
 
        
         
		Ei n f u h r   ist   u n b e d e u t e n d ,   und  dasV a t e r l a n d   n i c h t  in der  Lage,   
 eine  k r ä f t i g e  V e rt r e t u n g   zu  s i c h e r n ,   d a P r e u f s e n   n i c h t d r o h e n ,   
 keine  Fl o t te n  und  He e r e   s en d en   k a nn   und  s ich  s elbs t   auf  a n dere  
 G e s a n d t s c h a f t   s t ü t z e n   mufs.   Al le  Deut sc he n  in  P e r s i e n   
 s t ehe n  u n t e r   e n g l i sc h em  od er   r u s s i sc h em  Schutz.   Da   d i e s e r   
 al lein  wi r k s am  i s t ,   so  wol len  sie  d e n s e l b e n   ni cht   aufgeben.“ 
 Eine  Darlegung  sämmtlicher  Ursachen,  welche  ein  so  wenig  erfreuliches  
 und  den  vaterländischen  Interessen  so  wenig  ersprieisliches  Urtheil  
 berv.orgerufen  haben,  erfordert  eine  besondere  Arbeit,  zu  welcher  allerdings  
 das  vollständige  Material  actenmäfsig  gesammelt  ist.  Da  eine  solche  
 Zusammenstellung  jedoch  die  nothwendigen  Grenzen  dieses  Anhanges  bei  
 weitem  überschreiten  würde,  so  beschränke  ich  mich  auf  eine  kurze  Darlegung  
 derjenigen  Schwierigkeiten,  welche  unter  den  gegenwärtig  bestehenden  
 Verhältnissen  denVerkehr  mit  Persien  für Deutschland  beeinträchtigen  
 und  sehr  reiflich  erwogen  werden  müssen,  ehe  man  es  unternimmt,  
 mit  den  Persern  directe  Verbindungen  anzuknüpfen. 
 Die  lange  Dauer  und  Schwierigkeit  des  Waarentransportes  deutscher  
 Industrieartikel  auf dem gewöhnlich  eingeschlagenen Landwege  durch Asien,  
 sei  es  nun  durch  das  türkische  Kleinasien  von  Trapezunt  aus,  !sei  es  von  
 dem  hafenlosen  seichten  Orte  Poti  aus  durch  den  Kaukasus  und  die  russischen  
 Provinzen  zwischen  dem  Schwarzen  und  dem  Kaspischen  Meere,  
 ist  der  Art,  dafs  sie  jede  Beschreibung  weit  hinter  sich  läfst.  Ganz  abgesehen  
 von  dem  bedeutenden Zeitverlust,  nothwendigerweise herbeigeführt  
 durch  den  Karawanentransport  auf  dem  Rücken  von  Pferden,  Maulthieren  
 und  Kameelen  in  langsamen  Tagemärschen,  sind  die  Strafsen  nicht  etwa  
 regelrecht  angelegte  Chausseen,  sondern  reine  Naturstrafsen  auf  meist  felsigem  
 Boden,  auf  denen  seit  Jahrhunderten  die  Karawanen  einhergehen.  
 In  verschiedenen  Kapiteln  dieses  Werkes  ist  bereits  mehrfach  darauf  hingewiesen  
 worden,  so  dafs  ich  mich  füglich  jeder  Wiederholung  einer  
 Schilderung  enthalten  kann.  Dazu  kommt,  dafs  die  Strafsen  je  nach  der  
 Verschiedenheit  der  Jahreszeit  mehr  oder  minder  schwierig  zu  passiren  
 sind,  so  dafs  oftmals  die  gröfsten  Zeitverluste  durch  längere  Aufenthalte  
 an  einem  und  demselben  Orte  entstehen  können.  Im  Winter  1860/1861  
 z.  B.  brauchten  Waarensendungen  von  Täbrtz  nach  Teheran  (etwas  über  
 80  deutsche  Meilen)  volle  drei  Monate  Zeit! 
 Trägt  so  die Natur,  zum Theil freilich  durch Schuld  des Menschen,  das 
 ihrige  dazu  bei,  den  regelmäfsigen Waarenverkehr  ins  Stocken  zu  bringen,  
 so  treten  andererseits  neue  Hindernisse  in  den  Weg,  welche  der  Mensch  
 direct  hervorruft.  Ich  führe  zunächst  die  durchaus  nicht  unbedingt  zu  vei-  
 biirgende  Sicherheit  an,  welche den Karawanen,  besonders kleineren,  durch  
 unvermuthete  räuberische  Ueberfälle  erwächst.  Wenn  auch  auf  denjenigen  
 Gebieten,  welche  in  der  Nähe  der  Städte,  Dörfer  und  sonstiger  Ortschaf-  
 schaften  liegen,  eine  solidarische  Verpflichtung  der Entschädigung  des Geraubten  
 vorliegt,  so  ist  doch  da,  wo  einsame,  öde  Strecken  im  Gebirge  
 zu  passiren  sind,  selbst  unter  dem  Schutze  bewaffneter  Begleitung  die  Sicherheit  
 der Waar.e  gefährdet  und  das  Risico  für  den  Versender  ein  ziemlich  
 bedenkliches.  - 
 Die  sorgfältigste  Verpackung  ist  eine  conditio  sirie  qua  non  für  die  
 nach  Persien  entsendeten  Waaren,  um  sie  sowohl  gegen  den  Einflufs  der  
 Temperatur  als  gegen  mögliche  Beschädigungen  zu  schützen.  Wenn  auch  
 die  Ballen  bei  ihrer  Ankunft  auf  asiatischem  Boden  sorgfältig  in  Thierfelle  
 eingenäht werden,  um  sie  gegen  äufsere Einflüsse  zu  sichern,  so können  
 hierdurch  in  keiner  Weise  die  Folgen  einer  eigentümlichen  Abpak-  
 kungsmethode  der  Karawanenführer  und  ihrer  Knechte  verhindert  werden.  
 Bei  jedem  Halt  wird  nämlich  der  Knoten  des  Strickes,  welcher  je  zwei  
 Ballen  auf  dem  Rücken  der  Lastthiere  zusammenhält,  gelöst  und  die  beiden  
 Waarenballen  stürzen  mit  möglichster  Kraft  plötzlich  auf  den  Boden  
 zu  beiden  Seiten  des  Thieres  nieder.  Ein  solches,  Monate  lang  andauerndes  
 landesübliches  Verfahren  kann  natürlicherweise  nicht  verfehlen,  zerbrechlichen  
 Waarenartikeln,  besonders  bei  schlechter  oder  leichter Embal-  
 lirung,  den  gröfsten  Schaden  zuzufügen,  so  dafs  dem  Versender  bisweilen 
 die  gröfsten  Verluste  erwachsen. 
 Ein  Haupthindernis  in  dem  regelmäfsigen  Waarenverkehr  zwischen  
 Persien  und  dem Auslande  liegt  vor  allen  in  den  ungeordneten Verhältnissen  
 des  persischen  Douanewesens.  Nach  den  Handelsverträgen  müssen  
 für  exportirte  und  importirte  Waaren  von  den  ausländischen  Kaufleuten  
 (mit  alleiniger  Ausnahme  der  türkischen,  welche  4  pCt.  zahlen)  5  pCt.  
 ad  valorem  an  den  Hauptzollstätten  Persiens  ein-  für  allemal  gezahlt  
 werden.  Bei  der  weiten  Auslegung,  welche  der  Bestimmung  „ad  valorem“ 
   angepafst  werden  kann,  zogen  es  die  europäischen  Kaufleute  anfänglich  
 vor,  sich  mit  den  persischen  Douaniers  abzufinden  und  per  Last,  
 ohne  Rücksicht  auf  die  besondere  Art  der Waare,  eine  bestimmte  Summe