schaffenen Baues, sieht s öde und leer aus, keine historische Spur gemahnt
an die ehemaligen Bewohner und ihre Grofsthaten, die nur noch auf gelbem
Papier und in dem Munde des Volkes fortleben. Nur die Baumeister-
und Steinhauerzunft hat sich in jenen räthselhaften Steinmarken verewigt,
von denen ich früher bereits gesprochen, und welche auch hier die gewaltigen
Blöcke des ganzen Baues bedecken. Ein hoher Talar neben dem
„siebenhalligen“ Schlosse lag bald hinter uns und wir standen auf dem
Pflaster der zweiten Steinbrücke Isfahans, die durch den Plan ihrer gallerie-
artigen Anlagen und durch die Schönheit der Ausführung die Brücke Allgk-
Werdi- Khan’s fast noch zu übertreffen schien. Der Kunstbau setzt sich
hier bis zum Grunde des Wassers fort, wo Schleusen und kaskadenartig
angelegte M assersperren in den letzten Bögen der Brücke neues Staunen
erregten. Dem ganzen Plan liegt der grofsartigste Gedanke und eine technische
Vollkommenheit zu Grunde, die man heutigen Tages in Persien
vergeblich suchen würde.
Kaum hatten wir den diesseitigen Brückenkopf erreicht, so überraschte
uns der unerwarteste und malerischste Anblick. Eine lange Steinallee,
welche mit den regelrechtesten Sandsteinquadern wie der Boden eines Ballsaales
parquettirt war, bildete die Fortsetzung der Brücke in grader Verlängerung.
Kechts und links war sie von Gärten und den dazu gehörigen
•Mauern eingefafst; ein doppelter Weg war auf dem schlüpfrigen Fufsboden
für Reiter und Fufsgänger freigelegt und durch Kanäle und Springbrunnen,
die letzteren aus purem Alabaster oder Täbrizer Marmor, begrenzt, deren
feuchter Inhalt in früheren Zeiten den erhitzten Besuchern dieser Strafse
die angenehmste Befriedigung gewähren mufste. Jetzt freilich sah es anders
aus. Die schönen Kanäle lagen trocken da, die Springbrunnen zeigten
nur noch ausgedörrte Oeffnungen,. welche im Kleinen, wie ausgebrannte
Krater im Grofsen, dem Reisenden als stumme Zeugen früherer elementarer
Thätigkeit dienten. Hat man zuletzt noch treppenartig'angelegte niedrige
Terrassen überwunden, so steht der Strafse in das Freie Nichts weiter entgegen,
als ein alter, verfallener Todtenacker, der die Karawanenstrafse zu
beiden Seiten einfafst und unter seinen verfallenen Leichensteinen die Gebeine
manches edlen Isfahaners der persischen Glanzzeit birgt. Wir sahen
unter den erhaltenen Resten der alt-isfahanischen Nekropolis einen stehenden
Löwen mit Mannesgesicht, aus dem härtesten Granit gemeifselt, auf
der rechten Seite des Thierkörpers waren die Bilder eines Bogens und
zwei Schilde eingegraben. Ruhig und ernst schaut die wunderliche Andro-
sphinx vor Isfahan den vorüberziehenden Pilgrim an, als wollte sie ihm
erzählen von. den alten vergangenen Tagen und von den alten Heldengeschlechtern,
den Löwen im Felde, die hier im dunklen Sehoofs der Erde
den ewigen rühmlosen Todesschlaf ruhen. Die Inschriften, welche sich auf
einzelnen Steinplatten noch ziemlich gut erhalten hatten, waren in schönen
Charakteren mit Hülfe des Meifsels und Hammers von der Hand des Bildhauers
in den harten Stein eingeschrieben und erinnerten durch ihren Inhalt
an die Vergänglichkeit alles Irdischen und an die ewige Barmherzigkeit
des Einen Gottes. Nicht selten zierte ein Reitersmann die kalte
Steindecke oder der morgenländische Todtenbaum, die Cypresse, aus deren
Spitze bei einzelnen das Symbol der Hoffnung, die sich öffnende Lilienknospe,
emporstieg. Neben so beweglichen Grabzeichen bedeckt eine Zeile
von Baulichkeiten in Gestalt kleiner Imamzadeh das Todtenfeld, unwillkürlich
an die mohamedanische Gräberstadt bei Kairo erinnernd, wenn
auch die letztere durch Ausdehnung und künstlerische Ausführung die isfa-
hanische Nekropolis bei weitem übertrifft.
Ein kleiner Höhenzug legt sich bald darauf quer vor die Strafse, jede
Aussicht nach dem Süden hin versperrend. Braun, roth, grün, gelb gefärbtes
Gestein bildet den Rücken der versteinerten Welle und scheint auf
vulkanischen Ursprung hinzuweisen. Die Bergstrafse führt in Schlangenwindungen
bis zum Gipfel der Hügelkette, von wo aus sich ein weites
Panorama über Dschulfa und Isfahan hin öffnet. Von dieser Seite aus bietet
die Stadt indefs keinesweges einen entzückenden Anblick dar, vielmehr
trägt die langgedehnte Häusermasse eine unendlich eintönige und langweilige
Physiognomie an sich, welche kaum durch vereinzelt stehende Minarets und
Moscheenkuppeln für wenige Augenblicke unterbrochen wird. Beim Niedersteigen
zogen wir auf unserer Strafse bei zwei niedrigen Baulichkeiten aus gebrannten
Ziegeln vorüber, in denen sich Cisternen mit schlechtem brackigen
Wasser befinden, das einzig und allein von den Saumthieren getrunken
werden kann.
Die grofse Ebene hinter der eben beschriebenen Hügelkette ist beinahe
von allen Seiten durch hohe und niedrige Bergzüge mit sanften Rücken
oder mit zackigen Kämmen eingeschlossen und enthält eine Anzahl vereinzelt
liegender Dörfer, Baumgruppen und Taubenhäuser. Die Karawane
lenkte linker Hand von der Strafse ab, um auf das heutige Menzil Kitschi