eimgermafsen Luft und gewannen die nöthige Zeit, um uns in vollständiger
Ruhe des anmuthigen Aufenthaltes unter Schiräz herrlichem Himmel zu
erfreuen. Unsere Diener tummelten sich derweil im Hofe herum, rissen
als achte teheräner Kinder Orangen und Rosen von den Bäumen und Sträu-
chern los, knüpften mit den vier Ferraschen oder Lakaien des Schahzadeh
von Schiräz, die Herrn v. M. zur Aufwartung beigegeben waren, nähere
Bekanntschaft an und blähten sich in froschähnlicher Aufgeblasenheit als
Begs, als em Etwas von grofser Bedeutung, in der lächerlichsten Weise auf.
Wenn man das .Glück hat, nach beschwerlichen Märschen in Schiräz
anzulangen, da darf es wohl verzeihlich sein, den Drang nach den Sehenswürdigkeiten
der Stadt sobald als möglich zu befriedigen. So erging es
uns. Kaum hatten wir die erste Nacht-in Schiräz zugebracht, als wir
bereits am frühen Morgen auf unseren Pferden safsen, um einen Ritt
durch die Stadt nach den nahe gelegenen merkwürdigsten Punkten derselben
zu unternehmen. Wir durchzogen zunächst die engen Strafsen
des Judenviertels, in welchem unser reizendes Menzil gelegen war, freundlich
begrüfst von jüdischen Männern und Frauen, welche an den niedrigen
Thiiren ihrer Häuser standen, und wendeten uns dann durch ein
Zickzack kleiner Gassen, an deren Ecken die ’Attar's oder Apotheker ihre
Läden in Gestalt bescheidener , mit vielen Flaschen besetzter Marktbuden
aufgeschlagen hatten, dem Bazar zu. Die Menschenmenge darin war we-
nigei zahlreich, als am vorhergehenden Tage. Es war früh am Morgen
und die Mehrzahl der Bewohner daher noch in ihrer Häuslichkeit beschäftigt.
Denselben langen Weg, den wir gestern zurückgelegt hatten, mufsten
wir noch einmal, wenn auch heute in gröfserer Ruhe-, durchmessen. Bald
lag das Stadtthor hinter uns, mit seiner einsamen Palme, bald auch die
steinerne Bogenbrücke. Wir befanden uns schliefslich beinahe am Ende
der herrlichen Cypressengärten, Angesichts des Felsenthores von Allahu-
akber, als uns die Schirazer Führer nach einem rechter Hand gelegenen
Garten geleiteten, der nicht gar grofs im Viereck von einer hohen Erdmauer
umgeben war. Durch eine niedrige kleine Thür betraten wir das
Innere desselben. Wir befanden uns auf einem Begräbnifsplatze, der mit
Grabsteinen aller Zeiten und aller Formen auf das dichteste besetzt war,
die ein weiter Kranz von Hecken blühender Rosen umgab. Ein Paar Cy-
pressen und ein Wasserbassin zeigten sich zwischen den Grabstätten. Linker
Hand, nach dem Eingang zu, führte man uns nach einem vor allen
übrigen sich auszeichnenden Grabdenkmale, das aus einer mächtigen Platte
wohlgeschliffenen, gelblichen, geäderten Marmors aus den Steinbrüchen bei
Jezd bestand, auf welcher in erhabener Art und in den schönsten persischen
Schriftzügen lange Inschriften eingemeifselt waren. Wir standen vor dem
Grabe des Dichterfürsten Hdfiz, dessen Gesänge seiner Vaterstadt den höchsten
Ruhm verliehen haben. Iläfiz und Schiräz, beide sind sie unzertrennlich
geworden. Obschon seit langen Zeiten im Schoofs der kühlen Erde
ruhend (e r starb bekanntlich im Jahre 1388 der christlichen Aera) hat
Hdfiz, oder wie er mit seinem eigentlichen Namen hiefs Scherns-ed-din
(Sonne des Glaubens) Muhammed die Unsterblichkeit durch seine Lieder
erreicht, deren begeisterungsvoller Schwung noch heute den Perser mit unbeschreiblicher
Wonne erfüllt. Der Derwisch Hdfiz, dessen Bild wir nach
einem alten persischen Gemälde hier anfügen, hat in seinen erotischen
Liedern zwar nur die Liebe und den Wein gepriesen, allein die feurige