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 könnte.  Der  Commissionär  läfst  indefs  mit  sich  reden,  er  ist  vernünftig,  
 kartet  alles  vorher  mit  den  Dienern  und  Soldaten  ab,  und  wird  von  diesen  
 als  ein  wahres  Muster  von  Redlichkeit  und  Biederkeit  in  die  geehrte  
 Gegenwart  des  Herrn  gebracht,  der  als  Europäer  kaum  ahnt,  wie  weit  
 verzweigt  die  Beziehungen  des  Kaufmanns  zu  den  Dienern  seines  Hauses  
 sind.  Ohne Mudakhil  geht  es  aber  einmal  nicht  ab,  und  froh  darf  er  sein,  
 wenn  er  nur  25  bis  30$  über  den  wahren  Werth  des  gekauften  Gegenstandes  
 gezahlt  hat.  Wir  schweigen  am  liebsten  davon,  wie  es  uns  erging.  
 Eindringlicher  als  irgendwo  anders  ward  uns  die  Wahrheit  der  goldenen  
 Lebensregel  zu  Gemüthe  geführt,  dafs  gute  Erfahrung  theuer  bezahlt  zu  
 werden  pflegt. 
 V.  Kapitel. 
 We i te r e   Umschau  ia  Isfahan. 
 Bei  längerem Aufenthalte  in  persischen  Städten  ist  die  Sitte  zum Ausdruck  
 der  Höflichkeit  erhoben,  dafs  empfohlene  Reisende  den  Spitzen  der  
 Verwaltungs-  und  geistlichen  Behörden  ihren  Besuch  abstatten  müssen.  
 Solcher  Gewohnheit  mufste  vor  allen  Rechnung  in  Isfahan  getragen  werden, 
   wo  ein Onkel  S. M.  des  Schah  als Gouverneur und  ein  Imam Dschum’a  
 und  ein  Mudschtehid  als 'geistliche  Oberhäupter  residiren.  Man  sendete  
 nach  Landessitte  eine  Stunde  vorher  Boten  nach  den  Wohnungen  der  zu  
 Besuchenden,  liefs  anfragen,  wann  der  Empfang  genehm  sei,  setzte  sich  
 nach  eingegangener Rückantwort  hoch  zu  Rofs  und  ritt  nun,  von  Soldaten  
 und  Dienern  umgeben,  in  langsamem  Schritte  zu  den  Würdigsten  der  
 Würdigen. 
 Der  Ildkim  von  Isfahan,  der  kaiserliche  Onkel  Hanler - Mirza,  wohnte  
 ganz  in  unserer  Nähe.  Inmitten  eines  schönen  Gartens  stand  sein  Haus,  
 das  Imaret-e-sedr,  ein  altes  Erbstück  der  Sefiden-Dynastie,' aber  renovirt  
 und  wohnbar  gemacht.  In  Begleitung  des  Wezirs  erreichten  wir  den Garten  
 und  sahen  bereits  von  weitem  den  Schahzadeh,  welcher  in  der  Nähe 
 des  offenen Fensters  auf  einem  europäischen Stuhle  von Eisen  seinen Platz  
 eingenommen  hatte.  Nach  gegenseitiger  Begrüfsung  betraten  wir  das  Gemach  
 und  sahen  hier  neben dem prinzlicben Gouverneur  auf  den Teppichen  
 eine  ungewöhnliche  Fülle  von  Büchern,  Acten  und  Briefen  liegen.  Die  
 Gelehrsamkeit  und  das  Geschäftsleben  schienen  in  gleich  starker  Weise  
 vertreten  zu  sein.  Neben  Kaliun,  Thee,  Kaffee  und  Zuckerwerk  gab  es  
 eine  kurze  Unterhaltung,  die  alle  mögliche Verhältnisse  Europas  und  Persiens  
 berührte,  ohne  indefs  tieferen Anschauungen und Betrachtungen Raum  
 zu  gewähren..  Hanler  Mitza,  ist  ein Mann  von  etwa, fünfundvierzig Jahren,  
 seine  Züge  sind  mehr  freundlich  als.  geistvoll,  sein  Auge  hat  etwas  Gläsernes, 
   seinen  Mund  umspielt  das  Lächeln  angebomer Gutmüthigkeit.  Will  
 man  die  Hofetiquette  von  Isfahan  genauer  kennen  lernen,  so  wollen  wir  
 die  Bemerkung  nicht  unterdrücken,  dafs  S.  H.  weder  bei  unserem  Eintritt  
 noch  bei  unserem  Abschied  von  ihrem  eisernen  Stuhle  aufstanden.  So  
 lange  indefs  der  Besuch  währte,  waren  für  sämmtliche  Mitglieder  der  
 preufsischen  Mission  Stühle  in  Bereitschaft  gestellt  worden. 
 Vom  Schahzadeh  aus  wendeten  wir  uns  der  eigentlichen Stadt Isfahan  
 zu,  befanden uns bald  in  den bekannten Darmverschlingungen orientalischer IT  Gassen  und  Gäfschen,  und  standen  endlich  vor  dem  Thore  eines  bescheiden  
 aussehenden  Hauses,  in  welchem  der  Imam  Dschum’a  von  Isfahan,  
 Mir-Sejid-Muhammeä,  sein  Menzil  aufgeschlagen  hatte.  Wir  durften  eri  
 warten,  in  dem Hause  eines  der  höchsten mohamedanischen Religionslehrer  
 Isfahans  Zeuge  jener  Einfachheit  und  Schmucklosigkeit  zu  sein,  welche  
 einem  Hohenpriester  Gottes  so  wohl  ansteht  und  mit  unseren  Begriffen  
 über  -die  Würde  eines  Geistlichen  unzertrennlich  verbunden  ist.  Doch  
 kaum  hatten  wir  den  Fufs  in  das  Innere  des  kaum  im  Bau  vollendeten  
 Hauses  gesetzt,; als  uns  ein  Luxus  und  eine  Prachtverschwendung  in  den  
 Räumen  des  Empfangszimmers  entgegenstrahlte j  die  an  das  Boudoir  eines  
 vollständigen Elegants  erinnern  liefsen. Man stelle  sich  einen mäfsig grofsen,  
 im  Viereck  angelegten  Saal  vor,  der  sein  Licht  durch  jenes  bunte  Treib-  
 haus-Eeüster -erhält,  das  wir  bereits' öfter beschrieben haben.  Durch  Säulen  
 und  Estraden  sind  in  diesem  Saale  vier  Umgänge  oder  Seitenhallen;  gebildet, 
   mit  Nischen  und  Thüren  zu  unsichtbaren Nebengemächern.  In  der  
 Mitte  des  Sa’ales  Sprudelt  das  Wasser  einer  Fontäne  und  erfüllt  die  Luft  
 mit  Kühlung  und  Frische.  Soweit  wäre  alles  recht  gut:  bescheiden,  einfach, 
   angemessen.  Nun  kommt  aber  die  Hauptsache  nach:  die  Säulen,