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   an  sich  schon  wenig  geeignet  selbst  bei  ruhigen  Zeiten  den  Moha-  
 medanern  mitgetheilt  zu  werden,  welche  gezwungen  sind,  Europäer  als  
 Gäste  aufzunehmen,  mufste  nothwendigerweise  dazu  beitragen,  die  Gemü-  
 ther  auf  das  Aeufserste  zu  erregen  und  für  die  Europäer  die  Stunde  der  
 Gefahr  heraufbeschwören.  Es  bedurfte  nur  eines  geringen  Anlasses,  eines  
 kleinen  Streites  zwischen  mohamedanischen Dienern  europäischer  und  mo-  
 hamedanischer  Herren,  und  Leben  und  Eigenthum  der  Europäer  bei  schonungslos  
 der  mordenden  und  plündernden Maske  rinter Anführung  der Luti  
 anheim.  Alle  Vorbedingungen  zu  dem  nahe  ausbrechenden  Sturm  waren  
 gegeben,  das  Volk  ging  auf  den  Burgpalast  los,  da  donnerte  der  Pacli-  
 schah  sein  furchtbares  Halt!  und  die  Massé  kroch  hündisch  zu  Kreuze. 
 Zeit  gewonnen,  Alles  gewonnen,  ist  ein  bedeutungsvolles  Wort  im  
 Haushalt  des  despotischen  Staatslebens.  Folgte  auch  Execution  auf  Execution  
 in  den  nächsten  Tagen,  so  athmeten  dennoch  die  Wezire  allmählig  
 wieder  freier  auf,  und  die  Bevölkerung  machte  schliefslich  grofse  Augen,  
 als  sie  sah,  dafs  der  eigentliche  Urheber  der  niederträchtigen  Getreide-  
 speculation,  Mirza  Musd,  nicht  nur  frei  ausging,  sondern  dafs  sein  Bruder  
 sogar  zum  Nachfolger  im  Amte  des  hingerichteten  ÂVimtèr  der  Stadt  ernannt  
 wurde.  Der  Sohn  des  vorigen  hatte  die  Leiche  seines  Vaters  mit  
 Geld  vom  Galgenstein  losgekauft,  sie  ehrlich  bestattet  und  sich  hernach  
 in  seltener  Heldenschaft  mit  Gift  den  Tod  gegeben,  um  die  seinem  Vater  
 angethane Schmach  nicht  weiter  zu  überleben.  Anstatt  die Untersuchungen  
 mit  aller  Strenge  zu  führen,  um  die  Urheber  der  Theuerung  herauszufinden  
 und  die  reich  gefüllten  Magazine  öifnen  zu  lassen,  suchte  man  vielmehr  
 den  Schah  in  Bezug  auf  die  Veranlassung  zu  der  letzten  Emeute  auf  
 eine  falsche Fährte  zu  führen,  indem  man  sie  in  Verbindung  mit  dem Namen  
 des  verbannten  Sadrazdm  brachte.  Man  wollte  wissen,  dafs  der  letztere  
 mit  dem  Kelantèr  geheime  Verbindungen  gehabt  haben  sollte,  lediglich  
 zu  dem  Zweck,  um  durch  eine  künstlich  hervorgerufene  Volksbewegung  
 den  Schah  und  seine  ganze  Dynastie  zu  stürzen  und  dem  Schahyn-  
 schah  mufste  dies  um  so wahrscheinlicher  sein,  als  der Kelantèr der einzige  
 im Dienst  befindliche Beamte  war,  welcher  seine  Stellung  noch  dem  früher  
 so  mächtigen  Preinier-Grofswezir  zu  danken  hatte.  Vierzig Mann Soldaten  
 besetzten  sofort  das  Haus  des  Sadrazdm.  in  Teherän,  in  welchem  die  Verwandten  
 desselben  wohnten,  und  es  wurde  denselben  aufgegeben,  die  Stadt 
 innerhalb  vierundzwanzig  Stunden  zu  verlassen.  Andere  Wachen,  welche  
 ich  am  3.  März  bei  einem  Ritte  durch  die  Strafsen  vor  allen  Thüren  vornehmer  
 Perser  sah,  schienen  der Sicherheit  wegen  gestellt worden  zu  sein,  
 da  man  der Volksrache  nicht  ganz  traute.  Das  Volk  tuschelte  sich  in  die  
 Ohren,  dafs  die  Regierung  freilich  die  Oeffnung  der  Kornspeicher  befohlen  
 habe,  dafs  man  aber  nur  den  Bäckern  und  sonstigen  Leuten  des  Mittelstandes  
 ihre  etwanigen  kleinen  Vorräthe  wegnehme,  dagegen  die  gefüllten  
 Speicher  der Vornehmen  und  der  Minister  unberührt  und  ungeöffnet  
 blieben.  Die  Bevölkerung,  freilich  in  Angst  und  Furcht  gesetzt,  war  von  
 diesen  Handlungsweisen  wenig  befriedigt,  so  dafs  ihre  Stimmung  düsterer  
 als  je  war  als  der  Kanonenschufs  am  Abend  vor  dem  13. März  den  
 Anfang  des  Fastenmonats  Ramazdn  ankündigte. 
 Die Elemente  schienen  während  dieser  ganzen  Zeit  Hand  in Hand  mit  
 den  Abnormitäten  des  persischen  Staatslebens  zu  gehen,  denn  seit  dem  
 ersten  Tage  des  März  wechselten Regengüsse,  Orkane  und Gewitter  in  der  
 entsetzlichsten  Weise  ab.  Am  12. März  Abends  entlud  sich  ein  furchtbares  
 und  lang-anhaltendes  Gewitter  über Teherän,  dafs  nach  jedem  zuckenden  
 Blitze,  der  über  die  ganze  Stadt  eine  höllische  Bläue  ausgofs,  der  
 Boden  unter  unseren  Füfsen  zu  wanken  schien,  so  stark  theilte  sich  die  
 Erschütterung  des  gewaltig  rollenden  Donners  dem  Erdboden  mit. 
 In  so  wunderbar  schauerlicher  Zeit  konnte  unsere'  Stimmung  wenig  
 freudiger Natur  sein,  und  wenn  auch  entschlossen,  bis  zum  letzten Athem-  
 zuge-  bei  der  preufsischen  Fahne  auszuharren,  sehnten  wir  uns  dennoch  
 mehr  als  jemals  nach  den  friedlichen Zuständen  der Heimath  zurück-  Auch  
 die, Nachrichten  aus  ffem  übrigen  nördlichen  Persien  lauteten  nicht  besonders  
 günstig.  Die  Städte  und  Dörfer  auf  der  Strafse  von  Teherän  nach  
 Täbriz  litten  an  Hungersnoth;  in  der  Stadt.  Kazwvn  hatte  z.  B.  das  Elend  
 eine  solche  Höhe  erreicht,  dafs  die Armen  geradezu  den  Hungerstod  starben. 
   Auf  dem  eben  bezeichneten  Wege,  so  berichteten  die  Couriere,  war  
 kein  Brot  zu  haben,  so  dafs  einmal  ein  Tschapdr  auf  seinem  Ritte  fünf  
 den  Hungerstod  gestorbene  Perser  auf  der  Landstrafse  liegen  sah,  für  deren  
 Bestattung  er  als  guter  Moslem  vier  Penabat  aus  eigenem  Säckel  gab.  
 In  Kazwin  brach  wie  in  Teherän  ein  Aufstand  in  Folge  der  Noth  aus  
 und  das  Volk  rückte  in  Masse  auf  das  burgartige  Haus  des  Gouverneurs  
 los.  Nur  dem  besonnenen  und  festen  Benehmen  des  Kelanter  dieser  Stadt  
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