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 hervorzufen,  da  die  Häuser  in  Schutt  und  Ruinen  versunken  sind,  und  
 nur  selten  und  stellenweise  von  einem  bewohnbaren Hause  in  gutem  Style,  
 bei  welchem  der  Kuppelbau  vorherrschend  ist,  unterbrochen  werden.  Un-  
 gepflasterte  Sffrafsen,  welche  das  Regenwetter  in  einen  tiefen  Erdbrei  verwandelt  
 hatte,  führten  zuletzt  nach  einem  ebenso  häfslichen  als  lumpigen  
 Platz,  der  rings  herum  von  ärmlichen Buden  eingefafst  w a r,  deren Haupt-  
 waare in  zahllosen aufgespeicherten Töpfen bestand.  In  der Mitte des  Platzes,  
 ganz  in der Nähe  eines verfallenen Wasserbehälters,  lagerten  kopfhängerisch  
 wiederkäuende  Kameele,  denen  das  Regenwetter  die  Laune  verdorben  zu  
 haben  schien.  Der  Platz  führt  darauf  in  einen  halb  zerstörten  Bazar,  in  
 welchem  sich  eine  Reihe  neben  einander  liegender  Häuser  bemerkbar  machen, 
   die  Wassermühlen  von  Qum,  in  denen  das  Mehl  gemahlen  wird. 
 Der  Bazar  mündete  in  eine  neue  Rninenstätte.  In  ihrer  Mitte  erhebt  
 sich  eine  Art  von  Thor  mit  zwei  alten  obeliskenartig  aufsteigenden  runden  
 Thürmen,  deren  oberster  Kranz  Reste  schönen  Mosaikwerkes  zeigte.  
 Ein  dritter  Thurm  in  ihrer  Nähe,  von  gleicher  Construction,  ist  bis  zur  
 Hälfte  zerstört. 
 Hatte  die  Stadt  bisher  einen  sehr  traurigen  Eindruck  gemacht,  welchen  
 der  Anblick  einer  sehr  ärmlichen  Bevölkerung  durchaus  nicht  hob,  
 so  verschwand  dieser  einigermafsen  bei  dem  Durchritt  durch  den  letzten  
 Theil  derselben.  Die  Bazare,  welche  in  langer  Zeile  auf  einander  folgten,  
 boten  einen  säubern  und  heitern Anblick  dar  und  waren  meistentheils  mit  
 Sattler-,  Leder-,  Töpfer-  und Bandwaaren-Buden  besetzt.  Die  sonst  in Persien  
 so  unvermeidlichen Blaufärber  fehlten  beinahe  gänzlich.  Der äufserste  
 Bazar  führte  zum Thore  hinaus,  vor  welchem  eine  Brücke  von  Stein  über  
 den  Stadtgraben  geleitete,  in  dessen  Nähe  das  Posthaus  von  Qum  gelegen  
 ist.  Der  Stadtgraben  ist  eigentlich  ein  Theil  des  sogenannten  Flusses  von  
 Qum,  der  hier  eine  sehr  geringe Breite  hat  und  sich  grabenartig  durch  die  
 Ebene  hinzieht.  Die  Aussicht  von  dem  Dache  des  Posthauses  nach  der  
 Stadt  hin  ist  malerisch  zu  nennen,  da.  sich  die Gebäude  in  einer  sehr vor-  
 theilhaften  Weise  nach  dieser  Seite  hin  gruppiren.  Die  mit  Goldblech  beschlagene  
 Kuppel, der  hochheiligen  Moschee  der  mit  ihrem  heiligen Namen  
 Häzeret-e-mäezumeh,  mit  ihrem Yolksnamen  Fatumeh  genannten  Schwester  
 des  Imam  Riza  leuchtet  weit  über  die  Stadt  und  blendet  bei  schönem  
 Wetter  durch  ihren  ungemein  hellen  Glanz  wie-eine  Feuerkugel  das  Auge. 
 Diese  Moschee,  welche  das  Grab  der  genannten  Heiligen  enthalten  soll,  
 ist  von  jeher  Gegenstand  einer  besonderen  Verehrung  der  Perser  gewesen  
 und  hat  durch  Feth  A li  Schah  als  strahlenden  Hauptsehmuck  jenen  Goldblechüberzug  
 erhalten.  Er  wie  seine  Nachfolger  bis  auf  Nasreddin  haben  
 hier  ihre  letzte Ruhestätte  gefunden.  Die  grofse Moschee  der heiligen Dame  
 ist  insofern  noch  von  einer  besonderen  Wichtigkeit,  als  sie  den  Verbrechern  
 ein  schützendes  Asyl  gewährt,  aus  welchem  sie  keine  menschliche  
 Gewalt  heraustreiben  darf.  Einer  unserer  persischen  Diener,  welcher  sich  
 stets durch  eine offen  zur Schau getragene Frömmigkeit auszeichnete, erzählte  
 mir,  dafs  in  der  Kapelle  der  Fatumeh  vierhundert  goldene  Leuchter  bei  
 grofsen  Festen  ihr  Licht  ansstrahlten,  und  dafs  dieselbe  mit  einem  ungewöhnlichen  
 Reichthum  von Kleinodien  geschmückt  sei.  Siebenhundert Fer-  
 raschen  hätten  früher  den Dienst  in  der Kapelle  der Fatumeh besorgt,  doch  
 habe  der  Emir  deren  Zahl  auf  vierhundert  herabgesetzt. 
 Aufser  dieser  heiligen  Dame  verehrt  die  Stadt  Qum  nicht  mehr  und  
 nicht  weniger  als  vierhundert  vier  und  vierzig  Iniamzadeh  oder  Heilige,  
 deren  Jeder  sein  besonderes  Ziaret  (Kapelle  nebst  Grabmal)  hat.  Man  
 kann  sich  vorstellen,  dafs  die  pilgerungslustigen  Perser  Jahr  aus  Jahr  ein