zu  einer  freistehenden  Wand,  die  tauf  diesem  Grundplan  wohl  
 an  fünfzig  Fufs  in  die  Höhe  aufgebaut  wurde. 
 Block  ruht  auf  Block  in  langer  Reihe  neben  und  übereinander;  in  re-  
 gelmäfsigen  Abständen  verbinden  verticale Einschnitte  je  zwei  aufeinander  
 liegende  Werksteine  —  zu  welchem  Zwecke  ist  mir  unklar  geblieben,  
 wenn  man  nicht  an  eiserne  Klammern  denken  will,  die  in  dem  Einschnitt  
 zur  gröfseren  Festigkeit  eingelassen  wurden,  —  ein  nur  wenig  hervorspringendes  
 Gesimms  mit  Zahnschnitt  krönt  das  Ganze.  Man  nimmt  an,  
 dafs  dieses  Gebäu  der  Rest  eines  ehemaligen  Feuertempels  sei. 
 Der  gewaltigste Bau,  der  sich  in  dichter Nähe  der, eben  beschriebenen  
 Ruinenstätte  von  Pasargadä  vorfindet,  bleibt  jedenfalls  die  Terrassenanlage  
 des  Hügels  hinter  Pasargadä.  Drei  Mauerseiten  erheben  sich  an  der  Ecke  
 oben  am  Hügel  in  einem  Umfange  vpn  dreihundert  Fufs  nach  folgendem  
 Grundpiano: 
 d er B er c|  
 i—  ----------V  ■ 
 Die  Blöcke,  aus  welchen  dieser  Bau  in  der  unzerstörbarsten  Weise  
 zusammengefügt  ist,  liegen  scharfkantig  neben  und  übereinander.  Die  
 Aufsenseite  eines  jeden  zeigt  eine  wunderliche  Art  der  Behandlung.  Während  
 man  die  Fläche  mit  Absicht  rauh  geschaffen  hat,  sind  die  Ränder  
 nach  den  vier  Seiten  in  glatter  Politur  abgestumpft  worden,  so  dafs  je  
 zwei  aneinanderstofsende  Werksteine  an  ihren  Fugen  eine  scharfkantige  
 Steinrinne  bilden.  Künstlich  angebrachte  Löcher  in  den  Eckfugen  zeigen  
 aufserdem  die  Stellen  der  ehemaligen Metallklammern an.  Folgendes  Stück,  
 das  ich  getreu  nach  d e r  Natur  copirt  habe,  wird  mehr  als  jede  weitere  
 Beschreibung  im  Stande  sein,  die  Art  des  Baues  zu  erklären. 
 Die  hermetisch  schliefsenden  Quadern  sind  aus  weifsem  Marmorstein  
 gehauen,  die  Marmorbrüche  mit  den  vorhandenen  deutlichen  Spuren  alter  
 Arbeit  noch  heute  zu  Tage  in  der  Nähe  von  Pasargadä  sichtbar. 
 Die  Terrasse;  welche  gegenwärtig  nach  der  persischen  Benennung  
 l'akht-i-mader-i-Suleitnan  („Thron  der  Mutter  Salomons“ )  bekannt  ist,  
 stellt  sicherlich  das  Fundament  einer  zu  Grunde  gegangenen  Baulichkeit  
 dar,  über  deren  Natur  es  fre i'steh t,  sich  allein  in  Vermuthungen  zu  ergehen. 
   Die  wahrscheinlichste  Meinung  erkennt  in  der  grandiosen  Anlage  
 den Unterbau  eines  alten Ateschgadeh  oder Feuertempels,  der  zu  Pasargadä  
 gehörte  und  dazu  dienen mochte,, die  priesterliche Menge  zu fassen,  welche  
 an  den  persischen Jahresfesten  die  üblichen Opfer  auf  dem Feueraltar  dem  
 reinen  Lichte  der  Sonne  darbrachten.  Wir  dürfen  die  Vorstellung  nicht  
 ohne  Begründung  wagen,  dafs  hier  der  König  Kyros  an  dem  feierlichen  
 Nauruz-Feste  der  Sonne  das  heilige  Feuer  gezündet  hat. 
 Bald  lagen  auch  die  letzten  steinernen  Erinnerungen  an  König  Kyros  
 hinter  uns.  An  dem  kanalartig  sich  verkleinernden  Wasser  des  Äb-i-  
 Mu.rgh.tib -entlang,  das  in  der  Nähe  des Baghistdn  oder  „Gartenlandes“  von  
 Mesclihed  Murghdb,  dem  Dorfe,  in  einer  Kaskade  hinabschiefst,  wie  man  
 sie  nicht  alle  Tage  in  Persien  findet,  gelangte  ich  mit  meiner  Karawane,  
 zuletzt  bei  drückender  Hitze,  unter  Wind  und  Stäub,  nach  einem  Marsche 
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